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Metzler Lexikon jüdischer Philosophen
Philosophisches Denken des Judentums von der Antike bis zur Gegenwart
Herausgegeben von Andreas B. Kilcher und Otfried Fraisse unter Mitarbeit von Yossef Schwartz
Verlag J. B. Metzler
Andreas Kilcher, Otfried Fraisse (Hrsg.)
Verlag J. B. Metzler
EAN: 9783476017079 (ISBN: 3-476-01707-9)
476 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, 2003
EUR 64,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Das Lexikon umfaßt ein Feld philosophischen Denkens, das 1933 ausgegrenzt und später weitgehend vergessen, in dieser umfassenden Übersicht in deutscher Sprache seither nicht beschrieben wurde: das philosophische Denken des Judentums.
In den 189 Porträts von Philon von Alexandrien bis Jacques Derrida geht es nicht um bloße biographisch-bibliographische Artikel, sondern um intellektuelle Profile, d. h. um die vielfältigen philosophischen Interpretationen des Judentums im Spiegel der theologischen und philosophischen Bestimmung der jeweiligen Denker und Denkerinnen. –
An dem Lexikon haben 86 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa, Israel und den USA mitgearbeitet.
Rezension
Jüdisches Denken wird im schulischen Unterricht nur am Rande behandelt. Welche vielfältigen Formen es von der Antike bis zur Gegenwart angenommen hat demonstriert das 2003 von Andreas B. Kilcher und Otfried Fraisse herausgegebene „Metzler Lexikon jüdischer Philosophen“. Dieses Werk bildet das Pendant zum 2000 erschienenen „Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur“. Eingeleitet wird das Werk zu den jüdischen Philosophen mit einer Abhandlung des Literaturwissenschaftlers Kilcher, in der dieser „jüdische Philosophie“ bestimmt als „philosophisches Denken von Juden über das Judentum“ (S. XVI) Deshalb wurden in das „Lexikon jüdischer Philosophen“ nur Einträge zu Juden aufgenommen, die entweder über das Judentum reflektieren oder die in ihren Schriften Motive jüdischer Theologie rezipieren. Zur erstgenannten Gruppe zählen beispielsweise der Aufklärungsphilosoph Moses Mendelssohn und der Begründer des Zionismus Theodor Herzl. Als Vertreter der zweiten Gruppe seien hier nur genannt Theodor W. Adorno, für dessen Werkverständnis das biblische Bilderverbot zentral ist, sowie Walter Benjamin, dessen Geschichtsphilosophie Einflüsse jüdischer Theologie aufweist. Man denke nur an seine Schrift „Über den Begriff der Geschichte“.
Das Lexikon, mit dem keine enzyklopädische Vollständigkeit angestrebt wird, enthält Artikel zu 189 ausgewählten repräsentativen Vertretern. Man findet zum Beispiel Porträts zu dem hellenischen Philosophen Philon von Alexandrien, dem Historiker Flavius Josephus, dem Religionsphilosophen Moses Maimonides, dem Pantheisten Baruch de Spinoza, dem Psychologen Moritz Lazarus, dem neukantianischen Philosophen Hermann Jecheskel Cohen, dem Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freund, dem deutschen Außenminister Walter Rathenau, dem neukantianischen Pädagogen Jonas Cohn, dem Lebensphilosophen Theodor Lessing, dem Theologen Leo Baeck, dem Dialogphilosophen Martin Buber, zu Kafkas Nachlassverwalter Max Brod, dem Philosophen Ernst Bloch, dem Sozialphilosophen Max Horkheimer, dem Denker modernen Judentums Gershom Scholem, dem Neopsychoanalytiker Erich Pinchas Fromm, dem Verantwortungsethiker Hans Jonas, dem Alteritätsphilosophen Emmanuel Lévinas, der Totalitarismusforscherin Hannah Arendt und zu den Vertretern der Postmoderne Jean-François Lyotard und Jacques Derrida.
Die einzelnen Artikel, welche von 86 ausgewiesenen Experten aus Europa, Israel und den USA verfasst wurden, sind nicht alphabetisch angeordnet, sondern chronologisch nach den Geburtsdaten der Denker. Zum besseren Finden einzelner Personen ist dem Lexikon eine alphabetische Artikelliste vorangestellt. Jeder der vier bis zehnspaltigen Artikel, die gut verständlich geschrieben sind, enthält zunächst einen biographischen Abriss des behandelten Philosophen und darauf entweder eine Darstellung seines Beitrags zur Reflexion des Judentums oder eine Interpretation des Einflusses jüdischer Theologie auf sein Denken. Kurze bibliographische Angaben beschließen die einzelnen Beiträge.
Die im Lexikon präsentierten intellektuellen Profile erinnern an die Bedeutung des jüdischen Denkens für die europäische Geistesgeschichte und für die deutsche Geistesentwicklung. Jüdisches Denken, dieses wird anhand der Artikel deutlich, bewegt sich im Spannungsfeld von Tradition und Moderne. Das „Metzler Lexikon jüdischer Philosophen“ hilft dem Lehrer bei Unterrichtseinheiten zum Judentum und zur Religionsphilosophie. Jedem Philosophie-, Ethik- und Religionslehrer, der sich mit dem (religions)philosophischen Denken des Judentums im Unterricht beschäftigt, kann dieses Werk nur empfohlen werden.
Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Verlag J.B. Metzler
Pressestimmen
Es kann als das beste Buch bezeichnet werden, das seit 1933 zur jüdischen Philosophie geschrieben worden ist: "Metzlers Lexikon jüdischer Philosophen". Dieses Lexikon erhebt nicht den Anspruch, eine "Gesamtdarstellung" der jüdischen Philosophie zu sein, doch ist es de facto eine Gesamtdarstellung... Dieses informative Werk zur jüdischen Philosophie ist von jedem Studenten und Forscher, der sich mit jüdischer Philosophie beschäftigt, zu befragen; selbst im Hebräischen gibt es eine solche umfassende und gründliche Darstellung der jüdischen Philosophie nicht. Das Lexikon ist ein Meilenstein auf dem Gebiet der Geschichte der Philosophie. FAZ
Es beschäftigt sich mit der jüdischen Philosophie von der Antike über das Mittelalter bis zur Gegenwart. Die 180 Beiträge wurden von 86 kompetenten Autorinnen und Autoren verfasst. Entscheidend für die Aufnahme in das Lexikon war die Frage, ob sich die jüdischen Philosophen in ihren Werken mit dem Judentum auseinander gesetzt haben. Tages-Anzeiger Zürich
Das Lexikon, an dem renommierte Judaisten aus Deutschland, den USA und Israel mitgeschrieben haben, ist ein wichtiges Nachschlagewerk, das eine Lücke schliesst. NZZ
Die Porträts und Werkbeschreibungen sind durchweg gut lesbar, oft sogar spannend. Denn nicht selten verliefen die Biographien jüdischer Philosophen, besonders wenn sie in Umbruchzeiten lebten, geradezu abenteuerlich. Das Lexikon entpuppt sich mit seinem ausführlichen Anhang, der nichts zu wünschen übrig läßt, als eine wahre Fundgrube für Forscher, Kenner und Liebhaber jüdischen Denkens und solche, die es werden wollen. Philosophischer Literaturanzeiger
Ein wirklich unentbehrliches Kompendium für alle, die sich mit europäischer Geistesgeschichte im weitesten Sinne befassen. Gnostika
Der Band umfasst eine enzyklopädische Darstellung des gesamten philosophischen Denkens des Judentums. In rund 190 Porträts von Autoren und Texten stellt das Lexikon das Spektrum jüdischen Denkens von der Antike bis zur Gegenwart vor. Erbe und Auftrag
Die Konzentration der Herausgeber auf diejenigen jüdischen Denker, die ihr Judentum philosophisch reflektieren bzw. Elemente der jüdischen Theologie in den philosophischen Diskurs der Moderne transferieren bzw. integrieren, ist einleuchtend und plausibel begründet und schärft die Wahrnehmung der schier glaublichen Vielfalt jüdischer Denkmodelle von der Antike bis in die (Post-)Moderne. Das große Verdienst dieses Lexikons liegt allerdings nicht nur in der Vielzahl kenntnisreicher, informativer und gut lesbarer Artikel, die ihm zukünftig einen unbestreitbaren Platz in den Forschungsdebatten sichern werden, sondern auch in der unumgänglichen Bescheidenheit, auf eindeutige und endgültige Definitionen zu verzichten. literaturkritik.de
Der hier zu besprechende Band ist Teil eines umfassenden Projekts des Metzler Verlags, welches im Frühjahr 2000 mit der Veröffentlichung des hervorragenden "Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur" begonnen hat. Es ist das erklärte Ziel dieses Projekts, "Denker und Schriftsteller des Judentums lexikographisch darzustellen"... JUDAICA
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung VI
Einleitung VII
Zum Begriff der jüdischen Philosophie VII
Zur Geschichte der jüdischen Philosophie XIX
Zur Umschrift hebräischer und arabischer Wörter und Namen XXIII
Siglen der wissenschaftlichen Zeitschriften und Lexika XXIV
Artikelliste (chronologisch) XXV
Artikelliste (alphabetisch) XXVIII
Weiterführende Bibliographie 463
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 465
Namenregister 467
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