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Kritische Lebenskunst Analysen - Orientierungen - Strategien
Kritische Lebenskunst
Analysen - Orientierungen - Strategien




Günter Gödde, Jörg Zirfas (Hrsg.)

Springer Nature
EAN: 9783476046437 (ISBN: 3-476-04643-5)
490 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, Januar, 2019

EUR 49,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Frage nach einer modernen Lebenskunst gehört seit Ende des 20. Jahrhunderts zu den dringlichen Gegenwartsproblematiken. Eine 'kritische' Lebenskunst verdeutlicht, wie schwierig es ist, ein gelingendes Leben zu führen. Das Buch vollzieht eine Wende von einer individualistisch-elitären zu einer demokratisch orientierten Richtung der Lebenskunst. Es geht um Haltungen und Fähigkeiten, die viele Menschen in der Gestaltung ihres Lebens verwirklichen können - um ein Konzept 'des gewöhnlichen Lebens'. Denn die Lebenskunst hat es nicht nur mit individuellen Praktiken einer idealen Existenz, sondern auch mit menschlicher Vulnerabilität und prekären gesellschaftlichen Verhältnissen zu tun.
Rezension
Wie führt man ein gutes Leben? Ist Heimat ein Baustein eines guten Lebens? Was versteht man gegenwärtig unter Selbstsorge? Tragen resonante Weltbeziehungen zu einem gelingenden Leben bei? Erschöpft sich Lebenskunst in der Ausübung individueller Praktiken? Leistet die Mentalisierungsbasierte Therapie einen Beitrag zur Stärkung des Vertrauens der Patienten? Hilft Self-Quantifying bei einem guten Leben? Hat man unter prekären gesellschaftlichen Verhältnissen noch die Chance auf ein gelingendes Leben? Die Fragen fallen in das Arbeitsgebiet der so genannten „Lebenskunst“, die seit der Rehabilitierung der Praktischen Philosophie im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts eine Renaissance erfährt.
Zur Reflexion anregende Antworten auf Fragen und Probleme der Lebenskunst findet man in dem von dem Psychotherapeuten Günter Gödde und dem Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaft und Pädagogische Anthropologie an der Universität Köln Jörg Zirfas herausgegebenen Werk „Kritische Lebenskunst. Analysen – Orientierungen – Strategien“, erschienen im J.B. Metzler Verlag. Dieser „Denkrichtung“ liegt den Herausgebern zufolge die These zugrunde, „dass das bejahenswerte Leben und Lebenskunst immer auch kritisch sind“ (S. VII). Sie plädieren im Unterschied zu einer individualistischen Konzeption der Lebenskunst für eine an sozialen Weltbeziehungen orientierte.
In den verständlich verfassten Beiträgen des Buches, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern primär aus der Pädagogik und Philosophie, aber auch von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten stammen, werden sowohl klassische als auch höchst aktuelle Fragestellungen des guten Lebens aufgegriffen. Für Lehrerinnen und Lehrer der Fächer Philosophie, Ethik und Pädagogik bietet das Werk eine Fundgrube mit zahlreichen Themen der Lebenskunst, die verdienen Gegenstand eines problemorientierten Unterrichts zu werden.
Fazit: Wer sich für die Möglichkeiten, Grenzen, Formen und Methoden eines guten Lebens in der Spätmoderne interessiert, der greife zu dem von Günter Gödde und Jörg Zirfas herausgegebenen interdisziplinären Handbuch „Kritische Lebenskunst“.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Philosophie der Lebenskunst gehört seit Ende des 20. Jahrhunderts zu den aktuellen Denkrichtungen, die nicht nur in Lehre und Forschung vertreten, sondern auch von einem breiteren Publikum wahrgenommen werden. In ihr geht es um ein gelungenes, schönes und glückliches Leben. Im Fokus des vorliegenden Buches stehen ‚kritische‘ Perspektiven auf die Realisierung von Lebenskunst in spezifischen biographischen, sozialen und kulturellen Kontexten. Zu fragen ist: Wer übt wie Kritik woran und welche Motivationen und Ziele verfolgt er dabei? Diese Fragen werden mit Blick auf Individualität, soziale Beziehungen, kulturelle Strukturen, prekäre Lebensverhältnisse, therapeutische Praktiken, Bausteine für ein gutes Leben und gesellschaftliche Veränderungsprozesse je unterschiedlich beantwortet. Kritisch zu sehen ist, dass in der Debatte um die Lebenskunst bis heute ein aristokratisch-elitärer und ideologisierender Unterton mitschwingt. Sozialwissenschaftlich rücken mit diesem Aristokratismus der Lebenskunst Aspekte der Ungleichheit und der Benachteiligung ins Blickfeld. Dabei drängen sich Fragen auf, ob der an einer sozialen Elite orientierte Lebenskunstbegriff noch tragfähig ist; ob prekäre Verhältnisse Lebenskunst überhaupt zulassen; welche Kompetenzen für die Lebenskunst des ,gewöhnlichen Lebens‘ bedeutsam sind und inwieweit eine ‚kritische Lebenskunst‘ über die Philosophie hinaus human-, sozial- und kulturwissenschaftlicher Analysen und Strategien bedarf. Eine Wende von einer individualistisch-elitären zu einer demokratisch orientierten Richtung der Lebenskunst erscheint geboten: Dabei geht es einerseits um Haltungen und Fähigkeiten, die potentiell viele, vielleicht sogar alle Menschen in der Gestaltung ihres Lebens verwirklichen können. Und andererseits geht es auch um politische, soziale und kulturelle Rahmenbedingungen, die ein geglücktes Leben in der Moderne ermöglichen.

Mit Beiträgen von: Jens Beljan, Cord Benecke, Felix Brauner, Andreas Brenner, Eike Brock, Peter Bubmann, Daniel Burghardt, Karl August Chassé, Karin Dannecker, Markus Dederich, Heinrich Deserno, Johannes Drerup, Rüdiger Eschmann, Ferdinand Fellmann, Gunter Gebauer, Günter Gödde, Antje Gumz, Ludger Heidbrink, Karla Hoven-Buchholz, Michael Klöpper, Manuel Knoll, Dominik Krinninger, Franziska Lamott, Wolfgang Mertens, Thomas Munder, Juliane Noack Napoles, Johannes Oberthür, Werner Pohlmann, Jann Schlimme, Siegfried Preiser, Kai Rugenstein, Silvia Schneider, Ralph Sichler, Werner Stegmaier, Timo Storck, Svenja Taubner, Peter Theiss-Abendroth, Susanne Völker, Ralf T. Vogel, Roland Voigtel, Tilman Watzel, Gabriele Weiß, Christof Windgätter, Christoph Wulf, Robert Zimmer und Jörg Zirfas.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt

Prolog
Kritik und Krise - Hinführung zu einer kritischen Lebenskunst
Seiten VII-XIII
Gödde, Günter/Zirfas, Jörg

I Der Blickwinkel der Individualität
Einführung zu den Beiträgen
Seiten 3-5
Orientierungskunst
Seiten 6-13
Stegmaier, Werner
Klugheit und kritische Vernunft
Seiten 14-21
Zimmer, Robert
Leiblichkeit
Seiten 22-29
Brenner, Andreas
Lebenserfahrung
Seiten 30-37
Zirfas, Jörg
Identität
Seiten 38-45
Noack Napoles, Juliane
Liebeslebenskunst
Seiten 46-52
Fellmann, Ferdinand
Sterben und Tod
Seiten 53-59
Vogel, Ralf T.

II Soziale Weltbeziehungen und Intersubjektivität
Einführung zu den Beiträgen
Seiten 63-65
Emotions- und Bedürfnisregulierung
Seiten 66-73
Brauner, Felix/Benecke, Cord
Begegnung
Seiten 74-81
Pohlmann, Werner
Anerkennung
Seiten 82-90
Krinninger, Dominik
Takt
Seiten 91-96
Burghardt, Daniel
Gender und Queer
Seiten 97-104
Völker, Susanne
Vulnerabilität
Seiten 105-110
Burghardt, Daniel
Heimat und Fremdheit
Seiten 111-117
Eschmann, Rüdiger

III Kulturelle Strukturen und Prozesse
Einführung zu den Beiträgen
Seiten 121-123
Bildung
Seiten 124-133
Weiß, Gabriele
Ästhetische Erfahrung
Seiten 134-142
Zirfas, Jörg
Symbol
Seiten 143-151
Deserno, Heinrich
Das metrische Selbst
Seiten 152-161
Windgätter, Christof
Lebensführung im Hochleistungssport
Seiten 162-169
Gebauer, Gunter
Kunst und Therapie
Seiten 170-179
Dannecker, Karin
Religion und Theologie
Seiten 180-187
Bubmann, Peter

IV Prekäre Verhältnisse
Einführung zu den Beiträgen
Seiten 191-193
Armut
Seiten 194-201
Chassé, Karl August
Behinderung
Seiten 202-208
Dederich, Markus
Riskante Arbeitswelt
Seiten 209-216
Sichler, Ralph
Stigmatisierung
Seiten 217-226
Gödde, Günter/Lamott, Franziska
Psychose
Seiten 227-234
Schlimme, Jann E.
Trauma
Seiten 235-241
Theiss-Abendroth, Peter
Sucht und Selbstachtung
Seiten 242-253
Voigtel, Roland

V Therapeutische Lebenskunst
Einführung zu den Beiträgen
Seiten 257-259
Katharsis
Seiten 260-268
Gödde, Günter
Übertragung und Gegenübertragung
Seiten 269-275
Watzel, Tilman
Empathie
Seiten 276-283
Klöpper, Michael
Mentalisieren
Seiten 284-292
Taubner, Svenja
Der selbstverständliche Mensch
Seiten 293-300
Storck, Timo
Ressourcenorientierung
Seiten 301-307
Munder, Thomas/Rugenstein, Kai/Gunz, Antje
Ästhetische Erfahrung im Therapieprozess
Seiten 308-315
Pohlmann, Werner

VI Bausteine für ein 'gutes Leben'
Einführung zu den Beiträgen
Seiten 319-321
Selbstsorge in der Antike
Seiten 322-334
Gödde, Günter/Zirfas, Jörg
Selbstsorge in der Moderne
Seiten 335-346
Gödde, Günter/Zirfas, Jörg
Der Kampf um das Gewöhnliche
Seiten 347-354
Brock, Eike
Verteidigung der Liebe
Seiten 355-363
Schneider, Silvia
Die Zeit der Vernunft
Seiten 364-371
Oberthür, Johannes
Wahrhaftigkeit und Wahrheit
Seiten 372-379
Mertens, Wolfgang
Das Wissen der Weisheit
Seiten 380-386
Wulf, Christoph

VII Das 'gute Leben' als Ziel gesellschaftlicher Veränderungen
Einführung zu den Beiträgen
Seiten 389-392
Diätetik der Verantwortung
Seiten 393-400
Heidbrink, Ludger
Gesellschaftliche Partizipation
Seiten 401-407
Preiser, Siegfried
Wohlfahrtsstaat und soziale Gerechtigkeit
Seiten 408-416
Knoll, Manuel
Heimat und gutes Leben
Seiten 417-424
Hoven-Buchholz, Karla
Toleranz und Humor
Seiten 425-432
Drerup, Johannes
Resonante Weltbeziehungen
Seiten 433-439
Beljan, Jens
Transkulturalität
Seiten 440-448
Wulf, Christoph

Epilog
Richtungen und Formen einer kritischen Lebenskunst
Seiten 449-470
Gödde, Günter/Zirfas, Jörg