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Konzentrationserziehung statt AD(H)S-Therapie
Ein Modell nach Paul Moor
Miriam Stiehler
Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783781515550 (ISBN: 3-7815-1555-9)
323 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2007
EUR 32,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Paul Moor hat schon vor Jahrzehnten all jene Verhaltensweisen unkonzentrierter Kinder pädagogisch erklärt, die heute als „Krankheitssymptome“ von AD(H)S dargestellt werden.
Medizinisches Eingreifen trägt kaum etwas zum individuellen Verstehen bei und kann bestenfalls für die Dauer der Medikamentenwirkung künstlich Aufmerksamkeit erzeugen. Hingegen kann man auf Basis von Moors Heilpädagogik die Ursachen der Unkonzentriertheit erfassen. Echte Konzentration kann durch Arbeit an ungelösten Erziehungsaufgaben nachhaltig aufgebaut werden. Die Gegenüberstellung der relevanten medizinischen und pädagogischen Grundannahmen zeigt zugleich deren Unvereinbarkeit. Jeder Erzieher unkonzentrierter Kinder muss sich zwischen dem Glauben an Krankheit und dem Glauben an Erziehbarkeit entscheiden.
Die Selbstaufgabe der Pädagogik hat zur Medikalisierung schwieriger Verhaltensweisen beigetragen – eine Rückbesinnung auf erklärungsmächtige erziehungswissenschaftliche Modelle ist im Interesse der betroffenen Kinder überfällig.
Dr. Miriam Stiehler ist Förderschullehrerin und Dozentin in der Eltern- und Lehrerbildung. Seit 2004 leitet sie die Beratungspraxis „WissenSchaffer". Die Elternberatung dort fußt auf der Heilpädagogik Paul Moors. Ihr Ziel ist nicht nur die Analyse ungelöster Erziehungsaufgaben, sondern eine größere Erziehungskompetenz der Eltern. Zu den Arbeitsschwerpunkten gehören Konzentrationschwäche, Lernprobleme und Verhaltensauffälligkeiten.
Rezension
Die Arbeit, eine Dissertation am Institut für Sonderpädagogik der Universität Würzburg im SS 2006, nimmt dezidiert Stellung gegen die Medikalisierung und Medizinierung der angeblichen "Krankheitssymptome" von AD(H)S. Eindeutig bringt sie die Alternative auf den Punkt: "Jeder Erzieher unkonzentrierter Kinder muss sich zwischen dem Glauben an Krankheit und dem Glauben an Erziehbarkeit entscheiden." Dieses klare Votum scheint nützlich angesichts des Eindrucks, dass Eltern, Erzieher und Ärzte allzu schnell und allzu bereitwillig auf die medikamentöse Behandlung setzen; dahinter mögen nicht nur Wirtschaftsinteressen der Pharma-Industrie stehen, - es ist immer auch einfacher Pillen zu geben als nachhaltige Erziehung zu praktizieren ... Fazit: Ein wichtiger Weckruf in die AD(H)S-Debatte hinein!
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
I Einleitung
II Ursprung und Entwicklung der Medikalisierung von AD(H)S 15
1 Überblick: Das „Krankheitsbild" AD(H)S 16
1.1 Diagnosekriterien nach DSM-IV 16
1.2 Theorien über die körperliche Ursache für AD(H)S 18
1.3 AD(H)S als „Volkskrankheit" 21
2 Historische Entwicklung hin zur AD(H)S-Epidemie 26
2.1 1844: Der „Zappelphilipp"-das erste ADHS-Kind? 26
2.2 1850-1899: Vom Erziehungsbedarf zum Kinderfehler 27
2.3 1900-l 929: Zeitalter der Neuropathie . 30
2.4 1930-1949: Psychopharmaka und Hirnforschung. 37
2.5 1950-1964: Verquickung von Erziehung und Medizin 37
2.6 1965-1974: Wachsende Akzeptanz der Medikalisierung 40
2.7 1975-1980: Wachsender Einfluss der Eiternverbände. 44
2.8 1980-1989: Legitimation der Diagnose durch Aufnahme ins DSM ... 47
2.9 1990 - 1999: Medikalisierung als gesellschaftliche und politische Größe . 51
2.10 Ab 2000: Uneinheitliche Vorschriften und politische Standpunkte .... 52
3 AD(H)S-Darstellung gegenüber Eltern und Pädagogen 57
3.1 Darstellung von AD(H)S in populären Veröffentlichungen 57
3.2 Informationen von Selbsthilfegruppen und AD(H)S-Verbänden 57
3.3 Medikations-und therapieorientierte Literatur 60
3.4 Kritiker der Medikalisierung 64
3.5 Rolle der Schule 71
3.6 Ausprägung und Trends der Pharmakotherapie . 74
3.7 Schlechte Langzeitprognose für die Betroffenen 82
III Erziehung nach Paul Moor als Alternative zur Medikalisierung 84
4 Ein spezifisch pädagogischer Ansatz 85
5 Wesen und Ziel der Erziehung nach Paul Moor 91
5.1 Die drei erziehungsrelevanten Größen 91
5.2 Innerer und äußerer Halt 94
5.3 Die Haltung des Erziehers 97
5.4 Ziel der Erziehung 104
6 Grundregeln der Erziehung 108
6.1 „Erst verstehen, dann erziehen" 108
6.2 „Nicht gegen den Fehler, sondern für das Fehlende" 112
6.3 „Nicht nur das Kind, sondern auch seine Umgebung ist zu erziehen" ... 118
IV Die Unvereinbarkeit von Innerem Halt und Medikalisierung 122
7 Wille - Lebensführung - Aufgegebenes 124
7.1 Das Wollen als Teil des Inneren Halts 124
7.2 Erste Stufe der Willensreifung: Aufgaben erkennen 127
7.3 Zweite Stufe der Willensreifung: Aufgaben annehmen 149
7.4 Dritte Stufe der Willensreifung: Wagnis eingehen 159
8 Können - Lebenstechnik - Gegebenes 168
8.1 Das Können als Teil des inneren Halts 168
8.2 Vierte Stufe der Willensreifung: Fähigkeiten schulen 169
8.3 Fünfte Stufe der Willensreifung: Gewohnheiten und Gehorsam aufbauen 192
9 Empfänglichkeit - Lebensinhalt - Verheißenes 214
9.1 Sechste Stufe der Willensreifung: Selbstkritik entwickeln 214
9.2 Der Halt im empfangenden Leben 217
9.3 Erste Stufe der Gemütserziehung: Ansprechbarkeit wecken 221
9.4 Zweite Stufe der Gemütserziehung: Erfülltsein genießen 224
9.5 Dritte Stufe der Gemütserziehung: Verwirklichung leben 238
9.6 Moors theologischer Hintergrund 241
10 Fazit: Medikalisierung als Hindernis für den inneren Halt 243
V AD(H)S als Folge ungelöster Erziehungsaufgaben 244
11 Ursachen für Unkonzentriertheit nach Moor 245
11.1 Identische Schilderung bei Moor, AD(H)S-Literatur und DSM-IV .... 245
11.2 Mögliche pathologische Ursachen für die Symptome 249
11.3 Vernachlässigte Erziehungsaufgaben und Erschwernisse der Erziehung . . 251
12 Konzept und Organisation der Elternarbeit 271
12.1 Anlässe für die Gründung von "WissenSchaffer" 271
12.2 Konzept und Organisation des Seminarangebots 272
12.3 Der Check-Up Kurs für unkonzentrierte Kinder 273
12.4 Beratungsangebot bei AD(H)S und Konzentrationsstörungen 278
13 Fallbeispiele 281
13.1 Fallbeispiel: David 282
13.2 Fallbeispiel: Boris 299
14 Schlusswort und Ausblick 309
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