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Giganten der Gelehrsamkeit Die Geschichte der Universalgenies
Giganten der Gelehrsamkeit
Die Geschichte der Universalgenies




Peter Burke

Wagenbach
EAN: 9783803137029 (ISBN: 3-8031-3702-0)
320 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, März, 2021

EUR 29,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wie passt das Wissen der ganzen Welt in den Kopf eines einzelnen Menschen? Wie kann jemand Kenntnisse von 25 Sprachen und parallel in mannigfachen Disziplinen und Künsten besitzen? Das neue große Werk des bedeutenden Kulturhistorikers Peter Burke erzählt die Geschichte einer gefährdeten Spezies.

Universalgelehrte wurden oft vergessen, verkannt, verniedlicht oder als Schwindler verunglimpft. Peter Burke unternimmt eine Ehrenrettung dieser Ausnahmetalente und folgt ihrer Geschichte über 600 Jahre in verschiedenen Ländern bis ins 21. Jahrhundert.

„Peter Burke verbindet in seinen Schriften umfassende Gelehrsamkeit mit britischem Understatement. Seine Bücher bieten gründliche Information wie Lesevermögen.“

Neue Zürcher Zeitung
Rezension
Leonardo da Vinci, Philipp Melanchthon, René Descartes, Gottfried Wilhelm Leibniz, Pierre Bayle, Johann Wolfgang von Goethe, Alexander von Humboldt, Max Weber, John Maynard Keynes, Carl Friedrich von Weizsäcker und Umberto Eco. Was verbindet diese weltweit bekannten Persönlichkeiten miteinander? Sie können als Universalgelehrte angesehen werden, als Akademiker, welche „enzyklopädische“ Interessen besaßen und diese in fächerübergreifenden Publikationen zum Ausdruck brachten. 500 Universalgenies berücksichtigt Peter Burke (*1937) in seinem Buch „The Polymath. A Cultural History from Leonardo da Vinci to Susan Sontag“(2020). Es erschien in deutscher Übersetzung von Matthias Wolf im Verlag Klaus Wagenbach unter dem Titel „Giganten der Gelehrsamkeit. Die Geschichte des Universalgenies“.
In seiner neuen Monographie gibt der Professor für Kulturgeschichte einen hervorragenden historischen Überblick über eine bisher in der Forschung vernachlässigte Sozialfigur. Er konzentriert sich in ihr auf Universalgenies in der Zeit vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart in den Räumen Europa sowie Nord- und Südamerika. Dabei berücksichtigt er auch weibliche Universalgelehrte wie die „Renaissance-Frauen“ oder Susan Sontag. Zu den noch lebenden „Giganten der Gelehrsamkeit“ zählt Burke u.a. den Philosophen Jürgen Habermas, den Soziologen Bruno Latour und die Historiker Perry Anderson und Timothy Garten Ash. Auf seiner Reise durch sieben Jahrhunderte der Wissenschaftsgeschichte beleuchtet der Forscher gekonnt unterschiedliche Typen von Universalgelehrten, untersucht deren soziale und kognitive Bedingungsfaktoren sowie ihre persönlichen Motive. Eine besondere Rolle scheint dabei eine „innerweltliche Askese“(Max Weber) zu spielen, welche es den Denker:innen ermöglichte, keine Zeit unnötig zu vergeuden. Vielleicht liegt darin neben einem auf höchste Spezialisierung angelegten Wissenschaftssystem eine weitere Ursache dafür, dass es im „Zeitalter der Beschleunigung“(Hartmut Rosa) in der jüngeren Generation selten noch Universalgelehrte gibt. Lehrkräfte der Fächer Geschichte und Philosophie werden durch das Buch jedenfalls motiviert, sich in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit Universalgenies in Geschichte und Gegenwart problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Peter Burkes Werk „Giganten der Gelehrsamkeit“ kann allen an moderner Wissenschaftsgeschichte Interessierten nur zur Lektüre empfohlen werden. Dem Historiker gelingt ein überzeugendes Plädoyer für die Notwendigkeit von Generalisten:innen - gerade im Zeitalter der Hyperspezialisierung.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Wie passt das Wissen der ganzen Welt in den Kopf eines einzelnen Menschen? Wie kann jemand Kenntnisse von 25 Sprachen und parallel in mannigfachen Disziplinen und Künsten besitzen? Das neue große Werk des bedeutenden Kulturhistorikers Peter Burke: Die Geschichte einer gefährdeten Spezies – die der Universalgelehrten.
Universalgelehrte wurden oft vergessen, verkannt, verniedlicht oder als Schwindler verunglimpft. Peter Burke unternimmt eine Ehrenrettung dieser Ausnahmetalente und folgt ihrer Geschichte über 500 Jahre in verschiedenen Ländern bis ins 21. Jahrhundert. Er stellt in vielen Porträts die verbindenden Eigenschaften heraus: ein Übermaß an Neugier, Gedächtnisleistung, Phantasie, Energie, Konzentrationsfähigkeit und nicht selten Ehrgeiz bis hin zur ruhelosen Arbeitssucht. Für Schlaf, Pausen oder gar die Liebe bleibt keine Zeit. Aber dafür ist das Einarbeiten in ein neues Thema in Carlo Ginzburgs Worten wie Skifahren in frischem Schnee.
Wandelnde Enzyklopädisten gab es schon in der Antike. Ausnahmeerscheinungen wie Pythagoras wurde nachgesagt, alle Fragen beantworten zu können. Doch erst im 17. Jahrhundert kamen Universalgelehrte in Mode – allen voran der Autodidakt Leonardo da Vinci: Der Musiker, Maschinenbauer, Maler, Bildhauer, Militärexperte, Anatom, Fossiliensammler, Erfinder, Botaniker, Zoologe, Geologe und Kartograph wurde nicht zufällig Namensgeber des »Leonardo-Syndroms«, das für die Unfähigkeit zur Auswahl und Beendigung von Projekten steht.
Heute, im Zeitalter der Hyper-Spezialisierung und der grassierenden Oberflächlichkeit, brauchen wir die Universalgelehrten dringender denn je. In diesem ebenso lehrreichen wie amüsanten Buch kann man ihnen nachspüren. Ein Meisterstück Burke’scher Geschichtsschreibung.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort und Dank 8
EINLEITUNG: WAS IST EIN UNIVERSALGELEHRTER? 11
Definitionen • Disziplinen • Ziele undMethoden
Typisierung des Universalgelehrten • Die Mythologie des Universalgelehrten
OST UND WEST 21
Die Griechen • Die Römer • China • Europa im Frühmittelalter
Die islamische Welt • Das Hochmittelalter
DAS ZEITALTER DES »RENAISSANCE-MENSCHEN« 37
I4OO- lÖOO
DasIdealder Universalität • DerMythos der Universalität
Handeln und Denken • Gelehrte • Einheit und Eintracht
Künstler undIngenieure • Leonardo • Die Renaissance-Frau
DAS ZEITALTER DER »MONSTER DER GELEHRSAMKEIT« 57
16OO-17OO
Das Zeitalter der Universalgelehrten • Weibliche Universalgelehrte
Die Sprache derPolymathie • Der Universalgelehrte als Enzyklopädist: Alsted
Der Universalgelehrte als Pansophist: Comenius • Monster der Gelehrsamkeit
Der Universalgelehrte als Sammler: Peiresc
Der Universalgelehrte als scholastischer Philosoph: Caramuel
Der Universalgelehrte als Patriot: Rudbeck
Der Universalgelehrte als Pansophist: Kircher
Der Universalgelehrte als Kritiker: Bayle
Der Universalgelehrte als Synthetiker: Leibniz
Sekundäre Universalgelehrte • Eintracht - Originalität versus Plagiarismus
Dasgoldene Zeitalter - ein Erklärungsversuch • Die Krise des Wissens
Informationsüberflutung • Fragmentierung
Universalgelehrte unter Beschuss • Das Leonardo-Syndrom
DAS ZEITALTER DES »HOMME DE LETTRES« 95
I700-1850
Das 18. Jahrhundert • Pedanten undPolyhistoren . Ein neues Ideal
Hommes de lettres • Femmes de lettres • DiefranzösischeAufklärung
Die schottischeAufklärung • Die englische Aufklärung
Von Spanien bis Russland • Die Neue Welt • England
Deutschland • Systembaumeister • DerFortbestand des Homme de lettres
Französische Kritiker • Englische Kritiker
Die neuen Femmes de lettres • Natur- und Geisteswissenschaftler
Deutschland • Großbritannien • In Richtung einer neuen Krise
DAS ZEITALTER DER TERRITORIALITÄT 141
185O-2OOO
Universalgelehrte in einem kalten Klima • Überflutung
Spezialisierung • Die Aufspaltung von Institutionen
Museen, Gesellschaften, Kongresse • Zeitschriften
ZweiKulturen • Teamarbeit • DieNeustrukturierung der Universitäten
Versuche zurErklärung der Spezialisierung • Spezialisierung als eigentliches Problem
Der Fortbestand des Universalgelehrten • Passive Universalgelehrte
Kritiker • Selektive Universalgelehrte • Neue Disziplinen
Die Sozialwissenschaften • Soziologie • Psychologie
Anthropologie • Informatik • Allgemeine Systemtheorie
Semiotik • Sechs serielle Universalgelehrte • Giganten oder Scharlatane?
EIN GRUPPENPORTRÄT 185
Neugier • Konzentrationsvermögen • Gedächtnis • Geschwindigkeit
Vorstellungsvermögen • Energie • Rastlosigkeit • Arbeit • Zeitökonomie
Rivalität • Dasspielerische Element • Igel undFüchse • Das Leonardo-Syndrom
LEBENSRÄUME 207
Arbeitsmoral • Die Veblen-Frage • Erziehung • Unabhängigkeit
ErzwungenerMüßiggang • Familie • Netzwerke • Höfe und Mäzene
Schulen und Universitäten • Disziplinen • Bibliotheken und Museen
Enzyklopädien und Zeitschriften . Zusammenarbeit
DAS ZEITALTER DER INTERDISZIPLINARITÄT 227
HalboffizielleEinrichtungen • Vereinheitlichung von Wissen in Theorie und Praxis
InterdisziplinäreForschung an den Universitäten • Allgemeinbildung
Die Rolle des Staates • Regionalstudien • Neue Universitäten
Zeitschriften undInstitute • Interdisziplinäre Historiographie
Ambition versus Bescheidenheit
CODA: AUF DEM WEG ZU EINER DRITTEN KRISE 251
Anmerkungen 257
Literaturhinweise 305
Personenregister 307