Bei diesem Buch handelt es sich um einen Sammelband von Aufsätzen, die im Rahmen eines fachübergreifenden Workshops zum politischen und gesellschaftlichen Umfeld der Offenbarung des Johannes entstanden sind. Aus den je unterschiedlichen Perspektiven der neutestamentlichen Theologie, der Archäologie sowie der Alten Geschichte wird der Kaiserkult in der Provinz Asia, in der die Adressatengemeinden der Offenbarung zu lokalisieren sind, in den Blick genommen. Denn mit diesem Kult scheint sich der Seher Johannes in seiner Schrift auseinander zu setzen (doch vgl. S. 46f).

Nach einigen einführenden Bemerkungen durch den Bonner Neutestamentler Martin Ebner (S. 9-13) beschreibt Walter Ameling, Althistoriker an der Universität zu Köln, sehr anschaulich die Allgegenwärtigkeit des Kaisers und der Kultverehrung des Kaisers im Alltag der Menschen in der Provinz Asia (S. 15-54). Weder den diversen Kultformen und schon gar nicht den Festkalendern und den Münzaufprägungen konnten die Menschen ausweichen, der Kaiser und seine Verehrung waren sozusagen "unumgänglich".
Anschließend beleuchtet der Regensburger Althistoriker Peter Herz in einem sehr anregenden Aufsatz den wirtschaftlichen Hintergrund des Kaiserkults (S. 55-80): Baukosten für Kultstätten, laufende Ausgaben für den Kultbetrieb, Einkünfte direkter und indirekter Art. Es ergibt sich ein beachtlicher Umsatz für viele Beteiligte!
Nach einigen Ausführungen der Regensburger Althistorikerin Babett Edelmann-Singer zum Provinziallandtag der Asia (S. 81-102) kommt Friedrich Krinzinger, Emeritus für Klassische Archäologie an der Universität Wien, auf die unterschiedlichen spectacula zu sprechen (S. 103-137): Wagenrennen, Hinrichtungen, Gladiatorenkämpfe, Tierhetzen, aber auch athletische Wettkämpfe. Für einige dieser galt seit Augustus ein kaiserliches Monopol, weshalb diese Spiele automatisch mit einer Kaiserehrung verknüpft waren. Krinzinger beschreibt ausführlich Beispielorte und ihre Wettkampfstätten, die also zugleich Stätten der Kaiserehrung waren. Anhand archäologischer Erkenntnisse lässt sich anschaulich nachvollziehen, wie im 1. Jh. der Kaiserkult und Roms Kultur in der Asia Einzug hielten.
Den Abschluss des Buches bildet ein Aufsatz der Mitherausgeberin Elisabeth Esch-Wermeling (S. 139-163). Auf der Grundlage einer exegetisch-methodischen Entscheidung, Texte der Offenbarung in einem Dreischritt - Text- und Kontextanalyse, Traditionsgeschichtliches, zeitgeschichtliche Zusammenhänge - zu analysieren (vgl. S. 151), werden sehr interessante Auslegungen zu Offb. 13 sowie 1,13-16 dargeboten, die auch Anregungen für den Unterricht geben können! An dem berühmten Text Offb. 13 beispielsweise wird die Bezugnahme der apokalyptischen Vision auf den Kaiser (in Kult, Zeichen, Bildern) aufgezeigt, so dass sich Beziehungen zwischen der Visionswelt und der Realwelt des antiken Menschen in Kleinasien verdeutlichen. Hier kommt Esch-Wermeling zu dem - bisweilen überraschenden - Schluss, dass für "den Verfasser der Offb ... das eigentliche Problem ... nicht in der Verfolgung von Christen [lag], sondern in der Attraktivität des Kaiserkults, der den Städten und Einwohnern verschiedenste Privilegien sicherte" (S. 149). Letztlich verweist Esch-Wermeling darauf, dass der Seher Johannes sich mit seinen kritischen Visionen "in erster Linie nach innen und erst in zweiter Linie nach außen" (S. 160) richtete: Nicht die römische Kultur und Gesellschaft sei das Gefährliche, sondern die drohende Assimilation der Christen und Vernachlässigung des eigentlich Wichtigen. Anregungen für den Unterricht findet man hier zuhauf, wenn man mit offenen Augen liest! Überhaupt gelingt mit Hilfe dieses handlichen Buches eine Integration neuerer Erkenntnisse zum kultur- und zeitgeschichtlichen Hintergrund neutestamentlicher Schriften in den schulischen Religionsunterrischt problemlos.
Anschauliches, zum Teil in Farbe gehaltenes, Bildmaterial und zwei umfangreiche Register runden das gelungene Buch ab, dessen auf Verständlichkeit abzielende Sprache überzeugt.

Holger Zeigan, lehrerbibliothek.de

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