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Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube Europa 1850-1914
Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube
Europa 1850-1914




Johannes Paulmann

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406623509 (ISBN: 3-406-62350-6)
486 Seiten, paperback, 13 x 19cm, August, 2018

EUR 19,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
In seiner souveränen Synthese zeigt Johannes Paulmann, wie sehr sich die Lebenswelt der Europäer zwischen 1850 und 1914 wandelte. In dieser Epoche wurden materielle und geistige Grundlagen gelegt, die bis in unsere Gegenwart hinein aktuell sind. Gleichzeitig erlebte Europa den Höhepunkt seiner imperialen Machtentfaltung - nie wieder erreichte der Kontinent ein vergleichbares Maß an globaler Vorherrschaft wie in den Jahren vor 1914.



Johannes Paulmann ist Direktor des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte in Mainz.
Rezension
Warum erlangte der europäische Kontinent bis zum Ersten Weltkrieg die globale Vorherrschaft? Welche Rolle spielte dabei der Fortschrittsglaube? Liegen die Wurzeln des Selbstoptimierungsstrebens unserer gegenwärtigen Leistungsgesellschaft im späten 19. Jahrhundert? Wie wirkte sich die fossile Energiewende auf den Prozess der Industrialisierung aus? Welche gesellschaftlichen Transformationsprozesse lassen sich zwischen 1850 bis 1914 in Europa nachweisen? Worauf basieren die kulturellen Konfliktfelder in dem Zeitraum? Konnten europaweite Konstitutionalisierungsprozesse diese abfedern? Gab es im Zeitalter des Nationalismus und Imperialismus nennenswerte internationale Organisationen?
Antworten auf diese Fragen unter Berücksichtigung des aktuellen historischen Forschungsstands gibt das bei C.H. Beck publizierte Buch „Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube. Europa 1850-1914“ von Johannes Paulmann (*1960). Dem Professor für Neuere Geschichte an der Universität Mainz gelingt es in seiner historischen Synthese sehr gut aufzuzeigen, wie sich die imperiale Machtexpansion des europäischen Kontinents und der Glaube an den Fortschritt gegenseitig bedingten. Der Direktor des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte in Mainz deckt in seinen Ausführungen bisher wenig bekannte Zusammenhänge zwischen Mentalitätsgeschichte und politischer Geschichte auf. Dabei würdigt er auch den Einfluss des Philosophen Friedrich Nietzsche und des Psychoanalytikers Sigmund Freud. Besondere Erwähnung verdient Paulmanns europäische – nicht nationalstaatlich verengte – Perspektive. Daher ist sein souverän verfasstes Werk auch in der auf zehn Bände angelegten Reihe des Beck-Verlags „Geschichte Europas“ erschienen. Leserinnen und Leser hätten sich in dem Buch allerdings einen ausführlichen Anmerkungsapparat gewünscht, nicht nur Literaturhinweise.
Vor dem Hintergrund seiner historischen Erkenntnisse stellt Paulmann bezüglich der Kriegsschuldfrage klar, dass die europäischen Regierungen nicht in den Ersten Weltkrieg geschlittert seien, wie jüngst der britische Historiker Christopher Clark wieder behauptete, sondern Österreich-Ungarn und Deutschland ein „unverantwortliches Vabanquespiel“ lieferten. Geschichtslehrkräfte werden durch den Band des Mainzer Historikers angeregt, sich in ihrem Unterricht mit den mentalen Voraussetzungen der europäischen Politik seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: „Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube. Europa 1850-1914“ von Johannes Paulmann ist ein Werk, das verdient von allen an der Geschichte des 19. Jahrhunderts und an europäischer Geschichte Interessierten gelesen zu werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Paulmann, Johannes
Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube

Europa 1850-1914
In seiner souveränen Synthese zeigt Johannes Paulmann, wie sehr sich die Lebenswelt der Europäer zwischen 1850 und 1914 wandelte. In dieser Epoche wurden materielle und geistige Grundlagen gelegt, die bis in unsere Gegenwart hinein aktuell sind. Gleichzeitig erlebte Europa den Höhepunkt seiner imperialen Machtentfaltung - nie wieder erreichte der Kontinent ein vergleichbares Maß an globaler Vorherrschaft wie in den Jahren vor 1914.

Selten veränderte sich so vieles so schnell wie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In seiner souveränen Synthese zeigt Johannes Paulmann wie sehr sich die Lebenswelt der Europäer zwischen 1850 und 1914 wandelte. In dieser Epoche wurden materielle und geistige Grundlagen gelegt, die bis in unsere Gegenwart hinein aktuell sind.

Die Zukunft schien offen und dynamisch. Die Nutzung fossiler Energieträger ermöglichte enorme Produktivitätsgewinne. Die industrielle Gesellschaft setzte sich in den europäischen Zentren durch. Menschen, Güter und Ideen waren europaweit und global mobil, die Kommunikation beschleunigte sich rapide. Gleichzeitig erlebte Europa den Höhepunkt seiner imperialen Machtentfaltung – nie wieder erreichte der Kontinent ein vergleichbares Maß an globaler Vorherrschaft wie in den Jahren vor 1914. Doch die umfassenden Veränderungen weckten auch Zweifel. Kritik am Materialismus und der Naturzerstörung, an Ungleichheit und Unterdrückung, an Kolonialismus und Gewalt gingen Hand in Hand mit dem Fortschritt und dem verbreiteten Glauben an ihn. Konkurrenz und nationale Abgrenzungsbemühungen prägten daher gleichzeitig mit vielfältigen grenzüberschreitenden Kooperationen die europäischen Beziehungen vor dem Ersten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
I. Grenzen und Entgrenzungen:
Wie weit reicht Europa im 19. Jahrhundert? 7

II. Gesellschaft in Bewegung:
Soziale und wirtschaftliche Transformation in Europa 45
1. Bevölkerungsbewegungen:
Demographische Übergänge und Freizügigkeit 46
2. Markt, Macht und Umwelt: Europäische Wirtschaftsbeziehungen 91
3. Veränderte Verhältnisse: Land und Stadt 130
4. Neuordnung der Gesellschaft: Stand, Klasse, Familie und Volk 160

III. Gewissheiten und Ungewissheiten: Europäische Kultur zwischen Heroentum, Institutionen und Massenmarkt 201
1. Heroen und Heroinnen:
Kultur als öffentliches Ereignis 203
2. Wissenschaftsglaube:
Institutionen und geschichtlicher Wandel 230
3. Religion im Konflikt: Säkularisierung und Religiosität 258
4. Ungewissheiten:
Avantgarde und Massenkultur 279


IV. Partizipation und Herrschaft: Staatlichkeit im Wandel 295
1. Monarchischer Konstitutionalismus: Kämpfe um politische Partizipation 296
2. Ressourcen der Ordnung:
Verwaltung, Finanzen und Staatsgewalt 315
3. Mobilisierung und Zugehörigkeit: Staatsbürgerschaft, Nation und Empire 337

V. Frieden und Krieg:
Europäisches Staatensystem, Internationalismus und imperiale Expansion 355
1. Auflösung der Ordnung und Suche nach Stabilität: Kriege und Allianzen 1850–1890 358
2. Ökonomie, Öffentlichkeit und Diplomatie: Mechanismen zwischenstaatlicher Politik 378
3. Reformer und Experten:
Zeitalter des Internationalismus 395
4. Expansion, Blockbildung und Krisenmanagement: Europäische Weltpolitik 1890–1914 408

VI. Rückblick 447

Literaturhinweise 468
Zeitleiste 472
Danksagung 476
Register 478