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Kinder singen Lieder: Über den Prozess der Kultivierung des vokalen Ausdrucks
Kinder singen Lieder: Über den Prozess der Kultivierung des vokalen Ausdrucks




Stefanie Stadler Elmer

Waxmann
EAN: 9783830911463 (ISBN: 3-8309-1146-7)
400 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, 2002

EUR 34,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das Singen ist eine universelle menschliche Handlung. Aus den Vokalisationen des Säuglings entsteht Singen und Sprechen. Kindliches Singen ist Spiel, Spaß und Nachahmung. Es dient dazu, Befindlichkeiten und Affekten Ausdruck zu geben und mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Zugleich ist es ein symbolisches Ausdrucksmittel. Bereits im zweiten Lebensjahr können Vokalisationen deutlich sprach-musikalische Merkmale aufweisen. Dies zeugt von einer erstaunlichen Anpassung des Kindes an die in der Umgebung praktizierten sozialen und kulturellen Normen.



Wie lässt sich die Entwicklung des Singens beschreiben und verstehen? Auf der Grundlage langjähriger Forschung geht Stefanie Stadler Elmer dieser Frage mit neuen theoretischen, methodischen und empirischen Ansätzen nach. Zentrales theoretisches Ergebnis ist eine hypothetische Entwicklungssequenz, die den Entwicklungsverlauf des Singens in sechs Stufen beschreibt. Das Singen wird u.a. aus soziohistorischer, musiksoziologischer und -psychologischer Sicht interdisziplinär analysiert und in einen entwicklungspsychologischen Kontext gestellt. Auf methodischer Ebene entwickelt Stefanie Stadler Elmer ein neues, computerunterstütztes Verfahren. Mit dieser mikroanalytischen Methode lassen sich bisher unbekannte und erstaunliche Phänomene beschreiben.



Die Ergebnisse bieten Anlass, bisherige Theorien oder Vorstellungen von der Entwicklung des Singens zu überdenken. Die hier vorgeschlagenen neuen Perspektiven sind anregend für Psychologen und Pädagogen sowie für all jene, die besser beobachten und verstehen möchten, wie der Mensch seinen stimmlichen Ausdruck in sprach-musikalischer Hinsicht allmählich seiner kulturellen Umgebung anpasst – kurzum, wie das Lieder Singen entsteht.



Dr. Stefanie Stadler Elmer ist Privatdozentin für Psychologie an der Universität Zürich. Zuletzt ist von ihr erschienen: Spiel und Nachahmung – über die Entwicklung der elementaren musikalischen Aktivitäten (2000).
Rezension
Stefanie Stzadler Elmer widmet sich in dem vorliegenden Fachbuch der Frage, wie sich die Entwicklung des Singens beschreiben und verstehen lässt. Dabei richtet sie den Blick auf der Grundlage neuester theoretischer, methodischer und empirischer Forschungsergebnisse auf eine hypothetische Entwicklungssequenz, die den Entwicklungsverlauf des Singens in sechs Stufen beschreibt. Eine aufschlussreiche Arbeit, die vor allem aus methodischer Sicht (computerunterstütztes Verfahren) neue Erkenntnisse für Psychologen und Musikpädagogen bringt, die in der konkreten Erziehung weiterführende Konsequenzen haben könnten.

Arthur Thömmes, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

1 Fragen und Zielsetzungen 19
1.1 Einführung 19
1.2 Phänomene 29
1.3 Lieder Singen erste Begriffsbestimmungen 32
1.3.1. Definitionsversuche zu 'Singen' 32
1.3.2 Weitere begriffliche Bestimmungen 37
1.3.3 Begriffe: Einheiten des Wissens 38
1.3.4 Semiotisehe Funktion, Repräsentation, Signal. Zeichen, Symbol 41
1.3.5 Fragen 45
1.4 Die psychogenetische Perspektive 47
1.4.1 Zusammenfassung der Ziele 55
1.4.2 Überblick 55

2 Entwicklung des Singens: Überblick zum Forschungsstand 57
2.1 Ist die Ontogenese eine Wiederholung der Phylogcnese? 57
2.2 Einteilung von Singen 60
2.2.1 Kriterien 60
2.2.2 Spontanes Singen 62
2.2.3 Melodie- und Lied-Erfindungen 67
2.2.4 Reproduktion von Liedern 71
2.2.5 Stimmumfang 74
2.2.6 Nachsingfähigkeit 74
2.2.7 Beeinträchtigung des Singens 75
2.3 Beschreibungs- und Erklärungsansätze 76
2.3.1 Entwicklung geschieht als Sequenz von Intervallen 76
2.3.2 Singcntwickhmg ist durch die Sprache dominiert 78
2.3.3 Die Mclodiekontur-Theorie 80
2.4 Diskussion (1. Teil) 82
2.4.1 Werden tatsächlich Veränderungen erfasst? 83
2.4.2 Wie werden musikalische Handlungen beschrieben? 81
2.4.3 Über die Vernachlässigung von adaptiven Prozessen 85
2.4.4 Fazit 86
2.5 Die Analyse- und Darstclhmgsmethoden 87
2.6 Diskussion (2. Teil) 91
2.6.1 Die unklaren Liedmodelle 93
2.6.2 Traditionelle Methoden zur Analyse des Singcns 93
2.6.3 Grenzen der traditionellen Methoden 95

3 Psychogenese als Mikrostruktur der Soziogenese 99
3.1 Soziohistorisehe Perspektiven 99
3.1.1 Die (an Kinder gerichtete) Liedersing-Praxis vor kultur- und gesellsehaftshistorischem Hintergrund 102
3.1.2 Funktion und Zweck der Kultivierung des vokalen Ausdrucks 110
3.1.3 Drei Richtungen de7-Kultivierung des vokalen Ausdrucks 113
3.2 (Kinder-)Lieder: Normative Begriffe und Regeln 115
3.2.1 Allgemeine Begriffsbestimmungen von Liedern 116
3.2.2 Die Suche nach formalen Kennzeichen des Kinderlieds 118
3.2.3 Melodie 120
3.2,1 Liedtext122
3.2.5 Die Zeitstruktur 121
3.2.6 Über die Relationen der Komponenten untereinander 127
3.2.7 Struktur-Analysen von Kinderliedern 130
3.2.8 Über den Status von musikalischen Normen 133
3.2.9 Zusammenfassung und Fazit 136

4 Lieder Singen aus strukturgenetischer Sicht 137
4.1 Post-Piaget'scher strukturgenetischer Konstruktivismus 139
4.1.1 Struktur, Genese, Konstruktion 142
4.1.2 Konkretisierung: Prozessanalysen von bereichsspezifischen Symbolmanifestationen 119
4.2 Lieder Singen: Theoretische Analysen 154
4.2.1 Physische Aspekte 156
4.2.2 Sprechen Singen 158
4.2.3 Über Intentionen und Emotionen 160
4.2.4 Auditive Zeichen und ihre an Zeit gebundene Ordnung 166
4.2.5 Regeln und Konventionen als Träger von Bedeutungen 1G8
4.2.0 Spiel mit Lauten und Regeln 109
4.2.7 Wissen und Können 170
4.2.8 Im Kontext der semiotischen Funktion 184
4.2.9 Zusammenfassung 190
4.3 Anfänge des sprach-musikalischen Ausdrucks 191
4.3.1 Biologische Grundlagen und die Universalienfrage 193
1.3.2 Die laut- und klangbildenden sensomotorischen Aktivitäten 195
4.3.3 Die positive emotionale Bewertung 197
4.3.4 Soziale Interaktion als primäre Quelle gegenseitigen Anregung 198
4.3.5 Vokalspiel allein, mit anderen 201
4.3.6 Über die Anfänge von Regel-Vereinbarungen] 202
4.3.7 Anbahnung der sprach-nmsikalischen Symbolbildung 203
4.3.8 Zusammenfassung 200
4.4 Hypothetische Entwieklungssequenz 207
4.4.1 Begriffe 'Sequenz' und 'Stufen' 207
4.4.2 Kriterien oder Dimensionen der Entwicklung 208
4.4.3 Stufen der Sing-Entwicklung 210

5 Eine neue Methode 217
5.1 Die Ausgangsprobleme 217
5.1.1 Wie 'wahr" ist unsere auditive Wahrnehmung? 218
5.1.2 Vorteile von Computern: Eliminierung des begrifflichen Hörens 221
5.2 Die mikrogenetische Methode 222
5.2.1 Ziele. Merkmale und Vorgehensweise 222
5.2.2 Schritte zur Gewinnung von deskriptiven Daten 220
5.2.3 Die computerunterstützte Analyse des Singens 227
5.2.4 Eine detaillierte grafische Darstellung von Singstrukturen 229
5.2.5 Zusammenfassung und weitere Schritte 233
5.2.0 Nutzen der computerisierten Methode 234
5.2.7 Sehlussbemcrkungen 230

6 Empirische Explorationen 239
6.1 Ziele 239
6.2 Erhebung von Daten 242
6.2.1 Dialogmerkmale und Verlaufsmuster 244
6.2.2 Regelnlässigkeiten in den Interaktionsverläufeii 245
6.3 Sabine 246
6.3.1 Analyse des Lied-Erwerbsprozesses 247
6.3.2 Analyse der Lied-Erfindungen 263
6.4 Meta und Miri 287
6.5 Tom 295
6.6 Andy 316
6.7 Ulla 331
6.8 Diskussion 337

7 Rückblick und Ausblick 345
7.1 Lieder Singen als Einzelereignis beschreiben 346
7.2 Über Regelmässigkeiten in Prozessen 348
7.2.1 Prozesse als zeitlich beobachtbare Verwilderungen 318
7.2.2 Über Veränderungen im spraeh-musikahschen Ausdruck 350
7.3 Ausblick 356

Bibliografie 363
A 389
A.l Beschreibung der Coniputerwerkzeuge 389
A.l.l Beschreibung des Klangrecorders 389
A.1.2 Beschreibung des Tonhöhenanalyseprogramnis 390
A.2 Beispiel für die Darstellung der Daten 393