Was ist eine Autobahn? Eine „Problemumgehungsstraße“. Welches sind die drei apokalyptischen Reiter? „Sicherheit, Zufriedenheit, Glück“. Wie oft ging Thomas Mann im Jahre 1933 zum Haareschneiden? „28 Mal“. Worin besteht die Besonderheit des Todes? „Tot sein kann jeder.“ Warum versucht Pani zu eruieren, welche Zeitungen Witwen lesen? Weil er von den Angehörigen der Verstorbenen die Bücher haben will. Diese Antworten auf lebenswichtige Fragen finden sich u.a. in dem jüngst publizierten Prosaband „Liebe auf den ersten Blick“ von Otto Jägersberg.
Der 1942 im westfälischen Hiltrup geborene und aufgewachsene Schriftsteller legte bereits 1964 mit seinem Debüt „Weihrauch und Pumpernickel. Ein westphälisches Sittenbild“ sein erfolgreichstes Werk vor. In den letzten Jahren veröffentlichte das in Baden-Baden lebende Mitglied des PEN-Zentrum Deutschland seinen lesenswerten Gedichtband „Keine zehn Pferde“(2015) und den empfehlenswerten Prosaband „Die Frau des Croupiers“(2016).
Jägersbergs neue Prosasammlung „Liebe auf den ersten Blick“, erschienen im Diogenes Verlag, enthält wieder eine lockere Zusammenstellung unterschiedlicher Textsorten: biographische Erinnerungsskizzen, historische Miniaturen, Anekdoten, Gedankenspiele, Kürzest- und Kurzgeschichten, Glossen, Erzählungen, Ortsbeschreibungen, Interpretationen literarischer Zitate und Gedichte. Die 237 titelfreien Schriften, welche mindestens einen Satz lang sind und höchstens zwei Seiten umfassen, haben eine Varietät von Themen zum Gegenstand: existenzielle, alltägliche, historische, literarische, regionale. Jägersbergs Prosaband zeichnet sich durch feinsinnigen Humor, ungewöhnliche Verbindungslinien sowie unterschiedlich graduierte Überraschungsmomente aus.
Fazit: Wer Interesse an solchen Texten „westfälisch“ bzw. „westfälisch-badischer“ bzw. „badischer“ Literatur hat, die unterhaltsam sind und zugleich zum Denken anregen, dem sei das neue Buch von Otto Jägersberg „Liebe auf den ersten Blick“ zur Lektüre empfohlen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Liebe auf den ersten Blick

»Wo ist das Glück? Immer da, wo du nicht bist.« In diesem verspielten Sammelsurium ist das Leseglück auf jeder Seite zu finden. Alltagsbeobachtungen, Anekdoten, kulinarische Erkundungen, Mini-Essays, Gedichte – geistreich, komisch und mit liebender Genauigkeit hält Otto Jägersberg fest, was ihm auf seinen Streifzügen begegnet.

Ein hellwacher Beobachter geht durch die Welt, und was ihm unter die Augen oder zu Ohren kommt, hält er knapp, geschliffen und nie um eine Pointe verlegen fest: das Schöne wie das Lachhafte, das Moderne wie das Zeitlose, das Hehre wie das Skurrile. Sein liebender, aber nicht unkritischer Blick streift Mensch und Tier, Gegenwart und Geschichte, Städte und Landschaften, Kultur und Kulinarik, Passanten und Bücher. Otto Jägersbergs Kurzprosa ist die perfekte Blitzlektüre für Sekunden, die aber lange nachhallen kann.

Hardcover Leinen
288 Seiten
erschienen am 27. November 2019

978-3-257-07073-6
€ (D) 24.00 / sFr 32.00* / € (A) 24.70
* unverb. Preisempfehlung

»Wir brauchen den Blick der Dichter auf diese Welt, um sie zu begreifen und zu ertragen. Jägersberg hat diesen Blick. Seine Prosa wird zum Gedicht, seine Gedichte erzählen Geschichten, souverän jongliert er mit Erinnerungen, und wir lachen und weinen und halten wieder durch. Otto Jägersberg ist ein hinreißendes Buch über die Liebe gelungen, die sich überall in unserm Leben versteckt und unsern unerträglichen Erwartungen lächelnd trotzt.«
Elke Heidenreich