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Lebensläufe im 20. Jahrhundert
Herausgegeben von Jörg Später und Thomas Zimmer
Wallstein
EAN: 9783835335134 (ISBN: 3-8353-3513-8)
326 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Juli, 2019
EUR 29,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Der Lebenslauf eines einzelnen Menschen und die Geschichte bilden die kleinste und die größte Einheit in der Geschichtswissenschaft. Die Biographie und die historische Gesamtschau sind ein ungleiches Paar. Welches Verhältnis haben sie zueinander? Läuft ihre Begegnung auf ein Duett oder ein Duell hinaus? Können Sie womöglich eine glückliche Familie gründen? Ja, wenn Nah- und Totalaufnahmen wie bei einem guten Film einen spannenden Kontrast bilden. Die versammelten biographischen Aufsätze beleuchten mittels einzelner Lebensläufe historische Zusammenhänge, die man ohne die skizzierte Person so nicht in den Blick bekommen würde. Sie tragen einer Entwicklung Rechnung, nach der das Bild der Geschichte auch in Deutschland vielfältiger und differenzierter, zugleich widerspruchsvoller und unübersichtlicher geworden ist. Sie sind Skizzen, die dazu dienen mögen, zum Verständnis des 20. Jahrhunderts in einer entgrenzten Welt beizutragen. Sie stammen von Autoren und Autorinnen, die mit dem Lebenslauf von Ulrich Herbert, dem dieses Buch gewidmet ist, verbunden sind.
Mit Beiträgen von: Franziska Augstein, Anselm Doering-Manteuffel, Jan Eckel, Detlef Felken, Isabel Heinemann, Christina von Hodenberg, Gerd Koenen, Dirk van Laak, Jörn Leonhard, Stefanie Middendorf, Lutz Raphael, Stefan Reinecke, Axel Schildt (†), Arvid Schors, Shulamit Volkov, Patrick Wagner.
Rezension
„Das einzelne Individuum ist ein Kreuzungspunkt einer Mehrheit von Systemen, welche sich im Verlauf der fortschreitenden Kultur immer feiner spezialisieren.“, behauptete der Philosoph Wilhelm Dilthey in seiner „Einleitung in die Geisteswissenschaften“(1883). Diese Aussage des Vaters der Geisteswissenschaften impliziert erkenntnistheoretisch gesehen die Möglichkeit einer Parallelisierung von Makro- und Mikrogeschichte. Mit anderen Worten, es lassen sich historische Prozesse bestimmter Zeitabschnitte bzw. Epochen anhand von Biographien aufzeigen, in denen sich diese historischen Entwicklungen prominent widerspiegeln. Auf dieser geschichtstheoretischen Prämisse - ohne explizit auf den Lebensphilosophen Dilthey Bezug zu nehmen - basiert das 2019 im Göttinger Wallstein Verlag publizierte Buch „Lebensläufe im 20. Jahrhundert“.
Herausgeber des Werks sind die beiden Freiburger Historiker Jörg Später (*1966) und Thomas Zimmer (*1982). Es enthält 16 biographische Skizzen zu gekonnt ausgewählten Personen bzw. sozialen Gruppen, anhand derer zentrale historische Ambivalenzen von 1900 bis zur Gegenwart kaleidoskopartig beleuchtet werden. So wird beispielsweise die historische Bedeutung von Walther Rathenaus Modell einer Gemeinwirtschaft mit starker zentraler Lenkung oder die Kapitalismuskritik des politischen Künstlers Joseph Beuys gewürdigt. Neben bekannten Persönlichkeiten der Weltgeschichte wie Salvador Allende, Indira Gandhi oder Jorge Semprún werden in dem Buch auch weniger bekannte wie Margaret Sanger, die Mutter der Geburtenkontrolle, oder Armin Mohler, der Vordenker der Neuen Rechten, berücksichtigt. Besondere Erwähnung verdient, dass auch das 20. Jahrhundert prägende soziale Gruppen wie die 68er, das linke Bürgertum oder die türkischen Bergmannsfamilien im Ruhrgebiet vorgestellt werden. Die überwiegend in essayistischer Form verfassten Beiträge stammen fast ausschließlich von Geschichtsprofessorinnen und -professoren. Lehrkräften des Faches Geschichte bietet das Werk für einen problemorientierten Unterricht eine gelungene Zusammenstellung von Kurzbiographien, anhand derer sich das „Zeitalter der Extreme“(Hobsbawm) hervorragend erarbeiten lässt, ohne in eine eurozentrische Perspektive zu verfallen.
Fazit: Das Buch „Lebensläufe im 20. Jahrhundert“ leistet durch seine biographischen Zugänge einen wichtigen Beitrag zu einem vertieften Verständnis unsrer heutigen, von historischen Konfliktlinien geprägten Welt.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der Mensch ist im Spiegel seiner Zeit zu sehen, aber manchmal kann man sich der Zeit im Spiegel eines Menschen nähern.
Der Lebenslauf eines einzelnen Menschen und die Geschichte bilden die kleinste und die größte Einheit in der Geschichtswissenschaft. Die Biographie und die historische Gesamtschau sind ein ungleiches Paar. Welches Verhältnis haben sie zueinander? Läuft ihre Begegnung auf ein Duett oder ein Duell hinaus? Können Sie womöglich eine glückliche Familie gründen? Ja, wenn Nah- und Totalaufnahmen wie bei einem guten Film einen spannenden Kontrast bilden. Die versammelten biographischen Aufsätze beleuchten mittels einzelner Lebensläufe historische Zusammenhänge, die man ohne die skizzierte Person so nicht in den Blick bekommen würde. Sie tragen einer Entwicklung Rechnung, nach der das Bild der Geschichte auch in Deutschland vielfältiger und differenzierter, zugleich widerspruchsvoller und unübersichtlicher geworden ist. Sie sind Skizzen, die dazu dienen mögen, zum Verständnis des 20. Jahrhunderts in einer entgrenzten Welt beizutragen. Sie stammen von Autoren und Autorinnen, die mit dem Lebenslauf von Ulrich Herbert, dem dieses Buch gewidmet ist, verbunden sind.
Mit Beiträgen von: Franziska Augstein, Anselm Doering-Manteuffel, Jan Eckel, Detlef Felken, Isabel Heinemann, Christina von Hodenberg, Gerd Koenen, Dirk van Laak, Jörn Leonhard, Stefanie Middendorf, Lutz Raphael, Stefan Reinecke, Axel Schildt (†), Arvid Schors, Shulamit Volkov, Patrick Wagner
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
JÖRG SPÄTER UND THOMAS ZIMMER
Einleitung 7
DIRK VAN LAAK
Jan Christiaan Smuts
und die Ambivalenz historischer Größe 15
SHULAMIT VOLKOV
Walther Rathenau
und die Suche nach dem kapitalistischen Utopia 37
JÖRN LEONHARD
Thomas Mann, Ernst Troeltsch
und die Demokratisierung des Bürgertums
im Ersten Weltkrieg 57
ISABEL HEINEMANN
Margaret Sanger
und die Geburt der Geburtenkontrolle 77
ANSELM DOERING-MANTEUFFEL
Wilhelm Kreis
und die deutsch-monumentale Moderne 97
STEFANIE MIDDENDORF
Hans Schäffer
und die bürokratische Existenz im Finanzkapitalismus. 115
FRANZISKA AUGSTEIN
Jorge Semprún
und das Renegatentum 137
ARvm ScHoRs
Georg Stefan Troller
und das katastrophische Glück eines Emigrantenlebens 149
CHRISTINA VON HODENBERG
Carolina Rahm
und das deutsche Jahrhundert der Extreme 167
AXEL SCHILDT †
Armin Mohler
und die konservativen Revolutionäre 187
DETLEF FELKEN
Joseph Beuys
und die Ausweitung der Kunstzone 205
STEFAN REINECKE
Otto Schily, Christian Ströbele
und das linke Bürgertum in der Bundesrepublik 223
PATRICK WAGNER
Indira Gandhi
und die Krise postkolonialer Staatlichkeit 243
GERD KOENEN
Die 68er
und die deutsche Geschichte als Familienroman 265
JAN ECKEL
Salvador Allende
und die weltpolitischen Konflikte der siebziger Jahre 287
LUTZ RAPHAEL
Türkische Bergmannsfamilien
und ihre Lebenswelt im Ruhrgebiet nach 1970 307
Bildnachweise 325
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