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Man redet immer zu viel Gespräche über das Leben, die Kunst und die Photographie 1951-1998
Man redet immer zu viel
Gespräche über das Leben, die Kunst und die Photographie 1951-1998




Henri Cartier-Bresson

Schirmer-Mosel
EAN: 9783829608688 (ISBN: 3-8296-0868-3)
216 Seiten, hardcover, 12 x 19cm, März, 2020

EUR 24,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Ich bin ein visueller Typ. Ich begreife durch die Augen.“

Henri Cartier-Bresson
Rezension
Photographie ist „ein Mittel, die Welt zu befragen und sich dabei selbst zu befragen“. Diese Erkenntnis formulierte Henri Cartier-Bresson (1908-2004) in einem Gespräch aus dem Jahre 1979. Der Photograph gilt als das „Auge des Jahrhunderts“ und als der „Meister des entscheidenden Augenblicks“. Zu seinen Photographien, die ikonischen Status erlangten, zählen zum Beispiel seine Werke: „Hyères“(1932), „Hinter dem Gare Saint-Lazare“(1932), „Allée du Prado“(1932), „Brüssel“(1932), „Mexiko“(1934), „Jean-Paul Sartre“(1946), „Henri Matisse“(1944), „The Bowery“(1947), „Die Einäscherung Ghandis“(1948), „Goldverkauf in den letzten Tagen des Kuomintang“(1948/49), „Berkeley“(1967), „Brie“(1968) oder „Zelle in einem ‚vorbidlichen‘ Gefängnis“(1975). Als Sujet seiner Photographie identifizierte Cartier-Bresson die Menschlichkeit. Authentizität galt ihm als die „größte Tugend der Photographie“, die Kamera als die „optische Verlängerung des Auges“.
Möchte man Genaueres über sein photographisches Selbstverständnis, über seine künstlerische Entwicklung und seine Biographie erfahren, empfiehlt es sich die mit ihm geführten Gespräche und Interviews zu lesen, die allerdings oftmals schwer zugänglich sind. Zwölf von ihnen wurden anlässlich der Ausstellung zu dem Künstler in Paris und Madrid 2014 in dem Werk „Henri Cartier-Bressons. ‚Voir es tun tout‘. Entretiens et conversations (1951-1998)“ von Clément Chéroux und Julie Jones herausgegeben. Dem renommierten Kunstverlag Schirmer/Mosel kommt das Verdienst zu, diesen für die Photographiegeschichte wichtigen Band erstmals - in der deutschen Übersetzung von Marion Kagerer und Michaela Angermair - unter dem Titel „Man redet immer zu viel. Gespräche über das Leben, die Kunst und die Photographie 1951-1998“ dem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen.
In den Gesprächen gibt der Fotokünstler Auskunft über seine Vorbilder und Einflüsse auf sein Werk. Er begründet ausführlich: die Konzentration auf Schwarz-Weiß-Photographien, die Benutzung der Leica, den Verzicht auf Blitzlicht und Filter, sowie die von ihm bevorzugten Objektive. Besondere Bedeutung für die Theoriegeschichte der Photographie kommt seinen reflexiven Ausführungen über die Photopraxis zu: über die Intuition, über die 25stel Sekunde, über die Geometrie von Bildern, über die Verantwortung von Photographen, über Peter Herrigels Buch „Zen in der Kunst des Bogenschießens“ als Grundlage des Photographenberufs und über das Verhältnis von Politik und Photographie. Außerdem enthält das Buch als Anhang eine Auswahlbibliographie der Gespräche Cartier-Bressons. Für Kunstlehrkräfte, die sich in ihrem Unterricht mit dem Medium Photographie fundiert auseinandersetzten möchten, ist Cartier-Bressons Gesprächsband ein hervorragendes Hilfsmittel zur Erschließung seines Werks.
Fazit: Henri Cartier-Bressons Gespräche, veröffentlicht unter dem Titel „Man redet immer zu viel“, ist eine empfehlenswerte Anschaffung für alle, die sich für Theorie und Geschichte der Photographie interessieren.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Gespräche über das Leben, die Kunst und die Photographie 1951-1998
„Ich bin ein visueller Typ. Ich begreife durch die Augen“ – Henri Cartier-Bresson (1908–2004), Meister des "entscheidenden Augenblicks" und Mythos "malgré lui", machte das photographische Bild zur Sprache seiner Wahl. Seinem Bekenntnis treu, hat er ein gewaltiges photographisches Werk in Schwarzweiß geschaffen, das stilprägend für das 20. Jahrhundert wurde, seine Bildbände sind „Bibeln“ der photographischen Zunft. Schriftlich hat er sich nur wenig über seine Tätigkeit geäußert, Worte zu seinen Bildern zu finden überließ er befreundeten Schriftstellern und der Kunstwissenschaft.
In Interviews und Gesprächen hingegen gab er freimütig Auskunft – seit seiner epochalen Ausstellung 1947 im New Yorker MoMA war er ein begehrter Interviewpartner von Journalisten und Spezialisten aus aller Welt. Mit Verve und Esprit, Temperament und Humor erzählt er dort von seiner Herkunft, prägenden Einflüssen durch Kubismus und Surrealismus, Lehrjahren im Film bei Jean Renoir, frühen Abenteuerreisen nach Afrika und Mexiko, seiner geliebten Leica-Kamera, Kriegsgefangenschaft und Résistance, der Gründung der Agentur "Magnum", Reisen nach Indien, China, Kuba und in die Sowjetunion, der Begegnung mit Gandhi, Fidel Castro und dem Dalai Lama; er spricht über die Lust am Photographieren „auf leisen Sohlen“, Stil und Ethos, Intuition und Geometrie, Komposition und Bildausschnitt, seine Verehrung für die Malerei und die Hinwendung zur Zeichnung im Alter. Dabei rückt er so manche Legende um seine Person zurecht.
Unser Band versammelt zwölf große, seit der Erstveröffentlichung meist schwer zugängliche Interviews aus knapp fünfzig Jahren. Angesichts einer Flut von Sekundärliteratur liefert er, im Originalton, authentische Auskunft über Cartier-Bressons Leben und Werk. Als Kaleidoskop einer Autobiographie (die der Photograph nie geschrieben hat) ist er die unerlässliche und spannend zu lesende Ergänzung zu den großen Bildbänden der Cartier-Bresson-Edition bei Schirmer/Mosel.
Schirmer/Mosel. Aus dem Französischen und Englischen von Marion Kagerer. 216 Seiten. Format: 11,5 x 19 cm, gebunden. Deutsche Ausgabe.
Inhaltsverzeichnis
Henri Cartier-Bresson in eigenen Worten
CLEMENT CHEROUX UND JULIE JONES 7
Ein Reporter ...
GESPRÄCH MIT DANIEL MASCLET (1951) 9
Photographie ist sehr schwierig
GESPRÄCH MIT RICHARD L. SIMON (CA. 1952) 17
Ein Gespräch
INTERVIEW MIT BYRON DOBELL (1957) 39
Das Leben einfangen
GESPRÄCH MIT YVONNE BABY (1961) 51
Es springt aus dir heraus
INTERVIEW MIT SHEILA TURNER-SEED (1973) 63
Es trete niemand hier ein, der nicht der Geometrie kundig ist
GESPRÄCH MIT YVES BOURDE (1974) 79
Die Hauptsache ist der Blick
GESPRÄCH MIT ALAIN DESVERGNES (1979) 95
Das anstrengende Vergnügen des Photographierens
GESPRÄCH MIT GILLES A. TIBERGHIEN (1986) 121
Ein ewiges Spiel
GESPRÄCH MIT GILLES MORA (1986) 139
Photographieren ist nichts, Schauen ist alles!
GESPRÄCH MIT PHI LIPPE BOEGNER (1989) 157
Man redet immer zu viel
GESPRÄCH MIT PIERRE ASSOULINE (1994) 181
Prousts Fragebogen
HENRI CARTIER-BRESSON (1998) 203
Anhang 207