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Israel Traum und Wirklichkeit des jüdischen Staates
Israel
Traum und Wirklichkeit des jüdischen Staates




Michael Brenner

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406688225 (ISBN: 3-406-68822-5)
288 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, Januar, 2016, mit 24 Abbildungen und 4 Karten

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Juden waren über Jahrhunderte verfolgte Außenseiter. Die Gründung des Staates Israel sollte endlich eine ganz normale Heimat für sie schaffen. Doch heute sieht sich Israel selbst in der Rolle des misstrauisch beobachteten Außenseiters. Michael Brenner erklärt, wie es dazu kommen konnte, indem er erstmals die Träume und Utopien hinter der Geschichte Israels offenlegt.

Israel geht uns alle an. Seine Geburt ist zutiefst dem Schicksal der Juden in Deutschland und Europa verbunden. Die Religion der meisten Menschen findet ihre Ursprünge im Gebiet des heutigen Israel, und das winzige Stück Land im Nahen Osten spielt für Menschen weltweit eine besondere Rolle. Der Traum der frühen Zionisten von einem „normalen Staat“ war daher, wie Michael Brenner zeigt, von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er beschreibt, wie sich die Zionisten einen jüdischen Staat vorstellten, wie sich der Staat Israel seit seiner Gründung 1948 entwickelt hat und welche gegensätzlichen Visionen von Israel das Land zunehmend spalten. Wie religiös ist der jüdische Staat, und welche Grenzen soll er haben? Wer gilt in Israel als Jude und wer als israelischer Staatsbürger? Um die Geschichte und Gegenwart Israels zu verstehen, so die Quintessenz, muss man seine Träume kennen. Michael Brenners Buch öffnet eindrucksvoll und oft überraschend den Blick für diese Tiefendimension.

Michael Brenner ist Inhaber des Lehrstuhls für Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Direktor des Center for Israel Studies an der American University in Washington, DC. Daneben nimmt er viele weitere Funktionen wahr, u.a. als Internationaler Präsident des Leo Baeck Instituts und ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Rezension
Ist Israel ein Staat wie jeder andere? Kaum, - aber Israel hat eine tiefe Sehnsucht nach Normalität. Die Geschichte Israels ist der Versuch, nicht mehr der ewige Andere zu sein. Der am Ende des neunzehnten Jahrhunderts entstandene Zionismus bot eine Antwort auf das, was damals als «Judenfrage» in aller Munde war. Er wollte die Juden zu einem ganz normalen Volk mit einem ganz normalen Staat machen. (Vgl. die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel aus dem Jahre 1948, in der es heißt: «Es ist das natürliche Recht des jüdischen Volkes, ein Leben wie jedes andere Volk in einem eigenen souveränen Staat zu führen.») Das aber konnte nur scheitern. Auch deshlab, weil die Geschichte des Staates Israel nicht nur dem Wunsch entspringt, so zu sein wie die anderen, sondern gleichzeitig aus der Idee heraus geboren ist, anders zu sein und ein Vorbild für den Rest der Welt darzustellen; die Vorstellung vom «auserwählten Volk» geht auf die Bibel zurück. Dieses Buch verfolgt die Debatten über den Charakter des ersten jüdischen Staates in der Moderne und versucht dabei den Fragen nachzugehen, was dieser sein wollte, wozu er wurde und wie er von der Welt wahrgenommen wird. Die These dieses Buches lautet: Obwohl Israels Vordenker und später Israels Politiker immer wieder den Weg in die Normalität einzuschlagen versuchten und dem «besonderen» Schicksal der jüdischen Geschichte entfliehen wollten, konnten sie sich nicht von dem Bann lösen, der die Geschichte der Juden über Jahrtausende begleitet hat. Zu tief verankert waren die jahrhundertealten Vorstellungen von den Juden als den «Anderen», um sie in wenigen Jahrzehnten spurlos verschwinden zu lassen. Zu sehr verinnerlicht wurden die Sichtweisen von außen, wie auch die eigenen Erfahrungen als die «ewigen Anderen». Der Autor dieses Buches beschreibt, wie sich die Zionisten einen jüdischen Staat vorstellten, wie sich der Staat Israel seit seiner Gründung 1948 entwickelt hat und welche gegensätzlichen Visionen von Israel das Land zunehmend spalten. Wie religiös ist der jüdische Staat, und welche Grenzen soll er haben? Wer gilt in Israel als Jude und wer als israelischer Staatsbürger?

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
"Erhellend in Zeiten, da man Israels Friedensfreunden praktisch monatlich dabei zusehen kann, wie sie nach rechts rücken."
Ronen Steinke, Süddeutsche Zeitung, 15. Februar 2016

"Brenners Buch hebt sich wohltuend von den vielen anderen Israel-Büchern ab."
Henryk M. Broder, Literarische Welt, 13. Februar 2016

"Michael Brenner [...] gelingt eine Bestandsaufnahme zwischen Soll und Ist bezogen auf die inneren und äußeren Einflüsse, die seit Gründung an der Idee vom Staat 'Israel' zerren."
David Dambitsch, Deutschlandfunk, 29. Januar 2016
Inhaltsverzeichnis
Die Sehnsucht nach Normalität 7

Ein Staat wie jeder andere? 7
Ein Volk wie jedes andere? 12
Vom Außenseitervolk zum Außenseiterstaat 20

1. Am Scheideweg: 1897 24

Winter in Berlin 25
Frühling in Wien 29
Sommer in Basel 39
Herbst in Wilna 45
Winter in Odessa 50

2. Der Traum vom Siebenstundenland (1897–1917) 56

Pogromland 56
Altneuland 60
Hebräerland 70

3. Die nationale Heimstätte (1917–1947) 85

Die Autonomielösung 86
Die Einstaatenlösung 97
Die Zweistaatenlösung 107
Die Fata-Morgana-Lösung 112

4. Vom Traum zur Wirklichkeit (1947–1967) 128

Ein Staat wie jeder andere oder ein Licht
unter den Völkern? 129
Wer ist Jude im jüdischen Staat? 144
Ein neues Kanaan? 153

5. Von der Wirklichkeit zum Traum (1967–1995) 161

Der siebte Tag 162
Siedlerträume 175
Friedensträume 182
Endzeitträume 187

6. Das globale Israel 194

Zwischen Israel und der Diaspora 195
Das Neuland 212
Die neuen Israelis 220
Die zwei Gesichter Israels 232
Dank 243

Anmerkungen 244
Literatur 265
Bildnachweis 283
Personenregister 284