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Lösungen (er)finden
Das Werkstattbuch der lösungsorientierten Kurztherapie
5., verbesserte und erweiterte Auflage 2003 / 1. Aufl. 1998
Peter De Jong, Insoo Kim Berg
Reihe: systemische Studien
Verlag Modernes Lernen
EAN: 9783808005316 (ISBN: 3-8080-0531-9)
454 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 21cm, 2003
EUR 25,50 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Peter De Jong / Insoo Kim Berg
Lösungen (er-)finden
Das Werkstattbuch der lösungsorientierten Kurztherapie
Über die Autorin:
Peter De Jong ist Director of Social Work am Calvin College in Grand Rapids.
Insoo Kim Berg ist Co-Leiterin des Brief Family Therapy Center in Milwaukee.
Über dieses Buch:
Die Autoren beschreiben Schritt für Schritt in ihrem Programm, wie man anders mit Problemen umgehen kann. Sie nehmen konsequent Abstand von der Idee, es müsse notwendigerweise eine Verbindung zwischen Problemen und deren Lösungen geben. Es geht ihnen darum herauszuarbeiten,
1. was wollen Klientinnen ändern?
2. wie interviewen Fachleute Klientinnen über das, was anders sein soll? und
3. wie fragen Fachleute nach Ausnahmen?
Dabei folgen die Autorinnen dem Ablauf des Interviews, um die Leserinnen Schritt für Schritt in die Kunst des Interviewens einzuführen und machen anhand zahlreicher Beispiele deutlich, was diese Form des Interviewens kennzeichnet.
„Wir glauben", so die Autorinnen, „daß Klientinnen sich selbst stärken ('empower'), indem sie sich eine alternative Zukunft vorstellen und hart daran arbeiten, diese dann Wirklichkeit werden zu lassen. Als Praktikerinnen können wir zu ihrem Lösungen-Finden beitragen. Die Fertigkeiten, die in diesem Buch vorgestellt werden - zweck- und zielgerichtet angewandt -, stellen den Beitrag der Praktikerin zum Empowerment der Klientin dar. Es ist aufregend und lohnend, diesem Prozeß beizuwohnen und an ihm beteiligtzusein. Also: Willkommen in der aufregenden Welt der Klientinnen."
Rezension
In diesem Buch geht es um "Empowerment", den Glauben daran, daß KlientInnen sich selbst stärken (‘empower’), indem sie sich eine alternative Zukunft vorstellen und daran arbeiten, diese Wirklichkeit werden zu lassen. Es vermittelt zugleich ausführlich Grundüberlegungen und Techniken der lösungsorientierten Gesprächsführung. Wie sehr sich Lösungsorientierung von problemorientierten Vorgehensweisen unterscheidet, das zeigen die Autoren differenziert auf. Die hier vorgestellte lösungsorientierte Kurzzeittherapie mutet gelegentlich einfach und banal an, - sie ist dennoch hilfreich. Oft ist gerade das Einfache erfolgreicher als das Komplizierte. Gleichwohl fühlt sich der Leser oft zu sehr "an die Hand genommen", kommt der Text allzu langsam voran, erscheinen die Gedankenfortschritte allzu banal und langsam. Aber nicht der Stil, sondern der Erfolg sollte das Kriterium darstellen ...
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
(Engl. Original: Interviewing for Solutions. Wadsworth/Thomson Learning, 2nd edition 2002)
Die Autoren beschreiben Schritt für Schritt in ihrem Programm, wie man anders mit Problemen umgehen kann. Sie nehmen konsequent Abstand von der Idee, es müsse notwendigerweise eine Verbindung zwischen Problemen und deren Lösungen geben. Es geht ihnen darum herauszuarbeiten, 1. was wollen KlientInnen ändern? 2. wie interviewen Fachleute KlientInnen über das, was anders sein soll? und 3. wie fragen Fachleute nach Ausnahmen? Dabei folgen die AutorInnen dem Interview, um die LeserInnen Schritt für Schritt in die Kunst des Interviewens einzuführen und machen anhand zahlreicher Beispiele deutlich, was diese Form des Interviewens kennzeichnet.
„Wir glauben“, so die AutorInnen, „daß KlientInnen sich selbst stärken (‘empower’), indem sie sich eine alternative Zukunft vorstellen und hart daran arbeiten, diese dann Wirklichkeit werden zu lassen. Als PraktikerInnen können wir zu ihrem Lösungen-Finden beitragen. Die Fertigkeiten, die in diesem Buch vorgestellt werden – zweck- und zielgerichtet angewandt–, stellen den Beitrag der PraktikerIn zum Empowerment der KlientIn dar. Es ist aufregend und lohnend, diesem Prozeß beizuwohnen und an ihm beteiligt zu sein. Also: Willkommen in der aufregenden Welt der KlientInnen.“
Diese 5. Auflage, die auf der aktuellen erweiterten englischen 2. Auflage von 2002 basiert, enthält zwei neue Kapitel, einen Anhang mit Materialien für “involuntary clients: children, dyads and mandated clients” sowie ein aktualisiertes Literaturverzeichnis.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkungen 15
des (Reihen-) Herausgebers
Vorwort 17
Kapitel 1 21
Vom Problem-Lösen zum Lösungen-Finden
Helfen als Problem-Lösen 26
Phasen des Problem-Lösens 26
Eine Einschränkung: Die Bedeutung der Vertrauensbildung 27
Das „medizinische Modell“ 27
Problem-Lösen: Das Paradigma der helfenden Berufe 28
Gemeinsamkeit 1: Problem-lösende Struktur 29
Gemeinsamkeit 2: Vertrauen auf wissenschaftliche Expertise 30
Helfen als Lösungen-Finden 31
Das Problem-Lösen-Paradigma: Besorgnisse 31
KlientInnen-Probleme sind keine „Puzzles“ 31
Fokus weniger auf Problemen und mehr auf
Empowerment und Stärken der KlientInnen 33
Geschichte des Lösungen-Findens 35
Kapitel 2 37
Lösungen-Finden
Die Grundlagen 37
Ein zweites Interview mit Rose 37
Das Interview so gestalten, dass Lösungen-Finden stattfinden kann 40
Phasen des Lösungen-Findens 42
Beschreibung des Problems 42
Wohlformulierte Ziele entwickeln 42
(Unter-)Suchen nach Ausnahmen 42
Rückmeldung am Ende der Sitzung 43
Einschätzung des Fortschritts auf seiten der KlientIn 43
Die KlientIn als ExpertIn 44
Kapitel 3 46
Fertigkeiten des „Nicht-Wissens“
Grundlegende Fertigkeiten des Interviewens 47
Zuhören 47
Fragen formulieren 48
Einzelheiten erfragen 51
Schlüsselworte wiedergeben 53
Offene Fragen 54
Zusammenfassen 55
Paraphrasieren 58
Non-verbales Verhalten der Fachleute 59
Schweigen nutzen 60
Non-verbales Verhalten der Klientinnen beachten 62
Selbstoffenbaren 63
Prozess beachten 64
Komplimentieren 66
Wahrnehmungen der KlientInnen bestätigen 68
Natürliche Empathie 73
Normalisieren 76
Auf die KlientIn fokussieren 78
Möglichkeiten erspüren und bemerken 80
Bedeutungen der KlientIn erforschen 82
Beziehungs-Fragen 84
Lösungs-Sprache ausweiten 85
Führen: Einen Schritt zurück (treten) 88
Kapitel 4 89
Anfangen: (Be-) Merken, was die KlientInnen wollen
Die erste Begegnung mit der KlientIn 89
Namen und Smalltalk 89
Die Arbeitsweise verdeutlichen 92
Problembeschreibung 92
Wahrnehmungen der KlientIn erfragen und Sprache der
KlientIn respektieren 92
Wie ist das „Problem“ für die KlientIn ein Problem? 94
Was hat die KlientIn probiert? 95
Was ist das Wichtigste, woran die KlientIn zuerst arbeiten möchte? 97
Mit KlientInnen an dem arbeiten, was sie wollen 97
Beziehungen vom Typ KundIn 98
Definition und Beispiele 98
Reagieren 99
„Beziehungstyp“ nicht mit „KlientInnentyp“ verwechseln 100
Beziehungen vom Typ KlagendE 100
Definition und Beispiele 100
Reagieren 102
Der „Beziehungstyp“ kann sich ändern 104
Was, wenn die KlientIn die Einladung zum
Lösungsgespräch ausschlägt? 104
Beziehungen vom Typ BesucherIn 105
Definition 105
Beth: Hintergrund-Information 106
Reagieren: Wahrnehmungen der KlientIn beachten 109
Reagieren: KlientInnen für ihre Wahrnehmungen
verantwortlich machen 110
Reagieren: Darauf achten, wie die KlientIn gekommen ist 111
Beth und Fachleute: Beziehung vom Typ Besucherin 112
Reagieren: Insoos Konversation mit Beth 113
Was, wenn KlientInnen etwas wollen, das „nicht gut für sie“ ist? 117
Was, wenn KlientInnen überhaupt nichts wollen? 118
Kooperation und Motivation der KlientIn beeinflussen 118
Kapitel 5 124
Das, was die KlientIn will, erweitern: Die „Wunder-Frage“
Kennzeichen wohlformulierter Ziele 127
Wichtig für die KlientIn 127
Interaktionale Begriffe 128
Situative Aspekte 130
Anwesenheit von erwünschtem, positiven Verhalten –
und nicht Abwesenheit von Problemen 131
Ein erster Schritt und kein Endergebnis 132
Die Rolle der KlientIn 134
Konkrete, verhaltensbezogene, messbare Begriffe 135
Realistische Begriffe 135
„Harte Arbeit“ für die KlientIn 136
Zusammenfassung 137
Die Wunder-Frage 138
Ah Yans „Wunder-Bild“ 140
Familie „Williams“ 146
Die Kunst, wohlformulierte Ziele zu erarbeiten 159
Nicht zu früh aufhören 160
Kapitel 6 162
Ausnahmen erkunden: Von Stärken und Erfolge der KlientInnen ausgehen
Ausnahmen 162
Definition 162
Nach Ausnahmen fragen 163
„Absichtliche“ und „zufällige“ Ausnahmen 164
„Ah Yans“ Ausnahmen 165
Stärken und Erfolge der KlientIn 167
Worte und Bezugsrahmen der KlientIn respektieren 168
Skalierungs-Fragen 168
Änderungen vor der ersten Sitzung skalieren 169
Motivation und Vertrauen skalieren 171
Ausnahmen – Familie Williams 173
„Ein Unterschied, der einen Unterschied macht“ 178
Kapitel 7 179
Rückmeldung für die KundIn formulieren
Eine „Pause“ nehmen 180
Die Struktur der Rückmeldung 181
Komplimente 182
Die Überleitung 183
Aufgaben 183
Eine Aufgabe wählen 185
Bestehen wohlformulierte Ziele? 185
Welcher Beziehungstyp besteht? 185
Gibt es Ausnahmen? Und wenn ja – zufällige oder
absichtliche? 187
Rückmeldung für Ah Yan 188
Rückmeldung für die Familie Williams 191
Überblick: Leitlinien 197
Standardbotschaften 198
Beziehungstyp BesucherIn 198
Beziehungstyp KlagendE 199
... und die KlientIn erkennt weder Ausnahmen noch Ziel 199
... und die KlientIn erkennt Ausnahmen 201
Beziehungstyp KundIn 204
... und die KlientIn hat ein klares Wunder-Bild, erkennt
aber keine Ausnahmen 204
... und die KlientIn ist hoch motiviert, hat aber kein wohlformuliertes
Ziel 205
... und die KlientIn hat wohlformulierte Ziele und
absichtliche Ausnahmen in ihrem Handeln 207
Andere nützliche Botschaften 208
Die Aufgabe: „dem Drang widerstehen“ 209
Eine Aufgabe, widerstreitende Ansichten zu thematisieren 209
Weitere Sitzungen? 212
Spickzettel, Protokolle und Notizen 213
Kapitel 8 216
Weitere Sitzungen: Fortschritt finden, ausweiten und messen
Was hat sich verbessert? 217
„H-O-E-R“ 220
Ah Yan: „Was ist besser?“ 220
Mehr desselben 229
Skalieren 230
Fortschritt skalieren 230
„Zuversicht“ skalieren 231
Die nächsten Schritte 232
Abschluss und Ende 236
Die Pause 239
Rückmeldung 240
Komplimente 240
Überleitung 241
Aufgabe 241
Die zweite Sitzung mit der Familie Williams 242
Was hat sich verbessert? 242
Pause 251
Rückmeldung 251
Komplimente 251
Überleitung 253
Aufgabe 254
Rückschläge, Rückfälle und „nichts ist besser“ 254
Zusammenfassung 256
Kapitel 9 257
Das Interview mit Unfreiwilligen: Kinder, Dyaden und ZwangsklientInnen
Den Blick auf Lösungen richten 259
Schlüsselideen für das Lösungen-Finden bei unfreiwilligen KlientInnen 260
Vom Interaktionsmuster BesucherIn ausgehen 261
Auf Ärger und negative Einstellung reagieren 261
Heraushören, wer und was wichtig ist 263
Beziehungsfragen nutzen, das Umfeld anzusprechen 263
Nicht verhandelbare Forderungen mit einbauen 264
Den KlientInnen die Kontrolle geben 265
Richtlinien, nützliche Fragen und ein Protokoll für das Interview mit unfreiwilligen KlientInnen 265
Lösungen (er-)finden mit Kindern 266
Kinder als unfreiwillige KlientInnen 267
Sich auf das Treffen mit einem Kind vorbereiten 267
Mit Positivem anfangen 268
Die Erwachsenen als Verbündete gewinnen 270
Die Sichtweise des Kindes erkennen 271
Weitere Tipps, Kinder zu interviewen 275
Dyaden interviewen 282
Auf die Beziehung fokussieren 283
Den Anfang machen 284
Auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten 287
Weitere Tipps 296
Schlussfolgerung 300
Arbeit mit ZwangsklientInnen 300
Einen Anfang machen 300
Mehr Einzelheiten darüber gewinnen, wie KlientInnen
ihre Situation verstehen und was sie möchten 304
Mit Beziehungsfragen das Umfeld ermitteln 305
Kompetenz ko-konstruieren 308
Wieder auf vertrautem Boden 310
Wie ist es mit Empfehlungen, denen die KlientInnen sich widersetzen? 311
Ein letztes Wort 314
Kapitel 10
Interviewen in „Krisen“-Situationen 315
Lösungen- vs. Problem-Fokus 316
Anfangen – Wie kann ich helfen? 317
„Was haben Sie versucht?“ 320
„Was möchten Sie, was anders sein soll?“ 320
Die Wunder-Frage 325
Bewältigungs-Fragen 326
Der Fall „Jermaine“ 326
Coping untersuchen 328
Mit dem „umfassenderen Bild“ verbinden 329
Coping-Fragen nutzen, wenn KlientInnen über
Selbstmord reden 330
Zu Coping-Fragen wechseln 330
Skalierungs-Fragen 335
Coping skalieren 335
Änderungen vor der Sitzung skalieren 337
Den „nächsten Schritt“ skalieren 338
Motivation und Zuversicht skalieren 338
Rückmeldung geben: 338
„Machen Sie mehr von dem, was funktioniert“ 338
Informationen über die Einschätzung
des Problems sammeln 340
Was, wenn die KlientIn erschüttert bleibt? 344
Zusammenfassung 345
Kapitel 11 347
Ergebnisse und Resultate 347
Frühe Forschung am Brief Family Therapy Center 348
Design der Studie 1992-1993 348
TeilnehmerInnen 349
Messwerte und Daten 350
Ergebnisse 352
Dauer der Arbeit 352
Zwischenergebnisse 352
Endergebnisse 353
Vergleichsdaten 354
Weitere Studien zur lösungsorientierten Therapie 355
Kapitel 12 359
Fachliche Werte und menschliche Vielfalt
Das Zusammenpassen mit fachlichen Werten 359
Menschliche Würde respektieren 361
Dienstleistungen individualisieren 363
Visionen der KlientInnen fördern 364
Auf Stärken aufbauen 365
Beteiligung der KlientInnen ermutigen 365
Selbstbestimmung maximieren 366
Auf Übertragbarkeit achten 367
Vertraulichkeit schützen 368
Normalisierung begünstigen 370
Änderung kontrollieren 371
Zusammenfassung 371
Kompetenz der Vielfalt 372
Daten zur Vielfalt 374
Alter 375
Berufstätigkeit 377
Geschlecht 378
Ethnische Herkunft 378
Vielfalt und Zufriedenheit 380
Kapitel 13 381
Organisationen und Institutionen
Institutionelle Regelungen 381
Akten führen 381
Beziehungen zu KollegInnen 386
Beziehungen zu MitarbeiterInnen anderer Institutionen 388
Gruppen und Organisationen 391
Gruppen 391
Organisationen 395
Kapitel 14 398
Theoretische Implikationen
Wahrnehmungen und Definitionen der KlientInnen können sich ändern und ändern sich auch 399
Sozialer Konstruktionismus 403
Paradigmen-Wechsel 405
Ergebnisse 406
DSM-Diagnosen und -Ergebnisse 407
Berichte der KlientInnen 408
Sich ändernde Wahrnehmungen und Definitionen als Stärke 411
Literatur 415
Anhang 426
Personenverzeichnis 451
Leseprobe:
Vorbemerkungen
des (Reihen-) Herausgebers
Noch so eins? Noch ein Buch zum offenbar boomenden Markt der
lösungsorientierten Kurztherapie? Ein Handbuch, ein Lehrbuch, ein
Lernbuch? Und doch – für mich – ein wenig anders und genau das ist
für mich das Reizvolle an diesem Buch.
Peter DE JONG und Insoo Kim BERG präsentieren hier nicht mehr desselben,
sondern betten Grundannahmen des lösungsorientierten Vorgehens
in ihr anderes Verständnis von therapeutischem Vorgehen ein.
Und das macht dieses Buch für mich so angenehm. Zunächst beschreiben
DE JONG und BERG Unterschiede der Modelle – Problem-Lösen vs.
Lösungen-Finden. Dann – im Hauptteil des Buches – zeigen sie auf,
wie sich diese unterschiedlichen Ideen in eine andere Praxis umsetzen
lassen. Ein sehr detailliertes Programm, Methoden vor dem Hintergrund
theoretischer Positionen zu bestimmen. Und zum Abschluss warten
sie nicht nur mit einem ethischen Ausblick auf, sondern präsentieren
auch Studien, die die Wirksamkeit ihres Ansatzes mit Zahlen belegen.
DE JONG und BERG betonen die Einzigartigkeit jeder KlientIn und heben
hervor, wie wichtig (und unerläßlich) es ist, diese Einzigartigkeit zu
respektieren – KlientInnen sind ExpertInnen für ihre Lösungen. Das
stellt das traditionelle Selbstverständnis professioneller HelferInnen infrage
– und DE JONG und BERG thematisieren auch das – immer respektvoll
und immer in Übereinstimmung mit dem, was sie in diesem Buch
vorstellen. Sie suchen nach Divergenz und verzichten auf Konvergenz
– polemisch zugespitzt könnte ich sagen: Vielfalt statt Einfalt. Jeder
therapeutische Ansatz sollte die Ressourcen nutzen, die die KlientInnen
mit bringen. Das beginnt bei der Problembeschreibung, geht über die
Erarbeitung der Ziele und das Umsetzen kleiner Schritte bis zur Festlegung,
wann das Ziel der Arbeit erreicht ist. Diagnose, Indikation, Intervention
und Evaluation erscheinen dann in einem anderen Licht.
Respektvoll, die Würde der KlientIn achtend, scheint der von DE JONG und
BERG vorgeschlagene Ansatz ganz leicht, aber eben nicht einfach. Er
verlangt von professionellen HelferInnen ein Umdenken – Zuhören,
Ernstnehmen, Ressourcen wahrnehmen, Stärken erkennen – das ganze
Gebäude defizit- und pathologieorientierter Theoriebildung wird nicht nur
infragegestellt, sondern mit einer machbaren Alternative konfrontiert.
Das bedeutet, dass sich auch die Sprache verändert – sie wird freundlicher,
kompetenzorientierter, ja: liebevoller. Und neue Begrifflichkeiten
tauchen auf, die zunächst ungewohnt scheinen:
„Nach Lösungen interviewen“, „Lösungen-Finden“, „wohlformulierte Ziele“,
Lösungen-Bauen“, um nur einige zu nennen. Das hat die Übersetzung
nicht immer leicht gemacht. Deshalb haben wir uns bemüht, mit
Fußnoten auf einige Aspekte hinzuweisen.
Ich fühlte mich dabei gelegentlich an Kindergeschichten erinnert – besonders
an eine Figur von JANOSCH – an den Kleinen Tiger. Der geht
immer den Wald, um die Pilze für die Mahlzeit zu holen und kommentiert
dies mit den Worten: „Ich gehe in den Wald, Pilze finden“ – er
sucht nie! Diese Erwartung, dieses Zutrauen ist es, was DE JONG und
BERG auch vermitteln – Zutrauen in die Kompetenz, Stärke und Ressourcen
der KlientIn.
Und wie sehr die Rolle der HelferIn als ExpertIn infragestellt wird, läßt
sich vielleicht an der Aussage von DE JONG und BERG festmachen, dass
sie mit jeder KlientIn auf die gleiche Art arbeiten – Lösungen finden und
zwar so, dass sie sich dabei immer im Rahmen der KlientIn bewegen.
Expertenwissen – im Sinne von „besser wissen“ – ist nicht mehr gefragt,
Gedankenlesen und Interpretieren gehören einem anderen Paradigma
an: einfach, aber nicht leicht, aber offenbar wirkungsvoll.
Meyn, im Mai 1998 Jürgen Hargens
Vorwort
Dies Buch handelt davon, wie KlientInnen interviewt werden. Es bietet
eine Palette von Fertigkeiten, die – in vielerlei Hinsicht – einzigartig ist.
Erstens, sie dienen dazu, KlientInnen zu unterstützen, eine Vision einer
befriedigenderen Zukunft zu entwickeln. Zweitens, sie leitet KlientIn
wie PraktikerIn dazu an, gemeinsam ein tieferes Verständnis von den
Stärken und Ressourcen der KlientIn zu entwickeln, die die KlientIn
nutzen kann, die Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Diese Fertigkeiten
beruhen auf der Überzeugung, dass es wesentlich ist, innerhalb
des Bezugsrahmens der jeweiligen KlientIn zu arbeiten.
Wir haben uns entschlossen, diese Art des Interviewens „Lösungen-
Finden“ zu nennen – im Gegensatz zum Problem-Lösen, das die meisten
anderen Ansätze umgibt. Beim Problem-Lösen richtet sich die Aufmerksamkeit
der Fachleute darauf, von den KlientInnen Informationen
zu erhalten, um Wesen und Schwere des Problems beurteilen zu können
und um Interventionen zu entwerfen, die die Probleme lösen oder
lindern. Ein solcher Ansatz verlässt sich weitestgehend auf professionelles
Wissen in Hinblick auf Diagnose und Intervention.
Unsere StudentInnen und Workshop-TeilnehmerInnen, die den Sprung
vom Problem-Lösen zum Lösungen-Finden machen, haben uns erklärt,
dass die beiden sehr unterschiedlich sind. Wenn du diesen Sprung
machst, sagen sie, dann kannst du es damit vergleichen, Sachen, die
du bisher mit rechts gemacht hast, mit links zu machen. Sie haben
auch gesagt, dass es einfacher ist, die Unterschiede dieser beiden
Ansätze konzeptionell zu begreifen, als diese Fertigkeiten wirksam in
die Praxis umzusetzen. Dementsprechend möchten wir vor allem
Lehrmaterial bereitstellen, das darauf zielt, praktisches Können zu verbessern.
Das Ziel dieses Buches besteht also darin, Sie – die LeserIn – zu
lehren, wie Sie mit Ihren KlientInnen Lösungen finden. Deshalb ist der
größte Teil darauf gerichtet, diese Fertigkeiten zu beschreiben und zu
illustrieren. Da Lösungen-Finden mittels Worten, die zwischen Fachleuten
und KlientInnen gewechselt werden, geschieht, haben wir viele Dialoge
aus unseren Interviews mit KlientInnen einbezogen. Sie werden in
ausreichender Länge zitiert, damit Sie einen klaren Eindruck davon
bekommen, wie sich Lösungen-Finden in der Konversation entfaltet –
auf eine Art und Weise, die voller „Starts“ und „Stopps“, voller „Wendungen“
und „Drehungen“ ist.
Zu diesem Buch gehören Videobänder und ein Übungshandbuch [nicht
in Deutschland erhältlich, Anm. d. Hrsg.], die wir vorbereitet haben. Die
Videos zeigen Interviews mit einer EinzelklientIn und einer Familie.
Darüber hinaus zeigen die Videos unsere Kommentare, die verschiedene
Aspekte des Lösungen-Findens und der Reaktionen der KlientInnen
verdeutlichen. Das Übungshandbuch basiert auf der Überzeugung,
dass PraktikerInnen, für die Lösungen-Finden etwas Neues ist, dies am
schnellsten und am besten lernen, indem sie es tun. Es beginnt mit
Übungen, die die grundlegenden kommunikativen Fertigkeiten lehren,
die für Lösungen-Finden von zentraler Bedeutung sind. Dann bietet es
viele verschiedene Rollenspiele und Anleitungen, die man so nutzen
kann, dass die besonderen Interview-Fertigkeiten dieses Ansatzes einbezogen
werden. Freiwillige und erzwungene sowie dyadische Situationen
und Rollen kommen vor.
Die einzelnen Kapitel sind folgendermaßen aufgebaut:
Die beiden ersten Kapitel beschreiben den Kontext der Fertigkeiten. Sie
erläutern, dass der Problem-Lösungs-Ansatz („KlientInnen zu helfen“)
auf das Aufkommen der modernen Medizin mit ihren beeindruckenden
Erfolgen zurückgeführt werden kann. Mögliche Beschränkungen, die
sich daraus ergeben, wie die dem Problem-Lösungs-Ansatz zugrunde
liegenden Annahmen im psychosozialen Bereich angewendet bzw. umgesetzt
werden, werden erläutert und Lösungen-Finden als Alternative
vorgestellt.
Die Kapitel 3-10 stellen die Fertigkeiten vor, die beim Lösungen-Finden
benutzt werden. Sie werden in der Reihenfolge vorgestellt, wie sie in
der ersten und in späteren Sitzungen auftreten. Anders gesagt, ihre
Vorstellung spiegelt den Prozess des Lösungen-Finden vom Anfang bis
zum Ende wider und von dem, was gemeinhin als einfachere Interviewsituation
gilt zu stärker herausfordernden (freiwillig über unfreiwillig zu
Krisen). Ein solcher Aufbau, so glauben wir, erleichtert es Ihnen, diese
Fertigkeiten schließlich in Ihrer eigenen Praxis anzuwenden.
Die Kapitel 11-14 beschäftigen sich mehr damit, wo in Institutionen und
Organisationen des psychosozialen Feldes der Platz für Lösungen-Finden
im Allgemeinen ist. Daten zur Effektivität werden vorgestellt. Dabei
ist ein Thema das Ausmaß, bis zu dem Lösungen-Finden die am stärksten
geschätzten Werte des psychosozialen Bereichs, z.B. den Umgang
mit Vielfalt, widerspiegelt. Beispiele, wie dieser Ansatz unterschiedlichen
institutionellen Kontexten angepasst wird, werden vorgestellt.
Und schließlich werden die theoretischen Implikationen dieser
Fertigkeiten und der Reaktionen der KlientInnen thematisiert.
Alle die, die die bisherige Ausgabe des Buches kennen, werden bemerken,
dass die augenfälligste Änderungen die folgenden sind: ein überarbeitetes
und erweitertes Kapitel über Fertigkeiten des Nicht-Wissen
(Kapitel 3); ein neues Kapitel über das Interview in unfreiwilligen Situationen,
was die Arbeit mit Kindern, Dyaden oder gemeinsamen Interviews
und das Interview mit ZwangsklientInnen einschließt (Kapitel 9);
neuere Informationen über Wirkung und Ergebnis lösungsorientierter
Interviews (Kapitel 11), weitere Hinweise über Anwendungen im Bereich
Gruppen und Organisationen (Kapitel 13) sowie weitere Hilfsmittel.
für die Arbeit mit unfreiwilligen KlientInnen und KlientInnen in Krisen
(Anhang).
Wir glauben, dass dieses Buch vielen InteressentInnen nützlich sein
kann. Wir sind der Ansicht, dass es – mit den Videobändern und dem
Übungshandbuch – dazu dienen kann, Auszubildende in Kursen über
Beratung, Psychologie, psychiatrische Krankenpflege und Sozialarbeit
zu unterrichten. Wir glauben auch, dass es Beratungszentren für Kinder,
Jugendliche und Familien sowie psychosozialen Zentren und anderen
Sozialdiensten nützlich ist, die ihre Ausbildung daran orientieren
wollen, Lösungen zu finden. Wir haben selber feststellen können, dass
sich dieses Material sehr breit anwenden und nutzen lässt. Wir selber
haben es bei den genannten Gruppen benutzt und sind von ihnen
ermutigt worden, es in der Form, wie wir es Ihnen hier anbieten, aufzubereiten.
Wie Sie selber schnell bemerken werden, bemühen wir uns um einen
informellen Ton. Wir haben versucht, technische Begriffe zu vermeiden
und benutzen oft Personalpronomen wie „ich“ oder „du“ oder „Sie“.
Wenn wir uns auf Beispiele beziehen, die nur auf einen von uns beiden
zutreffen, dann sprechen wir von „Insoo“ oder „Peter“. Wir tun dies, weil
eine gewisse Ungezwungenheit für uns natürlich ist und genauer widerspiegelt,
wie wir mit KlientInnen, StudentInnen und WorkshopteilnehmerInnen arbeiten.
Wir sind überzeugt, dass wir auf diese Weise auch
unsere Erfahrungen und Ideen klarer und eindeutiger vermitteln können.
Dieses Buch gibt denjenigen eine Karte an die Hand, die sich wünschen,
KlientInnen dabei zu helfen, Lösungen in ihrem eigenen Bezugsrahmen
zu finden. Wir glauben, dass KlientInnen sich selbst stärken
[“empower“], indem sie sich eine alternative Zukunft vorstellen und
hart daran arbeiten, diese dann Wirklichkeit werden zu lassen. Als
PraktikerInnen können wir zu ihrem Lösungen-Finden beitragen. Die
Fertigkeiten, die in diesem Buch vorgestellt werden – zweck- und zielgerichtet
angewandt –, stellen den Beitrag der PraktikerIn zum Empowerment
der KlientIn dar. Es ist ein aufregender und lohnender Prozess,
diesem beizuwohnen, zu bezeugen und daran beteiligt zu sein.
Dann also: Willkommen in der aufregenden Welt der KlientInnen, „etwas
anderes in ihrem Leben passieren zu lassen.“
Unser Dank gilt den folgenden Personen, die das Manuskript gelesen
haben: Robert G. BLUNDO (University of North Carolina at Wilmington);
Robert I. COHEN; Linda DAVIES (Northeastern State University); Sherry
EDWARDS (University of North Carolina, Pembroke); Lance EGLEY (Bemidji
State University); Thomas SCOFIELD (University of Nebraska-Kerney)
und Kim WOMACK (Jacksonville State University).
Wir haben auch sehr von Gesprächen mit unseren KollegInnen profitiert:
Steve DE SHAZER (Brief Family Therapy Center); Gale MILLER (Marquette
University); Cheryl BRANDSEN (Calvin Colleg); Sarah RHEIN (Bethany
Christian Services) und Wallace GINGERICH (Case Western Reserve
University). Unser Dank gilt auch unseren StudentInnen, Workshop-
TeilnehmerInnen und KlientInnen, deren Fragen und Kämpfe die Inspiration
für vieles, was hier geschrieben ist, bilden.
Und ein besonderer Dank geht an Char. Ohne ihre Geduld, Liebe und
Weisheit wäre dieses Projekt nie zum Abschluss gekommen.
Peter De Jong
Insoo Kim Berg
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