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Klimawandel und Ethik
Klimawandel und Ethik




Jan Gehrmann, Ruben Langer, Andreas Niederberger (Hrsg.)

Mentis Verlag
EAN: 9783957431196 (ISBN: 3-9574311-9-0)
255 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, März, 2020

EUR 29,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ist die drohende Klimakatastrophe überhaupt noch abwendbar – und mit welchen politischen Mitteln? Extreme Dürre, Hungersnöte, Massenmigration und die exorbitanten Folgekosten des Klimawandels – all das ist Teil der wissenschaftlichen Diskussion über die möglichen Konsequenzen des anthropogenen Klimawandels. Diese Prognosen werfen zahlreiche normativ-ethische Fragen auf: Wer trägt eigentlich die Verantwortung für den Klimawandel? Was sind die Kosten und wie sollen sie gerecht verteilt werden? Lassen sich die dringend erforderlichen Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausemissionen überhaupt im Rahmen nationaler Demokratien durchsetzen oder bedarf es starker internationaler Institutionen mit besonderen Machtbefugnissen?

Der Band macht wichtige Beiträge zur Klimaethik erstmals in deutscher Sprache zugänglich. Neben zentralen Texten aus der internationalen Forschung finden sich die Debatte weiterführende Originalbeiträge.
Rezension
Bedarf es angesichts der ökologischen Krise einer Klimaethik? Ist eine Klimaethik konsequentialistisch, deontologisch oder tugendethisch zu konzipieren? Welche Argumente lassen sich gegen eine utilitaristische Klimaethik anführen? Soll man sich bei der ethischen Analyse klimaethischer Probleme an einem generationellen Egalitarismus orientieren? Gilt es bei Fragen der Klimagerechtigkeit zwischen verschiedenen Typen von Emissionen, etwa zwischen Subsistenz- und Luxusemissionen, zu unterscheiden? Wer trägt die Verantwortung für den Klimawandel? Lassen sich kollektive Pflichten zum Umgang mit der Umweltkrise ethisch gut begründen? Warum leben wir angesichts des anthropogenen Klimawandels noch immer in einer „Gesellschaft der Nicht-Nachhaltigkeir“(Blühdorn)? Welche Rechte sollten Klimaflüchtlinge besitzen? Sind demokratische Regierungsformen angesichts der Klimakrise durch Ökodiktaturen zu ersetzen?
Philosophisch reflektierte Antworten auf diese aktuellen Fragen einer Umwelt- bzw. Klimaethik findet man in dem Sammelband „Klimawandel und Ethik“, erschienen im Paderborner mentis Verlag, einem Imprint der Brill-Gruppe. In ihm wird die Klimakrise von den Herausgebern - Andreas Niederberger, Professor für politische Philosophie an der Universität Duisburg-Essen, sowie seinen wissenschaftlichen Mitarbeiten Jan Gehrmann und Ruben Langer - zu Recht als Großrisiko identifiziert und in die Ethik und die politische Philosophie situiert. Für das vorliegende Buch wurden sechs zentrale Texte zur Klimadebatte von Philosophen aus dem angloamerikanischen Raum aus den Jahren 1992 bis 2015 ausgewählt und erstmals ins Deutsche übersetzt. In den einzelnen Beiträgen, die sich durch Reflexionstiefe und begriffliche Präzision auszeichnen, wird der Klimawandel differenziert aus utilitaristischer, tugendethischer, gerechtigkeitstheoretischer, verantwortungsphilosophischer und rechtsethischer Perspektive beleuchtet.
Ergänzt werden die Aufsätze des Sammelbands um eine profunde Einleitung von Langer zu den physikalischen, politischen und ethischen Aspekten des Klimawandels, um seine aufschlussreichen Reflexionen zur Schuldfrage, in denen er gegenüber einer verkürzten individualistischen Interpretation überzeugend eine kollektive Pflicht einfordert, sowie um den Beitrag von Gehrmann und Niederberger, in dem gegenüber öffentlichen Rufen nach einem Öko-Autoritarismus oder eines liberalen Paternalismus mit guten Gründen für die Demokratie als die Regierungsform für eine gute Klimapolitik plädiert wird. Sicherlich hätte in dem Band auch ein Aufsatz aufgenommen werden können, der die deutschsprachige Rezeption von Hans Jonas` ontologischer Verantwortungsethik oder von Dieter Birnbachers intergenerationellen Nutzensummenutilitarismus bzw. seiner Klimaethik thematisiert. Erwähnung verdient das dem Buch beigefügte, hilfreiche Vokabular zum Klimawandel im ethischen und politischen Kontext. Philosophie- und Ethik-Lehrkräfte werden durch den vorliegenden Band motiviert, sich in ihrem Unterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit ethischen Fragen der Klimakrise kritisch-reflexiv auseinanderzusetzen.
Fazit: Der Band „Klimawandel und Ethik“ leistet einen wichtigen philosophischen Beitrag zur Aufklärung in Fragen der Klimaethik und Klimagerechtigkeit. Daher verdienen seine sehr guten Beiträge in den aktuellen ethischen und politischen Debatten über die Umweltkrise rezipiert zu werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Klimawandel und Ethik
HerausgeberInnen: Andreas Niederberger, Jan Gehrmann und Ruben Langer

Ist die drohende Klimakatastrophe überhaupt noch abwendbar – und mit welchen politischen Mitteln? Extreme Dürre, Hungersnöte, Massenmigration und die exorbitanten Folgekosten des Klimawandels – all das ist Teil der wissenschaftlichen Diskussion über die möglichen Konsequenzen des anthropogenen Klimawandels. Diese Prognosen werfen zahlreiche normativ-ethische Fragen auf: Wer trägt eigentlich die Verantwortung für den Klimawandel? Was sind die Kosten und wie sollen sie gerecht verteilt werden? Lassen sich die dringend erforderlichen Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausemissionen überhaupt im Rahmen nationaler Demokratien durchsetzen oder bedarf es starker internationaler Institutionen mit besonderen Machtbefugnissen? Der Band macht wichtige Beiträge zur Klimaethik erstmals in deutscher Sprache zugänglich. Neben zentralen Texten aus der internationalen Forschung finden sich die Debatte weiterführende Originalbeiträge.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort VII
1. Physik, Politik und Ethik des Klimawandels. Ein Überblick 1
Ruben Langer
I. Klimawandel und Ethik
2. Gerechtigkeit und Wohlergehen 51
John Broome
3. Ethik, Politik und globale Erwärmung 77
Dale Jamieson
4. Subsistenzemissionen und Luxusemissionen 97
Henry Shue
5. Ein perfekter moralischer Sturm: Klimawandel, intergenerationelle Ethik und das Problem der moralischen Korruption 125
Stephen M. Gardiner
II. Klimawandel und Politische Philosophie
6. Der Klimawandel und die Herausforderung der moralischen Verantwortung 149
Steve Vanderheiden
7. Der Klimawandel ist nicht meine, er ist unsere Schuld 159
Ruben Langer
8. Klimagerechtigkeit ohne Freiheit: Eine kritische Betrachtung rechtlicher und politischer Antworten auf Klimawandel und Zwangsmigration 189
Tracey Skillington
9. Kommt die Demokratie mit dem Klimawandel an ihre Grenzen? 219
Jahn Gehrmann, Andreas Niederberger
Glossar 249
Nachweise 255