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Grundlagen der Biographik
Theorie und Praxis des biographischen Schreibens
Christian Klein (Hrsg.)
Verlag J. B. Metzler
EAN: 9783476019042 (ISBN: 3-476-01904-7)
282 Seiten, paperback, 16 x 23cm, September, 2002
EUR 29,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Auch wenn das Bild sich allmählich wandelt, wird die Biographie – ungeachtet ihrer Popularität - in den meisten Wissenschaften noch immer stiefmütterlich behandelt. Der Band informiert erstmals über Theoriekonzepte zum Genre, die verschiedene Wissenschaften (Literatur-, Geschichtswissenschaften, Soziologie, Psychologie) entwickelt haben, sowie über praktische Aspekte (rechtliche Fragen, Neue Medien, biographische Werkstattberichte).
Mit Beiträgen von
Peter-André Alt, Werner Altmann, Thomas Anz, Andreas von Arnauld, Christian Klein, Dieter Kühn, Hermann Kurzke, Gert Mattenklott, Stefan Porombka, Ulrich Raulff, Anita Runge, Gary Schmidt, Sigrid Weigel und einem Interview mit Sander Gilman.
Rezension
Seit jeher erfreuen sich Biographien großer Beleibtheit, dennoch ist ein Defizit in ihrer theoretischen Fundierung festzustellen. Von der literaturwissenschaftlichen Fachwelt gerade in Deutschland wurde diese Gattung bisher weites gehend gemieden. Ziel dieses Sammelbandes ist es, dieses Defizit abzubauen und der Biographie den Stellenwert zuzuerkennen, den ihr nach Auffassung der Autoren zukommt. Hierzu bietet das Buch Beiträge verschiedener Disziplinen wie Geschichte, Soziologie, Philosophie, Psychologie und natürlich der Literaturwissenschaft selbst. Die Beiträge reflektieren auf einem hohen Niveau die unterschiedlichen theoretischen Konzepte und Positionen und sind vor allem für das Fachpublikum geschrieben. Dennoch dürften die Ausführungen auch für den interessierten Leser außerhalb des Wissenschaftsbetriebs aufschlussreich und verständlich sein.
Trotz des Anspruchs auch Hilfestellungen für den Praktiker zu bieten, liegt hier keine Anleitung vor „nach dem Motto ‚Wie schreibe ich eine Biographie in zwölf Schritten’“ (S.21). Stattdessen wird ein diskursiver Zugang geboten, der es dem Leser ermöglicht Biographien und biographisches Schreiben aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, Schwierigkeiten zu erkennen und Chancen zu nutzen, die in dieser Literaturgattung liegen. Fallbeispiele aus der Praxis wie z.B. zu Franz Kafka und Thomas Mann verdeutlichen die Ausführungen und machen sie unmittelbar nachvollziehbar. Gerade die Ausführungen zu den Rechtsfragen des Biographieschreibens, wie sie in den letzten beiden Kapiteln geboten werden, dürften vom großen Wert für den Praktiker sein. Eine hervorragende Auswahlbibliographie ermöglicht die Vertiefung einzelner Aspekte, ein Register der Namen und Begriffe bietet eine zusätzliche Orientierung.
Fazit: Hervorragendes Grundlagenwerk der Biographik, das seinem eigenen Anspruch gerecht wird und zur theoretischen Fundierung einer umstrittenen Literaturgattung beiträgt. Vom hohen Erkenntniswert sowohl für das Fachpublikum als auch für eine interessierte Leserschaft.
Björn Hillen, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Autor
Der Herausgeber:
Christian Klein, geb. 1974, Studium der Neueren deutschen Literatur, Soziologie und Linguistik in Kiel und Berlin, Lehrbeauftragter am Institut für Deutsche Philologie der FU Berlin; Veröffentlichungen zur Literaturtheorie und zur Literatur im "Dritten Reich".
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Biographik zwischen Theorie und Praxis. Versuch einer Bestandsaufnahme 1
Christian Klein
Mode ohne Methode? Überlegungen zu einer Theorie der literaturwissenschaftlichen Biographik 23
Peter-André Alt
Korrespondenzen und Konstellationen. Zum postalischen Prinzip biographischer Darstellungen 41
Sigrid Weigel
Das Leben – buchstäblich. Über neuere Biographik und Geschichtswissenschaft 55
Ulrich Raulff
Lebensbeschreibung als Lebenserschreibung? Vom Nutzen biographischer Ansätze aus der Soziologie für die Literaturwissenschaften 69
Christian Klein
Autoren auf der Couch? Psychopathologie, Psychoanalyse und biographisches Schreiben 87
Thomas Anz
(Nietzsche), die Genealogie, die Biographie 107
Giorgi Maisuradze
Geschlechterdifferenz in der literaturwissenschaftlichen Biographik. Ein Forschungsprogramm 113
Anita Runge
Netzlebenslinien. Probleme der Biographie im digitalen Zeitalter 129
David Oels, Stephan Porombka
Literarische Deutungen eines Lebens und biographische Interpretationen eines Textes: Der Tod in Venedig in Thomas-Mann-Biographien 143
Gary Schmidt
Strategien des Verschweigens. Über die Tabuisierung der Homosexualität Federico García Lorcas während der Franco-Zeit 159
Werner Altmann
Zur Rolle des Biographen. Erfahrungen beim Schreiben einer Biographie 173
Hermann Kurzke
Werkreflexion, Stichwort: literarische Biographie 179
Dieter Kühn
»Wir wollen jetzt Geschichten erzählen…« Sander L. Gilman über seine Jurek-Becker-Biographie, Biographik in Deutschland und den USA. Ein Gespräch mit Christian Klein 203
Rechtsfragen des Biographieschreibens. Teil 1: Recherche 219
Andreas von Arnauld
Rechtsfragen des Biographieschreibens Teil 2: Publikation 241
Andreas von Arnauld
Auswahlbibliographie 265
Die Autorinnen und Autoren 273
Register (Namen und Begriffe) 276
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