»Für meinen früheren Glauben steht als Symbol der Blitz, für meinen heutigen ein Herz.« So antwortet jemand auf eine Umfrage zum »Wandel des eigenen Glaubensbewusstseins«. Weitere Ergebnisse unter vielen: ein Gang ins Freie, Häutungen, eine Schale, die zu füllen ist, ein Brennglas für Liebe... (vgl. S. 81ff.). Wer möchte da so einfach von einer Verfallsgeschichte des Glaubens in unserer Zeit sprechen?
Beschönigt werden aber soll nichts. Der Verlust an Traditionsbindungen oder der Schwund regelmäßiger Kirchgänger belegen handfestes Misstrauen in die institutionellen Formen kirchlichen Lebens. Aber den Veränderungen des Glaubensbewusstseins ist so einfach nicht beizukommen. Das zeigt unser erster Themenschwerpunkt, der auf die Religionspädagogische Jahrestagung 1998 des Deutschen Katecheten-Vereins zurückgeht.
»Wandel« wäre nur dann ein anderes Wort für Entfernung, Entfremdung, Abkehr, wenn man sich lediglich auf Vergangenes fixierte. Aber »Gott ist jeder Zeit gleich nahe«, formulierte seinerzeit Romano Guardini. Diese Einsicht gilt auch für meinen Lebensgang, für meine Lebensstunde. K.H. Schmitt folgt in seinem Beitrag der gleichen Spur. Er empfiehlt, heutige Zeitläufte, gegenwärtige Kultur als »würdiges Medium der Gegenwart Gottes« zu begreifen.
Die Zeichen der Zeit - unserer Lebenszeit und der Zeit der Kirche - im Glauben aufzugreifen, bildet den gemeinsjamen Nenner auch der beiden weiteren Schwerpunkte des Heftes. Österliche Deutung ist die der Bibel eigene Grundfärbung und zugleich ein »Aktionsprogramm für die Gestaltung (unseres) Lebens« (H.J. Sander).Am Beispiel Schwerkranker arbeitet Fr. Rest die Haltung christlicher Hoff-nung heraus als eine auch Leid annehmende Wahrheit, die Leben verdichtet. Aufregen müsste uns B. Grümmes Vermutung, dass der RU »nicht im möglichen Maß zur Erneuerung des christlich-jüdischen Verhältnisses beiträgt«. Als ein quälendes Versäumnis bleibt es hochaktuell, mit Fernwirkungen, wie der akute Streit über die Gestaltung des Berliner Holocaust-Mahnmals zeigt.
20 Jahre »Materialbrief Gemeindekatechese«: auch ein Zeitzeichen. Die Jubiläumsausgabe bringt in Erinnerung, dass diese regelmäßige Beilage der KatBl Sakramenten- und Erwachsenenkatechese sowie Themen rund ums Kirchenjahr nach Art der Graswurzelarbeit befördert.
Zur Erinnerung und Information in eigener Sache
In KatB1 6/98 wurde angekündigt, dass eine Befragung unter den Leser/innen der KatBl geplant ist. Das untersuchende Institut wird, voraussichtlich im März, an reprä-sentativ ausgewählte Leserinnen und Leser einen Fragebogen versenden. Die Herausgeber der Zeitschrift, Beirat, Redaktion und Schriftleitung freuen sich und danken Ihnen, wenn Sie sich etwas Zeit nehmen, um die Fragen sorgfältig zu beantworten.
Wilhelm Albrecht
Inhaltsverzeichnis
Glaubensbewusstsein
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78 Wandel des Glaubensbewusstseins
Karl Heinz Schmitt
84 Wie soll ich, Herr, dein Licht verkünden?
Georg Langenhorst
Ostern trauen
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90 Baum der Hoffnung finden, bleibe stark
Elke Tangelder
94 Jona vor der Differenz von Leben und Tod
Hans-Joachim Sander
100 Bilder der Hoffnung finden
Rainer Oberthür und Schülerinnen einer 3. Klasse
101 Oster-Elfchen
Klaus Kynast und Schüler/innen einer 4. Klasse
102 Hoffnung aus durchlebtem Leid
Franco Rest
Schritte gehen
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112 Vorurteile verlernen
Bernhard Grümme
124 Szenario Gemeinde 2002
Angelika Behrenberg/Michael Faßnacht
134 Die Antithesen der Bergpredigt
Josef Mense
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76 Zoom: Kino - Religion:
Der Elefantenmensch
Michael Graff
85 Bildserie:
Wandel des Glaubensbewusstseins in der Kirchenarchitektur
108 Hoffnungsbilder
110 Gefunden und notiert
138 Literaturbericht: Theologie und Literatur
140 Bücher
146 Impressum. MitarbeiterInnen, Vorschau
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Materialbrief GK 1/99
20 Jahre Gemeindekatechese
Zusammengestellt von Michael Kötzel