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Markus und Paulus
Die beiden ältesten erhaltenen literarischen Werke und theologischen Entwürfe des Urchristentums im Vergleich
Heidrun E. Mader
Reihe: Biblische Zeitschrift Supplements
Ferdinand Schöningh
EAN: 9783506704795 (ISBN: 3-506-70479-6)
354 Seiten, hardcover, 16 x 24cm, Dezember, 2020
EUR 120,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
In welcher Beziehung stehen das früheste Evangelium, das des Markus, und die ersten Gemeindebriefe des Apostels Paulus zueinander?
Heidrun E. Mader gibt einen umfassenden Überblick über die Beziehung zwischen den Paulusbriefen und dem Markusevangelium. Sie integriert mehrere Themen, die Paulus und Markus in ähnlicher Weise behandeln, zu einem konsistenten Gesamtbild. Dabei kommen zur Sprache: der universalistische Begriff Evangelium; die Integration paganer Christusgläubiger; die Stellung der Tora im frühchristlichen Gemeinschaftsleben; die zentrale Rolle des Kreuzes. Mader zeigt, dass es spezifische und exklusive Übereinstimmungen zwischen Paulus und Markus gibt, die über Gemeinsamkeiten mit anderen antiken Schriften hinausgehen.
Die Ergebnisse lassen jedoch nicht zwingend auf eine direkte literarische Abhängigkeit schließen. Die paulinische Theologie könnte auch mündlich übermittelt worden sein, insbesondere wenn die Hypothese zutrifft, dass Markus in Rom lebte, so dass er Anfang der 60er Jahre Paulus selbst in Rom hören konnte.
Rezension
Beim "Erstkontakt" mit dem anzuzeigenden Werk tut es einfach nur gut, wieder einmal solch ein hochwertiges Produkt in den Händen zu halten: ein fester Einband, sauberes Druckbild, hohe Papierqualität - äußerlich zweifellos beeindruckend. Und auch inhaltlich überzeugt die Untersuchung, die an der Universität Heidelberg als Habilitationsschrift angenommen wurde.
Die Schriften von Paulus und "Markus" einem Vergleich zu unterziehen, ist an sich schon eine spannende Idee, weil die beiden zu den frühesten christlichen Autoren zählen und zudem - je nach zeitlicher Ansetzung der Verfasserschaft - nur wenige Jahre auseinander liegen. Die Autorin unternimmt den Vergleich im Wesentlichen in drei Anläufen: über den Evangeliumsbegriff, über die Frage der Öffnung der Mission zu den nichtjüdischen Völkern und über den Umgang mit den Vorschriften der Tora.
Deutlich wird von der Verfasserin herausgearbeitet, inwiefern der Begriff des Evangeliums bei Paulus und Markus parallel und unterschiedlich verwendet wird - als formale Bezeichnung wie als Inhalt der frohen Botschaft über den Messias, bei Paulus allerdings weniger an die Figur Jesus von Nazareth geknüpft (Kap.2). Von Paulus wie von Markus wird dieser Begriff des Evangeliums auf eine universale Perspektive erweitert, wenn auch nichtjüdische Christen deutlich in den Fokus gezogen werden. Paulus wie Markus erarbeiten hier ein inklusives Programm, was die Verfasserin besonders an den Texten Röm.1,16f und Mk.6-9 verdeutlicht (Kap.4). Mit der Frage, wie das Urchristentum mit der Beziehung von nichtjüdischen Christen und der Tora umgeht, betreten wir eine der spannendsten und einflussreichsten Phasen der Kirchengeschichte. Und auch bezüglich der Bewertung der Tora stellt die Verfasserin große Parallelen zwischen Paulus und Markus fest (Kap.5, besonders deutlich S.213f): Markus verwende das paulinische Argumentationsergebnis, dass die Toravorschriften nicht heilsrelevant sind und projiziere es in die Geschichte über den irdischen Jesus zurück (bes. S.218).
Damit betritt die Verfasserin kein wissenschaftliches Neuland, wie sie selbst aufzeigt (Kap.3), vermag aber Gründe aufzuzeigen, inwiefern Markus von paulinischem Denken direkt beeinflusst ist.
Holger Zeigan, www.lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1 Von Paulus zu Markus - Einleitung
1.1 Hinführung
1.2 Ziele der Arbeit und methodologische Reflexion
2 Vom Brief zum Evangelium
2.1 Die Gattungen
2.2 Der gattungsprägende Evangeliumsbegriff in seiner Bedeutung für Autoren und Hörerschaften
2.3 Inhaltliche und methodologische Schlussfolgerungen
3 Forschungsgeschichte
3.1 Von Gustav Volkmar zu Martin Werner
3.2 Methodologische Reflexionen zu Gustav Volkmar und Martin Werner
3.3 Zum Verhältnis zwischen Markus und Paulus nach Gustav Volkmar und Martin Werner bis heute
3.4 Einordnung des eigenen Ansatzes in die Forschungsgeschichte
4 der theologische und gemeindepraktische Umgang mit den paganen Christusgläubigen bei Paulus und Markus
4.1 Die Evangeliumsverkündigung unter der paganen Bevölkerung bei Paulus
4.2 Jüdische und pagane Bevölkerung im Markusevangelium
4.3 Paulinische Bezüge in den markinischen Narrativen zu der Speisetora, der Syrophönizerin und den Speisungen
4.4 Ergebnis
5 Tora und Christusmimesis bei Paulus und Markus
5.1 Markus` Umgang mit den Geboten der Tora
5.2 Paulus` Umgang mit der Tora: Schnittmengen mit Markus
5.3 Ergebnis
6 Vom Verstehen und Nichtverstehen des Mysteriums: Verbindungen zwischen dem paulinischen Wort vom Kreuz (I Kor 1-3) und dem markinischen Sämannsgleichnis (Mk 4,1-20)
7 Schlussbetrachtung
Literatur
Stellenregister
Personen- und Sachregister
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