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Hymne auf ein liederliches Leben
Hymne auf ein liederliches Leben



Klöpfer&Meyer
EAN: 9783937667805 (ISBN: 3-937667-80-6)
288 Seiten, hardcover, 13 x 20cm, 2006

EUR 19,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
"Bei all den bisherigen Ereignissen sollte man sich immer vergegenwärtigen, daß sie keine Ausnahmen oder Exzesse der Festtage schildern, daß also der Großvater, daß Vatta keine gemeine Gelegenheitssau war, wie sie an jeder Ecke zu finden ist. Keiner, der die Freunde noch angenehm und wohltemperiert wollte, eben kein Wellnesstourist.

Vatta war ständig und ausdauernd exzessiv, und die Ausschließlichkeit, mit der er sich der Ausschweifung hingab, gebietet Respekt.

Bewundernswert ist auch der absolute Verzicht auf Tarnung und Anlaß. Vatta ging seinen Weg in stringenter Weise. Das ist eine Leistung, die nur gebührend würdigen kann, wer einmal an einem solchen Leben genascht hat."
Rezension
Romane über die Sozialisation Jugendlicher in den 1970er und 1980er Jahren haben zur Zeit Konjunktur. Meist sind es Herren zwischen 40 und 50 Jahren, die in ihrem Debutroman ihre eigene Kindheit und Pubertät in irgendeiner Form literarisch aufarbeiten. Zu diesen Romanen - siehe auch Paul Ingendaay "Warum du mich verlassen hast ?" (Rezension unter lehrerbibliothek.de) - zählt auch das Werk "Hymne auf ein liederliches Leben" des Biochemieprofessors Fransesco Madeo. Der Titel seines Romandebuts ist zugleich Programm des Hauptprotagonisten Vatto. Dessen ausschweifender Lebensstil sowie die Pubertätsprobleme seines Enkels Francesco Mitte der Siebziger bis Mitte der Achtziger Jahre werden von Madeo werden mit Witz und hintersinnigen Humor, gepaart mit einem Schuß Ironie geschildert. Die Sprache Madeos ist direkt, zum Teil derb, sie entspricht dem im Ruhrgebiet gepflegten in bestimmten Schichten gepflegten Sprachstil. Wer in den 1970er Jahren Jugendlicher war, wird manches Detail aus seiner eigenen Jugendzeit im Roman wiederfinden.
Madeos Portät überzeugt durch anschauliche Charakterisierung seiner Personen und präzise Schilderung des Milieus. Ob der dem Roman beigegebene biologische akademische Epilog "Ein Versuch über die Sinnlichkeit" wirklich zur Erhellung der Thematik beiträgt, mag dem Urteil des Einzelnen überlassen bleiben. Problematischer erscheint dagegen die Erzählperspektive Francescos zu sein. Franceso macht, so gewinnt bei der Lektüre des Romans den Eindruck, keinerlei Entwicklung durch, er bleibt der "coole" Erzähler, dem Zurücksetzungen in keinster Weise berühren. Andererseits wird durch diese Statik Francescos erst der durchgängig tragikkomische Ton des Roman erreicht.
Fazit: Franceso Madeos "Hymne auf ein liederliches Leben" aus dem Tübinger Verlag "Klöpfer & Meyer" beschert dem Leser ein Lesevergnügen und gibt interessante Einblicke in die Sozialisation Jugendlicher in den Nachwehen der 1968er Bewegung.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
»Hinreißend erzählt und unwiderstehlich komisch, entwaffnend direkt und einnehmend liebenswert: eine wahre Hommage an die Sinnlichkeit. Welch ein Debut!«

Joachim Zelter

Vatta, so heißt der liederliche Held und liebenswerte Anti-Held in Francesco Madeos Roman eines exzessiven Genußmenschen, der alle vertrauten Vorstellungen des Sinnlichen sprengt: Nicht Dandy, nicht Flaneur oder Snob, sondern die alles beherrschende Körperwelt eines Großvaters im Hier und Jetzt einer Zweizimmerwohnung im Ruhrgebiet: auf Krücken und abgewetzten Sofas, in unüberbietbarer Körperlichkeit und in entwaffnender Offenheit, auf jede Pore seines Daseins insistierend. Kaum eine körperliche Regung und Entäußerung ist ihm fremd. Kein Familienmitglied kommt an seinen Sinnenforderungen vorbei. Jeder um ihn herum ist Zeuge und Diener seiner unablässigen Lebenslust und seines Verlangens – auch und vor allem Francesco, sein Enkel.

Und just in diese aufgeladene und überbordende Körperwelt hinein erscheint nun Patricia: Francescos erste Liebe …

Mit großer Erzählfreude, mit leichtfüßiger Komik und hintersinnigem Witz zeichnet Francesco Madeo das Porträt einer Figur – im wahrsten Sinne aus Fleisch und Blut. Das macht, alles in allem: eine geradezu gigantische Persönlichkeit dezidierter Unvollkommenheit und tragikomischer Liederlichkeit – und trotz allem von ungebrochener Liebenswürdigkeit.

Achtung: »Diese Hymne bricht die Normen politisch-korrekter Mainstreamliteratur. Gelebtes Leben wird da zur berauschenden Schrift, die man am besten in einer Nacht erliest. Aber Nachwirkungen am nächsten Tag sind nicht auszuschließen.«

Dr. Miriam Haller, Literaturwissenschaftlerin, Köln
Inhaltsverzeichnis
Vertreibung echter und falscher Engel 5
Die Zucht der Verkommenheit 18
Die Wurzel des Bösen 46
Kindheit 91
Pittoreske Aussicht am Abgrund 107
Die lieben Nachbarn 117
Lehrjahre 127
Patricia 148
Mist als Rosenboden 170
Perlendes Blut 181
Jens Walecki, der Goldmund des Ruhrpotts 201
Hexen und der Besuch eines Heiligen 238
Epilog 273