lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Martin Niemöller Ein Leben in Opposition
Martin Niemöller
Ein Leben in Opposition




Benjamin Ziemann

Deutsche Verlags-Anstalt , Random House
EAN: 9783421047120 (ISBN: 3-421-04712-X)
640 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 23cm, August, 2019, mit Abbildungen

EUR 39,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Leben einer Jahrhundertgestalt: die erste umfassende Biographie

Der Pfarrer Martin Niemöller (1892-1984) ist als Mitbegründer der Bekennenden Kirche und durch seine Reden zur Schuld der Deutschen nach 1945 bekannt. Dabei war er als Student in völkischen und antisemitischen Parteien und Verbänden aktiv und begrüßte 1933 die NS-Machtergreifung. Auch nach 1945 trat seine Judenfeindschaft wiederholt hervor. Benjamin Ziemann rekonstruiert die Biographie eines streitbaren Kirchenpolitikers und Nationalisten, der die Weimarer Republik ebenso ablehnte wie Adenauers Politik der Westbindung und den Parteienstaat der Bundesrepublik. Nach 1945 wurde Niemöller zum Pazifisten – und blieb doch dem Habitus des kaiserlichen Marineoffiziers treu. In diesem Leben voller dramatischer Momente, Widersprüche und persönlicher Krisen werden die Umbrüche und Kontinuitäten der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert anschaulich.

»Dies ist die definitive Niemöller-Biographie. An die Stelle des nach 1945 entstandenen Bildes eines Helden des Widerstands gegen das NS-Regime tritt eine ebenso ungeschönte wie überzeugende Deutung. Benjamin Ziemann betont den mit Inbrunst vertretenen protestantischen Nationalismus, kulturellen Antisemitismus und die Ablehnung der liberalen Demokratie als jene Grundhaltungen Niemöllers, die seinen oft widersprüchlich erscheinenden Gedanken und Taten bis weit nach 1945 Konsistenz verliehen.«

Ian Kershaw

Benjamin Ziemann, Prof. Dr., ist Professor für Neuere deutsche Geschichte an der University of Sheffield. Er hat zahlreiche Bücher zur deutschen und europäischen Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert veröffentlicht, u.a.: Veteranen der Republik. Kriegserinnerung und demokratische Politik 1918-1933, Bonn 2014; Gewalt im Ersten Weltkrieg. Töten – Überleben – Verweigern, Essen 2013; Sozialgeschichte der Religion. Von der Reformation bis zur Gegenwart, Frankfurt/M. 2009. Seine große Biographie über Martin Niemöller erscheint im Herbst 2019.
Rezension
Hiermit liegt endlich eine umfassende Biographie zu einem höchst widersprüchlichen protestantischen Kirchenmann aus der Zeit des 1. Weltkriegs, der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus, des 2. Weltkriegs und der frühen Bundesrepublik Deutschland vor: der U-Boot Kommandant, Pfarrer, Vertreter der Bekennenden Kirche, KZ-Häftling und spätere Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und Präsident im Ökumenischen Rat der Kirchen Martin Niemöller (1892-1984). Als Student war er in völkischen und antisemitischen Parteien und Verbänden aktiv und begrüßte 1933 die NS-Machtergreifung. Er entwickelte sich während des Kirchenkampfes und seit 1938 als Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen vom Nationalisten und Judenfeind allmählich zum Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, engagiert sich nach 1945 für eine Neuordnung der Evangelischen Kirche und trat in der Friedensbewegung als Pazifist gegen die Wiederbewaffnung der BRD in Erscheinung. Der Autor rekonstruiert die Biographie eines streitbaren Kirchenpolitikers und Nationalisten, der die Weimarer Republik ebenso ablehnte wie Adenauers Politik der Westbindung und den Parteienstaat der Bundesrepublik. Nach 1945 wurde Niemöller zum Pazifisten – und blieb doch dem Habitus des kaiserlichen Marineoffiziers treu. Das nach 1945 aufgebaute Bild eines Helden des Widerstands gegen das NS-Regime bricht mit dieser Biographie in sich zusammen; protestantischer Nationalismus, kultureller Antisemitismus und Ablehnung der liberalen Demokratie prägen Niemöller bis weit in die Nachkriegszeit.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7

Teil I
PROTESTANTISCHER NATIONALISMUS IN KAISERREICH UND REPUBLIK 19

1 Eine Jugend im evangelischen Pfarrhaus 21
2 Als Offiziersanwärter in der Kaiserlichen Marine 35
3 »Gott strafe England«: Nationalismus und Krieg 1914 bis 1918 59
4 Theologiestudium und Konterrevolution 1919 bis 1923 89
5 Innere Mission und Volksgemeinschaft 1924 bis 1931 121
6 Pfarrer in Berlin-Dahlem 1931/32 145

Teil II
KIRCHENSTREIT UND GLAUBENSKRISE IM »DRITTEN REICH« 169

7 Die NS-Machtergreifung 1933 als »protestantisches Erlebnis« 171
8 Die Anfänge des Kirchenstreits 195
9 Der Aufbau der Bekennenden Kirche 1934 225
10 Die Spaltung der Bekennenden Kirche 1935/36 257
11 Verhaftung und Prozess 1937/38 287
12 KZ-Haft als »persönlicher Gefangener des Führers« 1938 bis 1945 311

Teil III
KIRCHE, FRIEDENSPOLITIK UND ÖKUMENE NACH 1945 357

13 Der verzögerte Neuanfang: Übergänge und Kontroversen 359
14 Wiederbeginn und Erneuerung in der evangelischen Kirche 383
15 Der politische Pastor: Niemöller als Kritiker der Bundesrepublik 421
16 Pazifismus: Niemöller im Kampf gegen atomare Rüstung 447
17 »Die Welt ist meine Pfarrei«: ökumenische Arbeit 475
18 Hoffnungen und Enttäuschungen im hohen Alter 497

Schluss
Ein Leben in Opposition 513

Anhang 523

Dank 525
Abkürzungen 527
Anmerkungen 531
Quellen und Literatur 599
Personenregister 625
Bildnachweis 637