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Geschichte des pädagogischen Berufsethos Realbedingungen für Lehrerhandeln von der Antike bis zum 21. Jahrhundert
Geschichte des pädagogischen Berufsethos
Realbedingungen für Lehrerhandeln von der Antike bis zum 21. Jahrhundert




Birgit Ofenbach

Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826032752 (ISBN: 3-8260-3275-6)
406 Seiten, paperback, 16 x 24cm, 2006

EUR 49,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Professionalisierungsforschung definierte professionelles Lehrerhandeln als bedingt durch die Faktoren Wissen, Kennen und Ethos. Innovationsforschuiig sieht im Ethos den entscheidenden Faktor für jede Verbesserung der Lern- und Schulkultur.



Das traditionelle Phänomen Berufsethos erfuhr durch Reformaspekte und empirische Forschung eine bedeutende Erweiterung. Aus der Erkenntnis, dass Berufsethos nicht nur eine Konstruktion aus theoretischen Vorgaben und beruflicher Sozialisation ist, wird die Hauptthese der Untersuchung abgeleitet: Lehrerethos als Grundlage der Schul- und Lernkultur bildet sich in einem Prozess aus pädagogischen, sozialen, wirtschaftlichen, juristischen und kulturellen Faktoren.



In historischen Analysen wird nachgewiesen, wie die inhaltliche Ausgestaltung eines Berufsethos entscheidend durch Zeitgeistfaktoren geprägt wurde. Dazu mussteri andere als bisher übliche Quellen erschlossen und solche herangezogen werden, die die außerschulischen Lebenssituationen beleuchten. Unter diesen Aspekten wurde eine völlig neue Geschichte des Lehrerstandes geschrieben, die die Herausbildung bestimmter Lehrertypologien unter den jeweiligen Zeitgeistbedingungen zeigt.
Rezension
Die Betonung des "Rohstofffaktors" "Ausbildungsstand der Bevölkerung" hat am Ende des 20.Jhdts. zu einem internationalen Bemühen um Effizienz-Steigerung in Bildung und Erziehung geführt (Stichwort: PISA), das auch die Rolle des Lehrers neu zu bestimmen sucht. Das Berufsethos spielt dabei eine wesentliche Rolle. Und so ist diese umfangreiche Darstellung letztlich eine Geschichte des Lehrerberufs, die aber wesentlich zeigt, dass Lehrertypologien immer den jeweiligen Zeitgeistbestimmungen unterliegen. Lehrerethos als Grundlage der Schul- und Lernkultur bildet sich inmitten vielfältiger gesellschaftlicher Prozesse und Einflußfaktoren aus.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Autorin Birgit Ofenbach, Studium der Pädagogik, Philosophie und Germanistik an der Universität Bonn, 1983 Staatsexamen für das Höhere Lehramt, 1984 Magister Artium, 1985 Promotion zum Dr.phil., 2003/ 2004 Habilitation an der Universität Koblenz-Landau. Seit 1988 Schriftleiterin der wissenschaftlichen Fachzeitschrift ‚Pädagogische Rundschau', seit 2005 Mitherausgeberin. Derzeit Akademische Direktorin am Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter der Universität Koblenz-Landau.
Inhaltsverzeichnis
I. ANALYTISCHER TEIL

Lehrerethos als historisches, normatives und empirisches Phänomen

1.Paradigmenwechsel in der Pädagogik 7

2.Die moralphilosophische Tradition 13
3.Professionalisierung des Lehrerberufs 30
4.Empirische Forschungen zum Berufsethos von Lehrern 40
5.Die Frage nach einem Ethos für Grundschullehrer 53
6.Ein explorativer Ansatz zur Bedingungsanalyse von Lehrerethos 78
7.Zum Methodenpluralismus des explorativen Ansatzes 82

II. Historischer Teil
Lehrerethos in der Mentalitäten- und Sozialgeschichte

1. Lehren als Beruf 88

1.1 Die Auseinandersetzung des Sokrates mit den Sophisten 88

2. Der Ursprung einheimischer Begriffe in der Hauslehrerpädagogik 92
2.1 Das pädagogische Jahrhundert und die Entstehung spezifischer Typen pädagogischer Profession 92
2.2 Der Topos vom Hauslehrer als Stellvertreter des Vaters 98
2.3 Freundschaft als pädagogische Metapher 101
2.4 Die Individualität des Idealmenschen 104
2.5 Anthropologie und Psychologie als 'Weltkenntnis' 107

3. Der mühsame Anfang eines professionellen Selbstverständnisses des Volksschullehrers 110
3.1 Schule als Werkstatt zur Beförderung des Wohlstands 110
3.2 Bestrebungen zur Verbesserung des niederen Schulwesens auf dem Lande 115
3.3 Das Ethos des Lehrers heißt Pflichterfüllung im Amt 117

4. Lehrer zwischen Haus und Amt: Das Beispiel Pestalozzi 127
4.1 Pestalozzis Weg, um dem Zustand der armen Landbevölkerung auf zuhelfen 127
4.2 Liebe und Ordnung als Ethos 132

5. Der Lehrer bedarf Wissenschaft zur Mitteilung: Das Beispiel Herbart 143
5.1 Eine Allgemeine Pädagogik für Hauslehrer 143
5.2 Durch Erfahrung gestützte Urteilskraft: Der 'pädagogische Takt' 148

6. Welche Eigenschaften muss ein guter Schullehrer haben 160
6.1 Lehrerethos als soziales Bedingungsgefüge160
6.2 Die Ausbildung der Lehrer 163
6.3 Die soziale Stellung des Lehrers und seine materielle Lage 166
6.4 Eingespannt zwischen Staat und Kirche 173
6.5 Die tatsächlichen Arbeitsbedingungen 176
6.6 Von der Lebensordnung zur Schulordnung 182
6.7 Ordnung in der Mentalitätsgeschichte 186
6.8 Ordnung des Lebens - Ordnung der Gedanken 193
6.9 Adolph Diesterweg: Ein präskriptives Berufsethos 199

7. Lebensreform und Schulreform 208
7.1 Schulreform und soziale Frage 208
7.2 Erziehung und natürliche Lebensweise als Reform 227
7.3 Verstehen als soziale Tugend 234

8. Kontinuität und Wandel: Übergangsschule und Übergangslehrer 244
8.1 Schule und Lehrer in der Weimarer Republik 244
8.2 Arbeit und Arbeitsethos 255

9. Erziehung-Verführung-Umerziehung-Indoktrination: Schule und Lehrer in der NS-Zeit 263
9.1 Das formale Ende der Grundschule263
9.2 Kontinuität in der Lehrerschaft 266
9.3 Die materielle Lage der Volksschullehrer 269
9.4 Umschulung - Lagererziehung - Ideologisierung271
9.5 Die alltägliche Schulwirklichkeit: „Es war alles so normal"275
9.6 Ambivalentes Schweigen 284

10. Vom Chaos zu Schulreformen 298
10.1 Lebensbedrohende Not und zehn Jahre Improvisation 298
10.2 Wie wird man ein demokratischer Lehrer? 301
10.3 Aspekte der Schulwirklichkeit zwischen 1945 und 1955 304
10.4 Sputnickschock und Bildungskatastrophe308
10.5 Am Ziel: Akademische Ausbildung für Grund- und Hauptschullehrer 314
10.6 Durch immer neue Reformen gefordert 324
10.7 Vom Praxisschock zum Burnout 332
10.8 Glaubwürdigkeit, Authentizität und Wahrheit als soziales Ethos 344

III. Ergebnisaspekte

1. Ethos als Voraussetzung für pädagogisches Handeln 348
2. Berufsethos als soziales Bedingungsgefüge 350
3. Ethos als Modul in der Lehrerbildung 359

Zitierte Literatur 380