Hase, Käfer, Affe, Nashorn, Elefant, Hund, Katze, Löwe, Tiger, Pferd, Esel, Hirsch, Lamm, Kuh, Fink, Marienkäfer und Meerschweinchen. Was verbindet diese Tiere miteinander? Sie alle wurden von Malern in den letzten sieben Jahrhunderten porträtiert. Zu den Meisterwerken abendländischer Tierdarstellungen zählen zum Beispiel: „Feldhase“(1502) und „Hirschkäfer“(1505) von Albrecht Dürer, „Zwei angekettete Affen“(1562) von Pieter Brueghel des Älteren, „Der Distelfink“(1654) von Carel Fabritius, „Rhinozerus (Clara)“(1749) von Jean-Baptiste Oudray, „‘Überrascht!‘ – Sturm im Dschungel“(1891) von Henri Rousseau, „Der Turm der blauen Pferde“(1913) von Franz Marc, „Hirsch“(1963) von Gerhard Richter, „Cow Wallpaper“(1966) von Andy Warhol und „Grey Gelding“(2003) von Lucian Freud.
61 Gemälde - inklusive der hier aufgeführten – finden sich in dem Band „Gemalte Tiere. Ein Bilder- und Lesebuch“, erschienen im renommierten Münchner Kunstverlag Schirmer/Mosel. Sein Verleger, Lothar Schirmer (*1945), ist auch der Herausgeber des überaus schönen Buches, das zudem eine Einleitung von Kirsten Claudia Voigt enthält. Jede der einzelnen Tierdarstellungen wird in der Anthologie durch einen gut verständlichen Kommentar erschlossen. Verfasst wurden die Texte (z. B. Essays, Reflexionen, Erzählungen, Gedichte) u.a. von Kunsthistoriker:innen, Schriftsteller:innen, Journalist:innen, Zoolog:innen und Philosoph:innen. Die gekonnt getroffene Auswahl der Bilder beginnt mit Renaissance-Gemälden und endet mit dem Goldhasen von Joseph Beuys auf einem Wahlaufruf für die Partei „Die Grünen“(1982). Natürlich wird man manches Werk vermissen, zum Beispiel Pablo Picassos „Stier“-Serie. Dafür ist in Schirmers Anthologie beispielsweise Theo van Doesburgs „Komposition VIII“(~1918) berücksichtigt, in welcher der Künstler die „ästhetische Transfiguration“ anhand einer Kuh demonstriert.
Der Band „Gemalte Tiere“ richtet an Menschen jedes Lebensalters. Er leistet einen anschaulichen Beitrag zu den Human-Animal Studies, die in den letzten Jahren auch Gegenstand der Kulturwissenschaften sind, verdeutlichen die ausgewählten Gemälde doch die Artenvielfalt und die Schönheit der Natur. Anhand der Lektüre des mittlerweile in zweiter Auflage vorliegenden Buches wird man außerdem mitgenommen auf eine faszinierende Reise durch die Kunstgeschichte seit dem 16. Jahrhundert. Lehrkräfte der Fächer Bildende Kunst, Philosophie und Ethik werden durch den Bild-Text-Band motiviert, sich in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit der Mensch-Tier-Beziehung problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Die Anthologie „Gemalte Tiere“ kann zu den ästhetisch ansprechendsten Büchern des Jahres 2021 gezählt werden. Zugleich erinnert sie den Menschen eindrücklich an seine moralische Verantwortung für Tiere.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Ein Bilder- und Lesebuch
mit 61 Meisterwerken aus sieben Jahrhunderten
und literarischen Texten von heute
Auf der Grenze zwischen Kunst und Zoologie bewegen sich die Tierportraits, mit denen Künstler und Forscher ihr Publikum seit der Renaissance überrascht haben. Unsere Bildersammlung, die sich sowohl an Wissenschaftler wie an Künstler und gleichermaßen an Kinder wie an Erwachsene richtet, zeigt 60 Tierdarstellungen, die sowohl in die Geschichte der Malerei wie in die Geschichte der Zoologie eingegangen sind. Es sind sensationelle Tiere, die mit der Entdeckung fremder Kontinente ihren Weg nach Europa fanden – gemalt, wissenschaftlich klassifiziert oder auch als lebendige Expemplare. Sie versetzten die versammelte Menschheit in Staunen, wie zum Beispiel das Rhinozeros Clara, das der Auslöser für dieses Buch war. Es wurde wie viele andere exotische Tiere Mitte des 18. Jahrhunderts auf den Märkten und Jahrmärkten Europas gegen Geld einem sensationshungrigen Publikum vorgestellt. Unsere Sammlung „von Hase zu Hase“ beginnt mit so vertrauten Tieren wie Dürers "Feldhasen", dessen Reiz in der Art und Lebendigkeit der Darstellung liegt, umfasst Vögel aus der Neuen wie aus der Alten Welt, einen koreanischen Tiger und Phantasietiere wie das Einhorn, und endet mit dem Beuys’schen "Goldhasen".
Mit einer Einführung und Geschichten und Kommentaren von Entdeckern, Forschern und Historikern zu den einzelnen Tieren und ihren Bildern.
Einundsechzig Bilder von Albrecht Dürer, Jean-Baptiste Oudry, George Stubbs, Gustave Courbet, Franz Marc, Paul Klee, Jeff Wall und vielen anderen
Schirmer/Mosel. Hrsg. von Kirsten Claudia Voigt und Lothar Schirmer. 160 Seiten, 61 Farbtafeln, 16 Abb. Format: 26,5 x 32 cm, gebunden. Deutsche Ausgabe. 2. Auflage.

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