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Im Namen der Deutschen
Die Bundespräsidenten und die NS-Vergangenheit
Norbert Frei
Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406808487 (ISBN: 3-406-80848-4)
377 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Oktober, 2023
EUR 28,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
«Wir haben von den Dingen gewusst.»
Der Bundespräsident spricht qua Amt «im Namen der Deutschen», auch und gerade, wenn es um die NS-Vergangenheit geht. Für Theodor Heuss und seine Nachfolger zu Zeiten der Bonner Republik – Heinrich Lübke, Gustav Heinemann, Walter Scheel, Karl Carstens und Richard von Weizsäcker – war das immer auch ein Sprechen über die eigene Zeitgenossenschaft. Norbert Frei zeigt in seinem glänzend geschriebenen, mitunter atemverschlagenden Buch, wie dabei die persönliche Vergangenheit beschwiegen und zugleich der Ton für das Reden über Nationalsozialismus und Holocaust in einer Gesellschaft gesetzt wurde, die erst lernen musste, sich ihrer Geschichte selbstkritisch zu stellen.
Rezension
Theodor Heuss, Heinrich Lübke, Gustav Heinemann, Walter Scheel, Karl Carstens und Richard von Weizsäcker waren die deutschen Bundespräsidenten von 1949 bis 1994. Zu den Aufgaben des Staatsoberhaupts der Bundesrepublik Deutschland gehört es, durch Gedenkreden zum Jahrestag des Ende des Zweiten Weltkriegs sowie durch Besuche von Gedenkstätten und Konzentrationslagern einen Beitrag zur Erinnerungskultur Deutschlands zu leisten. Bekanntheit erlangte die Rede Richard von Weizsäckers am 8. Mai 1985 anlässlich des 40. Jahrestages des Kriegsendes. Der Bundespräsident bezeichnete in ihr den 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung. Dadurch leistete er einen zentralen Beitrag zu einem anderen politischen Umgang mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust. Mit dieser Rede hat Richard von Weiszäcker sich in das kulturelle Gedächtnis der Bundesrepublik Deutschland eingeschrieben. Ganz anders sprach der erste deutsche Bundespräsident, Thedor Heuss, welche als Mitglied der damaligen Deutschen Staatspartei für das Ermächtigungsgesetz der Nationalsozialisten gestimmt hatte, über das Kriegsende. Aber er trug zur damals so genannten ”Vergangenheitsbewältigung” bei.
Wie die Bundespräsidenten von 1949 bis 1994 in ihren Reden während ihrer Amtszeit den Nationalsozialismus und den Holocaust thematisierten, beleuchtet hervorragend Norbert Frei (*1955) in seinem neuen Buch ”Im Namen der Deutschen. Die Bundespräsidenten und die NS-Vergangenheit”. Erschienen ist der Band wie andere Bücher des renommierten Historikers bei C.H. Beck, wie zum Beispiel ”1945 und wir”(2005), ”Vergangenheitspolitik”(2012), ”Der Führerstaat”(2013) oder die mit Saul Friedländer, Sibylle Steinbacher und Dan Diner verfasste Schrift ”Verbrechen ohne Namen. Anmerkungen zu einem neuen Streit über den Holocaust”(2022). Lehrkräfte des Faches Geschichte werden durch das neue vorliegende Werk Freis motiviert, sich in ihrem Fachunterricht problemorientiert mit der deutschen Vergangenheitspolitik auseinanderzusetzen.
Fazit: Norbert Frei leistet mit seinem wichtigen Werk ”Im Namen der Deutschen” einen bedeutenden Beitrag zur Aufklärung über die deutsche Vergangenheitspolitik.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Frei, Norbert
Im Namen der Deutschen
Die Bundespräsidenten und die NS-Vergangenheit.
Der Bundespräsident spricht qua Amt «im Namen der Deutschen», auch und gerade, wenn es um die NS-Vergangenheit geht. Für Theodor Heuss und seine Nachfolger zu Zeiten der Bonner Republik – Heinrich Lübke, Gustav Heinemann, Walter Scheel, Karl Carstens und Richard von Weizsäcker – war das immer auch ein Sprechen über die eigene Zeitgenossenschaft. Norbert Frei zeigt in seinem glänzend geschriebenen, mitunter atemverschlagenden Buch, wie dabei die persönliche Vergangenheit beschwiegen und zugleich der Ton für das Reden über Nationalsozialismus und Holocaust in einer Gesellschaft gesetzt wurde, die erst lernen musste, sich ihrer Geschichte selbstkritisch zu stellen.
Richard von Weizsäcker war der letzte Bundespräsident, der die Jahre des Zweiten Weltkriegs noch als damals schon erwachsener Zeitgenosse erlebt hatte. Der weltweite Ruhm für seine Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1985 erklärt sich auch vor diesem Hintergrund. Mit Weizsäckers Präsidentschaft endet dieses Buch, das mit Theodor Heuss beginnt, der als erstes Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland Formen und Wege finden musste, «im Namen der Deutschen» über die Verbrechen des «Dritten Reiches» zu sprechen.
Norbert Frei, einer der renommiertesten Zeithistoriker der Gegenwart, folgt in seiner brillanten, minutiös aus den Quellen gearbeiteten Darstellung den gewundenen Wegen, auf denen im präsidialen Reden auch zu schweigen zur staatsmännischen Kunst und respektierten Praxis wurde.
Inhaltsverzeichnis
I. Lernprozesse 13
Theodor Heuss und die Bürden der Vergangenheit 16
Die erste Führungsmannschaft 23
Schuld und Scham, Vergessen und Vergegenwärtigung 34
Bergen-Belsen, das Mahnmal und die Juden 48
II. Souveränitätsgewinne 63
Normsetzendes Gedenken: Der 20. Juli 1954 65
Ordenspolitik 73
Traditionsstiftung: «Die großen Deutschen» 89
Reisen in die Vergangenheit 95
Zuhause im Amt 110
III. Systemkonkurrenz 119
Heinrich Lübke und die präsidiale Kontinuität 122
Bütefisch und andere «kritische» Orden 137
Die DDR -Kampagne gegen den «KZ -Baumeister» 156
Abschiedsqualen 170
IV. Machtwechsel 177
Gustav Heinemann und die deutsche Geschichte 182
«Versöhnungsbesuche» des «Bürgerpräsidenten» 192
«Kahlschlag in der Villa Hammerschmidt» 202
Walter Scheel und das neue Deutschland 211
Präsidentenwechsel 223
V. Tendenzwenden 233
Karl Carstens oder: Die Persistenz der gesellschaftlichen
Polarisierung 238
Konservative Lernerfahrungen 253
Richard von Weizsäcker und der 8. Mai 1985 262
Deutschland, Israel und «die Rede» 279
Die Lehren aus der Vergangenheit und das Ende der DDR 293
Schluss 307
Anhang
Nachwort 321
Anmerkungen 325
Quellen und Literatur 351
Abkürzungen 367
Abbildungsnachweis 369
Namenverzeichnis 371
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