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Kompass: Sekten und religiöse Weltanschauungen Ein Lexikon
Kompass: Sekten und religiöse Weltanschauungen
Ein Lexikon




Andreas Fincke, Matthias Pöhlmann

Gütersloher Verlagshaus
EAN: 9783579064093 (ISBN: 3-579-06409-6)
238 Seiten, kartoniert, 12 x 19cm, 2004

EUR 14,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Nie war die Zahl der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen größer als in der Gegenwart.

In über 200 Stichwortartikeln liefert dieses Nachschlagewerk griffige Erstinformationen zu:

• einzelnen Gruppierungen

• Glaubenslehren und Glaubenspraxis

• Gründern und wichtigen Persönlichkeiten

Ein kompaktes Handbuch für einen schnellen Überblick, aktuell und praxisnah.
Rezension
ReligionslehrerInnen werden nicht selten hinsichtlich verschiedenster Sekten und Weltanschauungen um Rat gefragt. Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin (EZW), aus deren Reihen die Verfasser stammen, hat einen Schwerpunkt ihrer Arbeit im Bereich Sekten und religiöse Weltanschauungen. Alphabetisch geordnet ist das vorliegende Buch in der Tat ein kleiner Kompass zur Orientierung inmitten der vielfältigen religiösen Strömungen aus Vergangenheit und Gegenwart. Querverweise sind zwar genannt, leider aber fehlen jedwede Hinweise auf vertiefende Literatur unter den Artikeln, was zumindestens unter den längeren sinnvoll wäre, so dass es eben bei einem recht knappen Überblickswissen jeweils verbleibt. Auf weiterführende Literatur kann man nur durch Benutzung von 5 (!) im Schlußteil genannte Bücher stoßen (diese allerdings sind mehrheitlich sehr umfassend) sowie über 5 angegebene Internetadressen.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Unüberschaubar und verwirrend ist die Zahl der Religionen, Sekten, neureligiösen Bewegungen und Weltanschauungen. Dieses Lexikon hilft Klarheit zu gewinnen: mit konzentrierten Informationen zur jeweiligen Geschichte, wichtigen Persönlichkeiten, Glaubenslehre und Praxis.
Aktuell und praxisnah präsentieren die beiden Autoren die gesamte Bandbreite der Szene. Durch eine Auffächerung der Begrifflichkeiten ermöglichen sie eine zügige Orientierung. So finden sich z.B. neben »Zeugen Jehovas« weitere Einzelbegriffe wie »Wachtturmgesellschaft«, »Wachtturm« und »Erwachet«.

Beispiele aus der Nomenklatur:
Apostolische Gemeinde - Ayurveda - Bibelforscher - Christian Science - »Das weisse Pferd« - Engelwerk - Gothic-Szene - Hubbard, Laf Ron - New Age - Reinkarnation
Inhaltsverzeichnis
Artikel von A - Z

Leseprobe:
Gothic-Szene (= Schwarze Szene), Sammelbezeichnung für eine jugendliche Subkultur, die in der Öffentlichkeit oft vorschnell mit ->• Satanismus gleichgesetzt oder damit in Verbindung gebracht wird. Die Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen der Gothic-Szene verfügen oft über einen höheren Bildungsgrad. Ihre Zugehörigkeit zur Szene bringen sie in der Regel durch schwarze Kleidung, leichenblass geschminkte Gesichter und skurrile Frisuren zum Ausdruck. Das schwarze, mit Todes- und Okkultsymbolen angereicherte Outfit (Pentagramme, umgedrehte Kreuze, Keltenschmuck) bzw. Inszenierungsmittel (Totenkopf, Sarg etc.), ihre Musik und nicht zuletzt eine große Offenheit gegenüber ->• Neuheidentum, neue Hexen und -> Okkultismus sind typische Ausdrucksformen einer Szene, die sich einem düster-melancholischen wie auch elitären Lebensstil verschrieben hat. Die Ursprünge der Go-thics reichen zurück bis Ende der 1970er-Jahre: Für einen ruhigeren und melancholischen Musikstil, wie er von Bands wie Siouxsie and the Banshees oder Bauhaus gepflegt wurde, kam die Bezeichnung New Wave oder Gothic auf. Inhaltlich gab es im Blick auf die Ablehnung der zeitgenössischen kommerziellen Disco-Musik auch Berührungsflächen mit der Punk-Szene. Die Gothic-Sze-ne bezieht sich auf das schaurige, düster-melancholische Lebensgefühl der im 18./l9. Jahrhundert aufgekommenen englischen Schauerromane, der Gothic Novels (u. a. Edgar Altan Poe, H. P. Lovecrafi) sowie lyrische Werke von Charles Baudelaire oder George Gordon Lord Byron. Gepflegt wird die ästhetische Provokation: Sex und Tod, Schwarz und Weiß — diese Gegensätze prägen die Weltsicht der Gothics. Gewalt und Sachbeschädigungen lehnen sie ab. Ihren eher stillen Protest leben sie ausschließlich im Kreis Gleichgesinnter aus. Dort suchen sie nach Wärme, Melancholie und Verständnis. Die Beschäftigung mit Todessymbolen ist auch als Reaktion auf die gesamtgesellschaftliche Tabuisierung des Todes zu begreifen. Eine wichtige Rolle spielt das alljährlich während des Pfingstwochenendes in Leipzig stattfindende Wave-Gothic-Treffen mit rund 20000 Teilnehmern. Aktuelle Schätzungen gehen insgesamt von etwa 70 000 bis 90 000 Gothics in Deutschland aus. Einschlägige Szene-Magazi-ne, sog. Fanzines, spielen für den internen Austausch über Musikstil und Lebenseinstellung, aber auch als Kontaktbörse eine wichtige Rolle. An den Rändern wird versucht, die Szene auch auf kommerziellem Wege zu beeinflussen. Unter kritischen Beobachtern wird gegenwärtig kontrovers darüber diskutiert, ob es dabei auch zur rechtsextremistisch-politischen oder satanistisch-ideolo-gischen Instrumentalisierung kommen könnte. Auffällig ist, dass bestimmte okkult-magische Verlage szenetypische Magazine für Werbezwecke nutzen, so etwa zur Verbreitung der Bücher des Satanisten -> LaVey. Im einschlägigen Gothic- und Dark Wave-Lexikon wird darauf hingewiesen, dass sich satanistisches Gedankengut eher im Bereich des Black Metal bzw. Death Metal rinden würde, wobei die Mehrheit der »Goths« Satanismus und damit ausgeübte Gewaltexzesse ablehnten: »Das gängige Erkennungszeichen in Form eines umgedrehtes Kreuzes wird in den allermeisten Fällen zum Zwecke der Provokation angelegt.« Weiter wird betont: Zwar gebe es bei den Gothics ein »Interesse an geheimnisvollen, mystischen, ja dunklen Dingen«, doch »meist bleibt es bei der Theorie«. Angewandte okkulte Praktiken seien in der Szene eher selten. -> Hexen, neue