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In Ruhe sterben Was wir uns wünschen und was die moderne Medizin nicht leisten kann
In Ruhe sterben
Was wir uns wünschen und was die moderne Medizin nicht leisten kann




Reimer Gronemeyer, Andreas Heller

Pattloch
EAN: 9783629130112 (ISBN: 3-629-13011-9)
304 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, April, 2014

EUR 19,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ein Appell zum humanen Umgang mit Sterbenden

Der medizinische Kampf gegen den Tod hat absurde Züge angenommen. Technik und Bürokratie haben sich in Kliniken und Hospizen breitgemacht; das »qualitätskontrollierte Sterben« wird zur Realität. Die beiden Autoren plädieren leidenschaftlich für eine fürsorgliche Begleitung sterbender Menschen. Ihre Kritik gilt jenen Kliniken, die ihre Patienten in vielfach unangemessener Weise langwierigen und schmerzhaften Therapien aussetzen, statt ihnen ein würdiges Sterben zu ermöglichen.

Das Sterben wird mehr und mehr zu einem technokratisch verwalteten Vorgang. Die Hospize unterliegen dem Zwang zur Professionalisierung, und die Kliniken unterstehen dem Diktat der Wirtschaftlichkeit. Alte, todkranke Menschen werden langwierig und schmerzhaft therapiert, denn unser Gesundheitssystem kennt nur noch die Therapie und nicht mehr die Begleitung: Allein die Therapie bringt Einnahmen, Begleitung hingegen verursacht Kosten.

Diese Entwicklung zwingt zum Einspruch, so Reimer Gronemeyer und Andreas Heller. Sie fordern: Wir brauchen keine neuen Versprechen der Pharmaindustrie, keine endlosen Therapieversuche, keine neuen technischen Verfahren. Stattdessen muss die Medizin endlich in die Schule

des Sterbens gehen und lernen, dass Sterben und Tod zum Leben gehören. Voraussetzung dafür ist ein Gesundheitswesen, das sich an

den Bedürfnissen der Menschen und nicht an den Kalkulationsmodellen der Kliniken orientiert. Denn wir können nicht in Würde leben, und wir können nicht in Würde sterben ohne die sorgende Wärme anderer Menschen.

Andreas Heller, Jahrgang 1956, hat Theologie, Philosophie, Soziologie, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft sowie Gesundheits- und Pflegewissenschaften studiert und wurde 2007 als Professor auf den europaweit ersten Lehrstuhl Palliative Care und OrgansiationsEthik der Alpen Adria Universität Klagenfurt/Wien/Graz berufen. Er gibt die Zeitschrift Palliative Praxis heraus, ist Beiratsmitglied der Robert Bosch Stiftung zum Schwerpunkt Hospiz und Palliative Care, wiss. Beirat des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes, gehört dem Stiftungsrat des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes e.V. (DHPV) an und ist u.a. als Berater in Führungsgremien der Caritas und der Diakonie in Deutschland und Österreich sowie verschiedener Krankenhausgesellschaften tätig; Andreas Heller ist verheiratet und hat zwei Töchter.

Reimer Gronemeyer, Jahrgang 1939, war als promovierter Theologe zunächst Pfarrer in Hamburg, bevor er sich der Soziologie zuwandte. Seit 1975 hat er einen Lehrstuhl für Soziologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen inne. Seine Publikationsliste umfasst mehr als 30 Buchtitel; u.a. "Sterben in Deutschland" , "Kampf der Generationen" und "Wozu noch Kirche?" Reimer Gronemeyer hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in zahlreichen Initiativen, Expertengruppen und Organisationen mit den Themen Aidsbekämpfung, Palliativ-Medizin, Hospizbewegung sowie Demenz beschäftigt. Derzeit ist er Vorstandsvorsitzender der Aktion Demenz e.V. und ein viel gefragter Redner auf Tagungen und Kongressen. 2012 ist bei Pattloch "Der Himmel. Sehnsucht nach einem verlorenen Ort", 2013 "Das 4. Lebensalter. Demenz ist keine Krankheit" erschienen.
Rezension
Dieses engagierte Buch kritisiert einen grundlegenden Sachverhalt moderner Medizininfrastuktur: Unser Gesundheitssystem kennt nur noch die Therapie und nicht mehr die Begleitung; denn allein die Therapie bringt Einnahmen, Begleitung hingegen verursacht Kosten. Dabei bleibt der Patient, insbesondere auch der sterbende Patient auf der Strecke. Z.T. sinnlose, schmerzhafte Therapien treten an die Stelle eines sinnvoll begleiteten Sterbenlassen-Könnens, eines "in Ruhe Sterbens" (Buchtitel!) - und diese Tendenz macht selbst vor Hospizen nicht Halt (vgl. Kap. 10). Längst diktieren Wirtschaftlichkeit und technokratisch verwaltete Vorgänge das Gesundheitswesen und auch das Sterben. Demgegenüber plädieren die beiden Autoren dieses Buchs leidenschaftlich für eine fürsorgliche Begleitung sterbender Menschen und suchen zugleich die noch immer vorhandene Tabuisierung des Sprechens über das Sterben zu durchbrechen.

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Pressestimmen:

Die neue Debatte um Sterbehilfe und der alte Glauben: Sind wir religiös in einer geistigen Talsohle angekommen? Der Theologe und Soziologe Reimer Gronemeyer macht sich Gedanken über "spirituelle Moden" der Gegenwart und den Trost der Religion.
konradsblatt, 29.03.2014

"Plädoyer für das, was wir uns wünschen."
SWR2, 19.04.2014
Inhaltsverzeichnis
1. Kapitel
Was wir uns wünschen und was die Medizin nicht leisten kann 9

2. Kapitel
Was hat sich heute im Umgang mit dem Sterben verändert? 29

3. Kapitel
Was hat die Gesellschaft der Hospizbewegung zu verdanken? 70

4. Kapitel
Warum in Deutschland so lange nicht über das Sterben geredet werden konnte 98

5. Kapitel
Warum tun wir Deutschen uns so besonders schwer mit dem Sterben? 120

6. Kapitel
Was wird aus der Trauer in modernen Zeiten? 142

7. Kapitel
Warum ist das Sterben in Pflegeheimen in Verruf? 157

8. Kapitel
Warum schaffen wir die Heime nicht ab? 182

9. Kapitel
Warum ist es so schwer, zu Hause zu sterben? 205

10. Kapitel
Warum ist die Hospizbewegung in Gefahr? 222

11. Kapitel
Warum geben wir die Verantwortung für unser Leben und Sterben ab? 246

12. Kapitel
Wie wir uns freundschaftlich sorgen können 264

Anmerkungen 293