Liebe Leserin, lieber Leser
Sigmund Freud hat 1927, bereits über siebzig, krebserkrankt, eine Schrift »Der Humor« verfasst. Humor ist für ihn etwas »Großartiges und Erhebendes«, er schütze den Menschen vor Kränkung und mache diese sogar noch zum Anlass von Lustgewinn. Eigenartig, dass es bis heute keine umfassende Theorie des Humors gibt. Trotzdem: Irgendwie erwartet man, dass über Humor humorvoll geschrieben wird. Warum eigentlich? Dem Phänomen »Humor und Religion« auf die Spur zu kommen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe (Hans Conrad Zander). Willi Albrecht hat den Heftschwerpunkt betreut – so ist das Sommerheft zu einem anregenden, vielfältigen, nachdenklichen, zum Schmunzeln einladenden Heft geworden. Vielleicht stolpern Sie über die Karikaturen (Andreas Mertin), oder Sie begegnen dem Schalk Jesu in den Gleichnissen (Martin Ebner) oder dem »lachenden Buddha«, wie er oft genannt wird (Katharina Ceming). Oder Sie vertiefen sich in biografische und auch besondere regionale Annäherungen (Johannes Pausch, Bernd Lutz), in Kunst (Herbert Fendrich) oder in schulpraktische Möglichkeiten zum Thema (Ingeborg Koch, Stefan Herok). Hinter dem Humor steht eine Haltung, die Lachen hervorbringt. Humor hilft, sich gelassen mit der »Welt« zu arrangieren, weil ich um ihre Unzulänglichkeit und ihre Grenzen weiß. Humor trägt – bei allem Wissen um die Relativität von Wirklich- keit – Hoffnung in sich. Oder sagen wir »Erlösung« dazu? »Irgendwann / aus allem Heulen / und Stöhnen heraus / wirst du uns helfen, / das Lachen anzustimmen, / das hüpfende / restlose, / goldene Lachen.« Eine wunderbare Vorstellung des Salzburger Dogmatikers Gottfried Bachl: Dass hinter all dem, was im Leben wichtig ist, uns geholfen wird, das Lachen anzustimmen. Vielleicht ist der Sommer die richtige Zeit, dem eigenen Humor nachzugehen, ihn wieder zu entdecken – und mit ihm das Lachen – das »hüpfende, restlose, goldene Lachen«. Einen solchen Sommer wünsche ich Ihnen
Helga Kohler-Spiegel
Schriftleiterin
Inhaltsverzeichnis
238 Warum lachen wir über die Religion?
Hans Conrad Zander
Seit jeher zieht die Frömmigkeit den Spott an wie der Honig die Fliegen
242 Jesus - manchmal ein Schalk
Martin Ebner
Wider eingefahrene Textdeutungen: Die Gleichnisse Jesu ie Gleichnisse Jesu
248 Der Buddhismus - eine fröhliche Religion?
Katharina Ceming
Der Buddhismus galt lange als »pessimistische« Religion aber es gibt das herzhafte Lachen der Erkenntnis
252 Kleine Notizen zu einer humorfreundlichen Spiritualität
Johannes Pausch
Lebens- und Lerngeschichten aus dem Kloster, die uns manches mit einem Augenzwinkern sehen lehren
256 Kunst zwischen Parodie, Travestie und Blasphemie
Herbert Fendrich
Mit seinem berühmten Bild von der prügelnden Gottesmutter wollte Max Ernst bewusst provozieren
261 Konflikte bewältigen mit Humor
Ingeborg Koch
Kinder einer 4. Klasse Grundschule versuchen sich an »Humorinterventionen«
267 Frohe Botschaft, ernst genommen
Stefan Herok
Über die heilende Kraft des Lachens: Anregungen für den Religionsunterricht der Sekundarstufe
272 Karneval und Kirche gehören zusammen - jedenfalls in Köln
Bernd Lutz
Ein eingefleischter Karnevalfan denkt über das »Fest der Sehnsüchte« nach
276 Karikaturen: Das Christentum aufs Korn genommen
Andreas Mertin
Ein Blick auf zeitgenössische Spott-Formate, mal freundlich, mal bitterböse
282 Akzent
Gottfried Bitter
LIED-gut: Kommt herbei, singt dem Herrn«
284 Gefunden und notiert
Iris/Bernhard Bosold
Lebenswelten
286 Auf der Suche nach dem Glück
Elisabeth Hurth
Telenovelas kommen als rührende Herz-Schmerz- Geschichten daher, aber sie enthalten mehr
291 Lebenswelten katholischer Jugendlicher: Die Sinus-Milieustudie U27
Hans Hobelsberger
Wie kommen Religion und Kirche in den Lebenswelten heutiger Jugendlicher vor?
301 Im Blick: Gemeindekatechese
Claudia Hofrichter
Frischer Wind in der Erwachsenenkatechese
304 Literaturbericht
Gabriele Cramer
Der Katholische Kinder- und Jugendbuchpreis 2008
308 Bücher
311 Auslese
Rainer Oberthür
312 Impressum
Praxisbeilage: Materialbrief GK 2/2008
Zukunftsfähige Firmkatechese