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Lengerich
Lengerich




Christof Spannhoff

Reihe: Historischer Atlas westfälischer Städte


Ardey. Verlag für Westfalen
EAN: 9783870234089 (ISBN: 3-87023-408-3)
36 Seiten, 25 x 35cm, Dezember, 2018, Atlasmappe mit Heft und 14 Karten

EUR 39,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Entwicklung der Stadt Lengerich war und ist eng mit ihrer günstigen Verkehrslage verknüpft: An der Kreuzung zweier Fernwege entstand im Mittelalter ein blühender Wallfahrtsort, der nach der Reformation zunächst an Bedeutung verlor. Wegen der guten Anbindung an das Post- und Handelswegenetz wurde der Ort 1727 im Zuge der Einführung der preußischen Akzise im Tecklenburger Land zur Stadt erhoben. Der Anschluss an die Bahnstrecke Köln-Hamburg 1871 leitete schließlich die Industrialisierung der Stadt ein, wodurch Lengerich bis heute zu einem Zentrum der Kalk- und Zementindustrie, der Verpackungsherstellung und des Maschinenbaus wurde. Auch der Bau der Bundesautobahn A1 zwischen 1963 und 1968 trug zur wirtschaftlichen und topographischen Entfaltung der Stadt bei.

Karten sind eine unentbehrliche Quelle, um die Geschichte von Städten erforschen zu können – zugleich sind sie aber auch unverzichtbar, um Stadtgeschichte zu verdeutlichen. Der „Historische Atlas westfälischer Städte“ will beides: Er zeigt den anhand von Karten, Schriftquellen, Sachzeugnissen und Sekundärliteratur gewonnenen aktuellen Forschungsstand auf und visualisiert diese Ergebnisse zugleich. Das Werk besteht aus einzelnen Bänden, die nach einem einheitlichen Muster aufgebaut sind. Sie widmen sich immer einer Stadt und präsentieren sie in graphischer Form.

Ausgangspunkt der Bände ist jeweils die Urkatasterkarte (entstanden 1820 bis 1840 in Westfalen bzw. um 1880 in Lippe) als erste exakte Vermessung der Städte: Sie zeigt deren Grundriss vor den tiefgreifenden Veränderungen durch die Industrialisierung und die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Diese Uraufnahme besteht aus zahlreichen einzelnen Blättern, die für jede Stadt zu einer neuen Karte mit dem einheitlichen Maßstab 1:2.500 zusammengefasst werden. Der neu gezeichneten Urkatasterkarte steht die moderne Stadtkarte im Maßstab 1:5.000 gegenüber. Auf dem Urkataster beruht eine Karte zur Entwicklung der jeweiligen Stadt, die den aktuellen Stand ihrer Erforschung wiedergibt. Hinzu kommen Umlandkarten und thematische Karten, die ausgewählte stadttypische und regionale Besonderheiten herausarbeiten bzw. vertiefen. Ein Textheft enthält einen aktuellen, mit vielen Bildquellen ausgestatteten Beitrag zur historisch-topographischen Entwicklung der Stadt von ihren Anfängen bis heute. Als Autoren konnten sowohl für das Textheft als auch für die Themenkarten ausgewiesene Kenner der jeweiligen Stadtgeschichte gewonnen werden.

Der „Historische Atlas westfälischer Städte“, herausgegeben von renommierten Fachwissenschaftlern, orientiert sich am Konzept der „Europäischen Städteatlanten“, das von der Internationalen Kommission für Städtegeschichte 1968 in Oxford beschlossen und 1995 in Münster erneuert wurde. Der Atlas wird erarbeitet und herausgegeben von der Historischen Kommission für Westfalen und dem Institut für vergleichende Städtegeschichte an der Universität Münster.



Bisher erschienene Bände

1 Eversberg (Meschede) 2014

2 Grevenstein (Meschede) 2014

3 Olfen 2014

4 Westerholt (Herten) 2014

5 Gütersloh (2014)

6 Ramsdorf (Velen) 2014

7 Soest 2016

8 Menden 2017

9 Metelen 2017

10 Gronau mit Epe 2018

11 Lengerich 2018
Rezension
Was bedeutet der Siedlungsname „Lengerich“? Wurde 610 n. Chr. ein „Heidentempel“ im westfälischen Lengerich errichtet? Welche Funktion hatte der „Römer“, das Wahrzeichen Lengerichs? Wie lange gab es die Margarethen-Wallfahrt in Lengerich? Welche historische Bedeutung hatte das Lengericher Conclusum vom 10./11.7.1645? Wann erhielt Lengerich die Stadtrechte verliehen? Welchen Beitrag zur Industrialisierung Lengerichs leistete die Erfindung der mechanischen Papiertüte durch Herrmann Hölscher? Wie wirkten sich die Großbetriebe Windmöller & Hölscher, Bischof & Klein und Wicking, später Dyckerhoff, auf die Wirtschaftsentwicklung Lengerichs aus? Warum wurde Lengerich als Standort für die „Westfälische Provinzial-Irren-Heil- und Pflege-Anstalt“ gewählt? War der erste, 1835 in Lengerich gegründete Verein ein Schützenverein? Wie entwickelte sich das Lengericher Schulwesen? Wann stand in Lengerich eine Synagoge? War Lengerich im Nationalsozialismus auch ein „Kreismusterdorf“ wie Lienen? Welche Gebäude in Lengerich gehörten zum KZ-Außenlager A1? Wie entwickelte sich die Bevölkerung in Lengerich nach dem Zweiten Weltkrieg?
Wer historisch fundierte Antworten auf diese Fragen zur Lokalgeschichte der Stadt- und Landgemeinde Lengerich sucht, der nehme den Band „Lengerich“ des „Historischen Atlas westfälischer Städte“ zu Hand. Verfasst wurde er von Christof Spannhoff (*1979), Mitarbeiter am Institut für vergleichende Städtegeschichte der Universität Münster. Wie alle Ausgaben des „Historischen Atlas westfälischer Städte“ – Herausgeber ist die Historischen Kommission für Westfalen und das Institut für vergleichende Städtegeschichte –, enthält auch diese Arbeitsmappe ein Textheft zur historischen Entwicklung der Stadt, versehen mit ausgewählten Bildquellen, außerdem topografisch aufschlussreiche Luftbilder sowie zahlreiche historische und aktuelle Karten, die beim Lengericher Atlas zum Teil von Spannhoff selbst entworfen sind. Alle Materialien visualisieren anschaulich und differenziert die Stadtentwicklung.
Dass Spannhoff über eine besondere Expertise für die Geschichte des Tecklenburger Landes verfügt, davon kann sich jeder überzeugen, der seinen exzellenten Abriss der Stadtgeschichte Lengerichs liest. Souverän wertet der ausgewiesene Historiker, bekannt auch durch seine Promotion „Leben ohne die Toten“ (2014), den Sammelband „Von Schale bis Lienen“ (2012) oder seine Beiträge in „Nordmünsterland. Forschungen und Funde“, „Unser Kreis“, „Spurensuche“ oder seine Zeitungsartikel in der „WN“, die historischen Quellen und die vorhandene Sekundärliteratur aus, fällt differenzierte, abgewogene Urteile und korrigiert falsche Datierungen, zum Beispiel zur Gründung der ersten Kirche oder zur ersten jüdischen Stadtgemeinde in Lengerich. Seine Erkenntnisse zur Siedlungs-, Kirchen-, Wirtschafts-, Sozial- und politischen Geschichte Lengerichs präsentiert der Lienener Historiker kompakt in einer für Laien gut verständlichen Sprache. Mit dem schön gestalteten Werk, versehen mit detaillierten Karten und aufschlussreichen Abbildungen, leistet er zugleich einen Beitrag zum kulturellen Gedächtnis des „Balkon des Münsterlandes“.
Fazit: Der historische Atlas „Lengerich“ von Spannhoff, erschienen im Ardey-Verlag, ist ein Muss für alle an der Geschichte der westfälischen Mittelstadt Interessierte. Geschichtslehrkräfte werden durch die Arbeitsmappe dazu eingeladen, sich im Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit der historischen Entwicklung Lengerichs problemorientiert auseinander zu setzen. Vom Verfasser Christof Spannhoff wünscht man sich weitere Werke im Stil des „Historischen Atlas“, zu anderen Städten und Gemeinden des Tecklenburger Landes.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Entwicklung der Stadt Lengerich war und ist eng mit ihrer günstigen Verkehrslage verknüpft: An der Kreuzung zweier Fernwege entstand im Mittelalter ein blühender Wallfahrtsort, der nach der Reformation zunächst an Bedeutung verlor. Wegen der guten Anbindung an das Post- und Handelswegenetz wurde der Ort 1727 im Zuge der Einführung der preußischen Akzise im Tecklenburger Land zur Stadt erhoben. Der Anschluss an die Bahnstrecke Köln-Hamburg 1871 leitete schließlich die Industrialisierung der Stadt ein, wodurch Lengerich bis heute zu einem Zentrum der Kalk- und Zementindustrie, der Verpackungsherstellung und des Maschinenbaus wurde. Auch der Bau der Bundesautobahn A1 zwischen 1964 bis 1967 trug zur wirtschaftlichen und topographischen Entfaltung der Stadt bei.

Auf der Grundlage neuester Forschungsergebnisse wird Regionalgeschichte erlebbar sowie Ortsentwicklung vergleichbar gemacht und durch Karten, Schriftquellen, Ansichten, Fotografien und andere historische Dokumente dargestellt. Ein farbiges Textheft enthält einen aktuellen, mit vielen Bildquellen ausgestatteten Beitrag zur historisch-topographischen Entwicklung der Stadt von ihren Anfängen bis zur Gegenwart.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

Umschlag
+ Rathausplatz mit Römer, Postkarte 1950er Jahre

Textheft
+ Abriss der Stadtgeschichte von Lengerich mit 11 Karten, 44 Abbildungen und 4 Tabellen
+ Karte: Atlanten westfälischer Städte, 1:1 Mio.

Tafeln
1 Katasterkarte 1827/28, 1:2500
2a Topographische Karte 1:25000
+ Preußische Kartenaufnahme (Urmesstischblatt), 1841/42
+ Preußische Kartenaufnahme (Neuaufnahme), 1895
2b Topographische Karte 1:25000
+ Topographische Karte (War Office), 1951/54
+ Digitale Topographische Karte, 2018
3 Stadtkarte 2017, 1:5000
4 Stadt-/Gemeindegrenzen im heutigen Stadtgebiet, 1: 50000
5 Grafschaft Tecklenburg 1723, ca. 1:60000
6 Kirchspiel Lengerich, 1:50000
+ Adelshäuser und Mühlen
+ Schulentwicklung
7 Bonitätsklassen der Gebäude und Berufe der Hausbesitzer 1827/28, 1:2500
8 Schrägluftbild von Nordosten 1912
9 Kanalisationsplanung 1929, 1:6000
10 Straßenbenennungen im engeren Stadtgebiet 1939/45, 1:12500
11 Bedeutende Industrie- und Gewerbebetriebe im Innenstadtbereich, 1:7500
12a Entwicklung der Zementindustrie – Überblick, 1:20000
+ Textkommentar
+ Luftbilder von 1953, 1961 und 2014
12b Entwicklung der Zementindustrie – Standorte, 1:20000
+ Ende 19. Jh. bis 1918 – Expansionsphase
+ 1918 bis 1950 – Konzentrationsphase Wicking/Dyckerhoff
+ 2. Hälfte 20. Jh. – Umstrukturierung der Dyckerhoff Zementwerke
+ Anfang 21. Jh. – Dyckerhoff Zement GmbH / Buzzi Unicem