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Gottes Körper Zur alttestamentlichen Vorstellung der Menschengestaltigkeit Gottes
Gottes Körper
Zur alttestamentlichen Vorstellung der Menschengestaltigkeit Gottes




Andreas Wagner

Gütersloher Verlagshaus
EAN: 9783579080956 (ISBN: 3-579-08095-4)
208 Seiten, kartoniert, 15 x 23cm, 2010

EUR 24,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
»Der Versuch des Verstehens des alttestamentlichen Phänomens muss mit dem Verstehen der eigenen Welt beginnen, was (hoffentlich) an der einen oder anderen Stelle zum (philosophischen) Staunen führen wird. Ein nicht immer einfacher Prozess, im Verstehen des anderen auch sich selbst (neu, anders) verstehen zu lernen, aber es gibt dazu m.E. keine Alternative, man muss den Versuch wagen.«

Andreas Wagner

Die Körpervorstellungen der altorientalischen Antike sind radikal verschieden von heutigen Körperbildern. Das bleibt nicht ohne Folgen für das Verständnis der biblischen Vorstellung von der Menschengestaltigkeit Gottes, Missverständnisse sind vorprogrammiert.

Andreas Wagner will für diese Missverständnisse sensibel machen: Er erschließt die zuweilen ferne Bildwelt antiker Ködervorstellungen, konfrontiert diese mit heutigen Modellen und macht gerade so das Anliegen des alttestamentlichen Konzeptes von der Menschengestaltigkeit Gottes zugänglich und in seinem theologischen Gehalt deutlich.

Ein reich mit Abbildungen ausgestattetes, aufregendes Werk!
Rezension
Eine Untersuchung mit dem Titel „Gottes Körper“ in der Theologie des Alten Testaments erregt zunächst die Verwunderung des Lesers. Beinhaltet das monotheistische Bilderverbot nicht auch die Gestaltlosigkeit Gottes? Bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass sich das Verbot auf kultische Handlungen, nicht aber auf die bildliche Rede von Gott bezieht. „Niemand kann von Gott reden, ohne sich ein Bild von ihm zu machen. Jede Art über Gott zu sprechen, enthält implizit eine Vorstellung von Gott. Viele Vorstellungen behaupten, abstrakt zu sein, denken Gott als höchstes Gut, als Kraft, als unpersönlich-numinoses Phänomen, finden dann aber doch im Gebet häufig zum Du.“ (S. 12)
Andreas Wagner, Professor für Altes Testament an der Universität Bern, analysiert im vorliegenden Essay Sprachbilder der Bibel, materiale Zeichenbilder sowie Plastiken des alten Orients auf ihre Vorstellungen vom „Körper Gottes“. In den Geistes- und Kulturwissenschaften hat sich nach seiner Beobachtung ein iconic turn vollzogen, die Aufmerksamkeit für das Medium Bild ist in den letzten Jahrzehnten gewachsen, was neue Erkenntnisse zur Interpretation des Körpers als entscheidendem Schlüssel zum Verständnis der Gestalt Gottes ermöglicht.
Die biblische Gottesvorstellung ist geprägt von der Überzeugung, dass Gott dem Menschen als Person begegnet, deren Gestalt mit den Attributen des menschlichen Körpers beschrieben wird. Das alttestamentlich gezeichnete Bild vom Körper Gottes ist vom altorientalischen Bildverständnis her zu verstehen. Die Rede vom Körper dient nicht in erster Linie der Darstellung des individuellen Körpers. Der spezifischen Bildauffassung des AT zufolge findet das Körperbild Gottes seine Entsprechung im Körperbild des Menschen insofern als die Sprachbilder immer symbolisch vor dem Hintergrund des Bilderverbotes zu verstehen sind. Es ist keine Widerspiegelung menschlicher Verhältnisse, sondern eine komplexe theologische Rede von Gott. Mit Hilfe des Körperbildes werden einige seiner wesentlichen Eigenschaften transportiert: Geschichtsmächtigkeit, initiales Handeln, Menschenzugewandtheit, Kommunikationswilligkeit. Die Rede von Gott im AT richtet sich auf eine personale Größe, die einen eigenen Willen besitzt. Die Menschengestaltigkeit fügt sich in dieses Konzept ein, Kommunikation und Handlung treten als entscheidende Merkmale hervor, die nicht auf ein Geschlecht festgelegt sind. Die Balance zwischen der Nähe Gottes und seiner Andersartigkeit ist zu wahren. Gott ist nahe, kommunizierbar, wirkmächtig, andererseits ist er unverfügbar und wahrt seine Gottheit auch in Menschgestalt.

Andrea Hannemann, lbib.de


Verlagsinfo
Das Alte Testament spricht in anthropomorphen Bildern von Gott. Gott ist menschengestaltig und der Mensch das Ebenbild seines Schöpfers. Aber was heißt das eigentlich? Was meint die Bibel, wenn sie von Gott in menschlichen Kategorien spricht? Andreas Wagner analysiert zunächst die Körpervorstellungen des Alten Orients, um von dorther die theologische Aussage der Bibel neu zu erschließen. Erst so ist die Rede von einem menschengestaltigen Gott vor Missverständnissen in der Gegenwart geschützt.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

1. Einführung — Untersuchung des im Bild darstellbaren äußeren
Körpers Gottes 13
1.1 Gottes äußere Gestalt als Fokus der Untersuchung 13
1.2 Gottes äußere Gestalt im Spannungsfeld neuerer Bilder- und Körperforschung 14
1.3 Anthropomorphismen, Rollenzuschreibungen und Vergleiche 19
1.4 Der Aufbau des Buches 20

2. Das »Bild« Gottes — Jahwe im Körperbild des Menschen 21
2.1 Bilder Gottes und das Bilderverbot 21
2.2 Das Körperbild Jahwes und das Körperbild des Menschen . 31
2.3 Israelitische Zeichenbilder des Menschen 36

3. Gott in Menschengestalt — Anthropomorphismus als theologisches Problem 41

4. Sprache der Bilder und Körperbilder entschlüsseln
4.1 »Sprache« der Bilder und sprachliche Bilder
4.2 Das Grundgereist der Bildersprache: Bild- und Körpervorstellung in altisraelitischen und altorientalischen Bildern
4.2.1 Nicht-plastische Bilder (Flachbilder)
4.2.1.1 Israelitische Bilder — Bilder in Israel
4.2.1.2 Bilder aus Syrien-Palästina
4.2.1.3 Bilder aus Ägypten, Bilder der Assyrer,Babylonier und Perser 69
4.2.1.4 Kultur- und zeitübergreifende Gemeinsamkeiten der Körperdarstellung in altorientalischen und israelitischen Bildern 73
4.2.2 Körperauffassung der Plastiken 81
4.3 Funktion statt Form bei Körper- bzw. Körperteilbildern . . . 85
4.4 Gemeinsames von materialen und sprachlichen Körperbildern 94

5. Gottes Körper (äußere Gestalt) — seine theologische Aussage 101
5.1 Die Bedeutung der Auswahl der dargestellten Körperteile 101
5.1.1 Beobachtung an materialen Bildern 101
5.1.2 Beobachtung an Sprache und 'Texten des AT (sprachliches Bild) 104
5.2 Die Funktionen der zentralen (äußeren) Körperteile 110
5.2.1 Synthetisches Bedeutungsspektrum 110
5.2.2 Synthetisches Bedeutungsspektrum von „Hand/Rechte (Handfläche)“ 111
5.2.3 Synthetisches Bedeutungsspektrum von »Fuß/Bein« 116
5.2.4 Synthetisches Bedeutungsspektrum von »Arm« . . . . 118
5.2.5 Synthetisches Bedeutungsspektrum von »Kopf« . . 121
5.2.6 Synthetisches Bedeutungsspektrum von »Gesicht« 123
5.2.7 Synthetisches Bedeutungsspektrum von »Auge« 124
5.2.8 Synthetisches Bedeutungsspektrum von »Ohr« . . 126
5.2.9 Synthetisches Bedeutungsspektrum von »Nase« . . 128
5.2.10 Synthetisches Bedeutungsspektrum von »Mund« . . . 129
5.2.11 Synthetisches Bedeutungsspektrum von »Kehle, Hals« 130
5.2.12 Zusammenfassung der Bedeutung der häufig vorkommenden Körperteile 132

5.3 Gottes Körper als theologische Aussage 135
5.3.1 Welche Körperteile nicht im (auf die äußere Gestalt bezogenen) Anthropomorphismus vorkommen . . 135
5.3.2 Welche Körperteile dagegen im Anthropomorphismus vorkommen: 137
5.3.3 Die zentralen Körperteile Gottes 138
5.3.3 1 Vorbemerkungen 138
5.3.3 2 Gottes Hand/Hände 139
5.3.3 3 Gottes Fuß/Füße 141
5.3.3 4 Gottes Arm/Arme 142
5.3.3 5 Der Kopf Gottes 145
5.3.3 6 Gottes Gesicht 146
5.3.3 7 Gottes Auge/Augen 149
5.3.3 8 Gottes Ohr/Ohren 150
5.3.3 9 Gottes Nase 152
5.3.3.10 GottesMund 152
5.3.3.11 Gottes Kehle, Hals (Leben) 153
5.3.3.12 Zusammenfassung und Auswertung 154

5.4 Ein religionsgeschichtlicher Seitenblick — Anthropomorphismus in den Götterwelten der Nachbarreligionen 159
5.5 Beobachtungen zur zeitlichen Entwicklung des Anthropomorphismus im AT 163

6. Das Bild Gottes und der Mensch als Gottes Ebenbild im AT . . 167

7. Die theologische Bedeutung des alttestamentlichen Redens von Gottes Körper 183
7.1 Bilder- und Körperverständnis als Verstehensvoraussetzungen für das alttestamentliche Reden von Gottes Körper 183
7.2 Komplexität der Körpertheologie 184
7.3 Konvergenz mit theologischen Grundaussagen des AT 184
7.4 Gottes Körper und Monotheismus 186
7.5 Gottsein Gottes und seine Menschengestalt 186
7.6 Schlussbemerkung 188

Literatur 189