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Philosophie der Maschine
Philosophie der Maschine




Martin Burckhardt

Matthes & Seitz
EAN: 9783957574763 (ISBN: 3-9575747-6-5)
360 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Juni, 2018

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Vor dem Hintergrund einer Geschichte der Maschine verdeutlicht der Kulturtheoretiker und Technikphilosoph Martin Burckhardt in dieser Grundlegung den so langsam wie unweigerlichen Rückzug der Philosophie und die gleichzeitige Explosion maschineller Intelligenzen.
Rezension
Der Mensch wird sich, ob er es will oder nicht, der Herrschaft der Maschinen unterwerfen, behauptet mancher „Digitalist“. Das „Mängelwesen“(Gehlen) Mensch kann durch die Verschmelzung mit digitalisierten Geräten nicht nur optimiert, sondern sogar unsterblich gemacht, träumen Transhumanisten. Vor solchen, zum Teil religiös geprägten Vorstellungen im digitalen Zeitalter, die auf eine Unterordnung des Menschen unter die Technik hinauslaufen, warnt der Kulturtheoretiker Martin Burckhardt (*1957) in seinem neuen Buch „Philosophie der Maschine“.
Dazu deckt er in seiner Technologiegeschichte ideologiekritisch die an Maschinen geknüpften menschlichen Projektionen auf, die dem kulturellen Gedächtnis selten präsent sind. Nach Burckhardt zeigen Maschinen grundsätzlich ein Doppelgesicht. Einerseits verkörpern sie höchste Rationalitätsansprüche, andererseits dienen sie zur Befriedigung religiöser bzw. metaphysischer Bedürfnisse. Unter dem Titel „Digitale Metaphysik“ veröffentliche Burckhardt bereits 1988 in der Kulturzeitschrift „Merkur“ eine lesenswerte philosophische Betrachtung des Computers; seitdem legte er zahlreiche Schriften zur Technikphilosophie vor.
In seinem jüngst erschienenen Buch wird von ihm die Geschichte der ‚Maschinenphilosophie‘ von ihren Anfängen im antiken Griechenland bis hin zur Gegenwart aufschlussreich nachgezeichnet. Durch luzide „Gedankenarchäologie“(S. 290) der frühgriechischen Kulturgeschichte, zum Beispiel der Mythen zur Zeugung des Gottvaters Zeus oder zur Kopfgeburt der Athene, kann er darlegen, dass die Philosophie der Maschine, deren Hauptkennzeichen die List der Naturbeherrschung ist, entscheidenden Einfluss auf die kulturelle, gesellschaftliche und politische Entwicklung des Abendlandes hatte. Die griechische Mathematik trug aufgrund der in mathematischen Formeln ausgedrückten Enttemporalisierung wesentlich zur Ausbildung eines ‚Maschinen-Weltbildes‘ bei. Dabei wäre es angebracht gewesen, den Unterschieden zwischen klassischer Axiomatik eines Euklid und moderner, formaler Axiomatik eines David Hilbert, mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Fazit: Mit seinem Buch „Philosophie der Maschine“, erschienen bei „Mathes & Seitz“, liefert Martin Burckhardt einen fundierten und reflektierten Beitrag zur „Phänomenologie der Maschine“, den Philosophiestudierende und Philosophielehrkräfte mit Gewinn lesen werden, weil er bisher neue oder wenig bekannte Perspektiven auf die digitalen Medien eröffnet. Hervorzuheben ist an dem anspruchsvollen Werk die produktive, interdisziplinäre Verknüpfung von Geistesgeschichte, Philosophiegeschichte, Technikphilosophie sowie Philosophie der Mathematik. Burckhardts großer Essay enthält auch manchen Abschnitt, der sich für anregende Diskussionen im Philosophieunterricht über Technik- und Medienphilosophie eignet, um Schülerinnen und Schüler dafür zu sensibilisieren, dass das Maschinendenken ein Produkt des analogen Menschen ist.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Verlagsinfo
Die Maschine ist die große Unbekannte des Denkens. Wen dies sonderbar anmutet, weil man ihr als Metapher überall begegnet, werfe einen Blick auf unser Bild von Gott : Nacheinander wurde er von der Kultur zum Theaterereignis, zum Uhrmacher und schließlich zum Programmierer umgeschult. Worin liegt der philosophische Nerv der Maschine, dieser großen Unbekannten des Denkens ? Ausgehend von der Rätselfrage des ›deus ex machina‹ wird der Leser in kurzen, prägnanten Abschnitten mit dem ›Denken ohne Denker‹ konfrontiert. Über die historischen Exkursionen hinaus führt Martin Burckhardt in dieser philosophischen Grundlegung den Leser in die Gegenwart auf den so langsamen wie unweigerlichen Rückzug der Philosophie und der gleichzeitigen Explosion maschineller Intelligenzen hin. Die Maschine ist kein technisches Gadget mehr, sondern längst zur geistigen Größe geworden. Sie ist das Unbewusste der Philosophie, der Gesellschaft überhaupt. Würde der Geist der Maschine freigesetzt, wäre endlich eine nun von allem metaphysischen Ballast befreite, radikal geistesgegenwärtige Philosophie denkbar.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 7
2. Phänomenologie der Maschine 20
3. In den Katakomben der Metaphysik 34
4. Vom Kunststoffgott 45
5. Die Kunst des Vergessens 57
6. Metempsychose der Zeichen 70
7. Soziplastik 83
8. Rätsel der Unendlichkeit 101
9. Die Untoten der Philosophie 114
10. Dämonisierung der Welt 136
11. Die Politik des Himmels 153
12. Weltherrschaftsmaschine 167
13. Der Rest der Welt 190
14. Unter Strom 206
15. Im Innern des Panoptikums 218
16. Eine kurze Geschichte der Digitalisierung 234
17. Im Maschinenraum 256
18. Der Abgesang der Philosophie 282

Anmerkungen 305