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Oben Erde, unten Himmel Roman Milena Michiko Flašar
Oben Erde, unten Himmel
Roman


Milena Michiko Flašar
Wagenbach
EAN: 9783803133533 (ISBN: 3-8031-3353-X)
304 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Februar, 2023

EUR 26,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
»Alleinstehend. Mit Hamster«, so beschreibt sie sich selbst. Suzu lebt in einer japanischen Großstadt. Unscheinbar. Durchscheinend fast. Der neue Job aber verändert alles. Ein umwerfender Roman über Nachsicht, Umsicht und gegenseitige Achtung.

„Leben probiert man nicht aus. Man lebt es einfach. Es gibt keine Generalprobe. Keine Wiederholungen.“
Rezension
Einsamkeit bereitet(e) vielen Menschen auf der Welt - gerade in der Zeit der Corona-Pandemie - große Probleme. In Großbritannien wurde zur Bewältigung der Problematik sogar ein eigenes Ministerium eingerichtet. Im Japanischen gibt es für den Tod von Menschen, die sozial isoliert lebten und nach ihrem Ableben erst nach längerer Zeit gefunden wurden, sogar ein eigener Begriff: „Kodokushi“. Um diesen einsamen Tod von Menschen dreht sich der neue Roman „Oben Erde, unten Himmel“ von Milena Michiko Flašar (*1980). Erschienen ist das Buch im Verlag Klaus Wagenbach, der jungen Autor:innen ein Forum zur Publikation ihrer Literatur bietet. In dem Berliner Verlag liegen von der japanisch-österreichischen Schriftstellerin auch die preisgekrönten und in weitere Sprachen übersetzten Romane „Ich nannte ihn Krawatte“(2012) und „Herr Kato spielt Familie“(2018) vor.
Im Zentrum ihres jüngsten Werks steht Suzu Takada, die Ich-Erzählerin. Sie behauptet zu Beginn des Romans von sich: „Nach wie vor bin ich kein Mensch, der viel Gesellschaft um sich braucht. Anders als früher brauche ich jedoch welche, und die Erkenntnis, das dem so ist, hat meinem Leben eine neue Richtung gegeben. Davor glich es einer Einbahnstraße, auf der nur ich allein unterwegs war.“(S. 11) Von dieser biographischen Entwicklung der Hauptprotagonistin, von ihren Berufswechseln und (gescheiterten) Beziehungen zu anderen Personen, handelt der Roman. Einen Wendepunkt erfährt Takada durch ihren neuen Job als „Reinigungskraft für Aufräumarbeiten“ bei Herrn Sakai. Zusammen mit einem jungen philosophierenden Menschen, welcher auch den Nachnamen Takada trägt, hat sie die Aufgabe die Wohnungen von „Kodokushi-Menschen“ zu reinigen. Leser:innen erhalten durch Flašars in lakonischer Sprache verfasstes Buch zugleich einen tiefen Einblick in die japanische Kultur und Arbeitswelt. Lehrkräfte der Fächer Deutsch, Literatur und Psychologie werden durch den Roman motiviert, sich in ihrem Unterricht mit dem existenziellen Thema „Einsamkeit“ problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Das Werk „Oben Erde, unten Himmel“ von Milena Michiko Flašar beleuchtet das einsame Sterben einfühlsam. Nach der Lektüre des Buches wird jede und jeder Einsamkeit mit ganz anderen Augen betrachten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Milena Michiko Flašar
Oben Erde, unten Himmel
Quartbuch. 2.2.2023
304 Seiten. Gebunden mit Schutzumschlag
Buch 26,– € / E-Book 22,99 €
ISBN 978-3-8031-3353-3
sofort lieferbar
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als ePub kaufen (22,99 €)

»Alleinstehend. Mit Hamster«, so beschreibt sie sich selbst. Suzu lebt in einer japanischen Großstadt. Unscheinbar. Durchscheinend fast. Der neue Job aber verändert alles. Ein umwerfender Roman über Nachsicht, Umsicht und gegenseitige Achtung.

Herr Ono ist unbemerkt verstorben. Allein. Es gibt viele wie ihn, immer mehr. Erst wenn es wärmer wird, rufen die Nachbarn die Polizei. Und dann Herrn Sakai mit dem Putztrupp, zu dem Suzu nun gehört. Sie sind spezialisiert auf solche Kodokushi-Fälle. »Fräulein Suzu«, wie der Chef sie nennt, fügt sich widerstrebend in die neuen Aufgaben. Es braucht dafür viel Geduld, Ehrfurcht und Sorgfalt, außerdem einen robusten Magen. Die Städte wachsen, zugleich entfernt man sich voneinander, und häufig verschwimmt die Grenze zwischen Desinteresse und Diskretion.

Suzu lernt schnell. Und sie lernt schnell Menschen kennen. Tote wie Lebendige, mit ganz unterschiedlichen Daseinswegen. Sie sieht Fassaden bröckeln und ihre eigene porös werden. Und obwohl ihr Goldhamster sich neuerdings vor ihr versteckt, ist sie mit einem Mal viel weniger allein.

Milena Michiko Flašar hat eine frische, oft heitere Sprache für ein großes Thema unserer Zeit gefunden. Und sie hat liebenswert verschusselte Figuren erschaffen, die man gern begleitet. Ein unvergesslicher, hellwacher Roman über die ›letzten Dinge‹.