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Fremde Freunde Deutsche und Russen. Die Geschichte einer schicksalhaften Beziehung
Fremde Freunde
Deutsche und Russen. Die Geschichte einer schicksalhaften Beziehung




Katja Gloger

Berlin Verlag
EAN: 9783827013538 (ISBN: 3-8270-1353-4)
560 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Oktober, 2017

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Beziehung zwischen Deutschen und Russen bestimmte immer wieder die Geschicke Europas – im Guten und im Bösen. In welche Zukunft gehen Deutsche und Russen heute?



Während Wladimir Putin sein Land auf eine gefahrvolle Reise in eine postwestliche Zukunft schickt, fragen sich die Deutschen ratlos: Haben wir Russland verstanden? Die Russland-Expertin Katja Golfer erklärt die heutige Situation aus der tausendjährigen deutsch-russischen Geschichte heraus und erzählt davon, was Deutsche und Russen einander schenkten - und was sie einander antaten.



Enthält Gespräche mit Gerhard Schröder, Michail Gorbatschow, Joachim Gauck und Daniil Granin.



Katja Gloger, geboren 1960 in Koblenz, beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit Russland. Sie studierte Russische Geschichte, Politik und Slawistik in Hamburg und Moskau und ging Anfang der neunziger Jahre als Korrespondentin für den »Stern« nach Moskau. Dort erlebte sie den Zusammenbruch der Sowjetunion. Sie interviewte Michail Gorbatschow ebenso wie Boris Jelzin und Wladimir Putin. Sie war »Stern«-Korrespondentin in den USA, arbeitet heute als Autorin des Nachrichtenmagazins mit den Schwerpunkten Russland, Internationale Politik und Sicherheitspolitik. 2010 erhielt sie den Henri-Nannen-Preis, 2014 wurde sie als politische »Journalistin des Jahres« ausgezeichnet. Katja Gloger lebt in Hamburg.
Rezension
Deutschland und Russland - im historischen Längsschnitt betrachtet eine ausgesprochen wechselhafte Beziehung!
Katja Gloger stellt mit ihrem Buch "Fremde Freunde" das Auf und Ab der Beziehungen beider Völker in gekonnter Weise umfassend und zugleich kurzweilig dar.

Beginnend mit der Aufnahme des Fernhandels, über die Entstehung eines für den Westen weitgehend unbekannten Landes, weiter über die Beziehungen beider Völker in (den langewährenden) Zeiten der Monarchie, bis hin zur Neuzeit (Erster und Zweiter Weltkrieg) und den abschließenden Blick zum derzeitigen Verhältnis zwischen Russland und Deutschland spannt sich der historische Bogen, den Katja Gloger dem interessierten Leser darstellt.
Eine Reise durch unterschiedliche Epochen in deren Zentrum die Berührungspunkte von Deutschen und Russen stehen. Zar Peter und Zarin Katharina, beide deutscher Abstammung haben die Historie Russlands jeweils zu ihrer Zeit maßgeblich geprägt. Das Verhältnis der Völker - ein Wechsel zwischen inniger Freundschaft und abgrundtiefer Feindschaft, aber stets miteinander eng verwoben. Ja, man darf ohne zu Übertreiben von einer Schicksalsgemeinschaft sprechen.

Gekonnt stellt Katja Gloger die Herrschenden und deren Einfluss auf die wechselseitigen Beziehungen dar. Bis in die heutige Zeit (Putin und sein Verhältnis zu Bundeskanzler Schröder und seiner Nachfolgerin Merkel). Die Berg- und Talfahrt des Mit- und Gegeneinander beginnt früh und schwingt bis in die heutige Zeit. Die Geschichte zweier Völker wird abwechslungsreich und informativ durch die Autorin erzählt. Es fehlt dabei nicht an interessanten Details, beispielsweise dem "Gottdorfer Globus", es betrachtet nicht nur die politischen, sondern auch die Berührungspunkte auf musisch-künstlerischer Ebene und nicht zuletzt die ganz persönlichen Beziehungen und Erfahrungen "normaler Bürger" auf beiden Seiten. Der Integration und dem (nachvollziehbaren) Wunsch deutscher Spätaussiedler nun endlich in "ihrer Heimat" anzukommen kann den interessierten Leser zu fesseln.

Wer einen profunden Einblick in das Deutsch-Russische Verhältnis bekommen möchte und dessen lange Geschichte zum besseren Verständnis des Heute und Jetzt kennenlernen möchte, kommt um das Buch von Katja Gloger nicht herum!

Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek
Verlagsinfo
Die Beziehung zwischen Deutschen und Russen bestimmte immer wieder die Geschicke Europas – im Guten und im Bösen. In welche Zukunft gehen Deutsche und Russen heute?
Eine junge Deutsche namens Sophie, die, als 17-Jährige nach Moskau geschickt, zur Zaren- und Gattenmörderin wird und als Katharina II. Weltgeschichte schreibt; ein Koffer voller Bilder, die gestohlen werden, was sich als ihre Rettung erweist; eine mondäne Schauspielerin, von den Boulevardblättern gefeiert, die aus Liebe nach Russland emigriert, um dort dem grausamen Lagersystem zum Opfer zu fallen; ein Berufsrevolutionär, der aus einer Moabiter Gefängniszelle heraus Kontakte in höchste Kreise pflegt; eine belagerte, verhungernde Stadt, in der bei eisiger Kälte ein Orchester Beethovens Neunte spielt und damit Hitler widersteht – Katja Gloger erzählt von der eng verwobenen Geschichte der Deutschen und der Russen, die tragisch ist und auch schön. Beide Länder waren einander Verheißung – und zu oft führten solche Utopien ins Verderben. Die Autorin wirbt für einen vorurteilslosen Blick auf Russland und erinnert an die besondere Verantwortung, die die Deutschen Russland gegenüber tragen. In jedem Kapitel wird deutlich, wie die deutsch-russische Geschichte die Gegenwart prägt. Darüber hinaus hat Katja Gloger persönliche Gespräche mit Staatsmännern, Historikern und mit Menschen geführt, die Krieg und Verfolgung erlebten – und heute für Versöhnung kämpfen.

»Lebendig und fundiert führt Katja Gloger durch die schon ein Jahrtausend währende gemeinsame Geschichte von Deutschen und Russen – mit all ihren Blütezeiten und schrecklichen Abgründen. Der Blick auf die aktuellen Beziehungen erhält so historische Tiefenschärfe. Ein wichtiges und notwendiges Buch, gerade angesichts neuerlicher Entfremdungstendenzen.«
Dr. Jürgen Zarusky
Chefredakteur der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte
Institut für Zeitgeschichte München-Berlin

»Dieses Buch macht unsere gemeinsame Geschichte verständlich.«
Sigmar Gabriel
Inhaltsverzeichnis
INHALT

Vorwort 13

» Ich habe an die Türen der Geschichte geklopft, und sie taten sich auf « 17
Michail Gorbatschow fällt es zu, die Welt zu verändern.
Eine Würdigung.

Den Osten im Blick : Konturen, Kontakte 43
Fernhandel bringt Deutsche und Russen zusammen –doch in der Kontroverse um den » wahren « christlichen
Glauben entsteht eine Kulturgrenze.

Im Land der » wilden Moskowiter « 61
Im 16. und 17. Jahrhundert erkunden Reisende aus dem Westen das unbekannte Land. Es kommt ihnen so» barbarisch « vor.

» Segelt, denn niemand weiß, wo es endet « 75
Deutsche setzen die radikalen Reformen um, die Zar Peterder Große im 18. Jahrhundert erzwingt. Und ein Theologe aus Wittenberg wird in Sibirien zu einem der größten Entdecker seiner Zeit.

» . . . etwas grössres erkennen lernen . . . « 87
Der Gottorfer Globus : die Geschichte eines deutschrussischen Weltenwunders.

Sie belohnte ihre Freunde, und ihre Gegner bestrafte sie nicht 99
Katharina die Große, Russlands deutsche Kaiserin,herrscht unangefochten. Ein Leben für viele Bücher.

» Zierliche Mädchen tranken mutig aus Wodkaflaschen « 119
Ein Zar als Befreier Europas – nach dem Sieg über Napoleon 1813 bricht unter den Deutschen eine regelrechte Russlandverzückung aus. Sie hält nicht lange.

Die Erfindung der russischen Seele 131
Zum Ende des 19. Jahrhunderts begeistern sich Russen und Deutsche leidenschaftlich aneinander. Und stehen sich doch bald als Todfeinde gegenüber.

» Dekomposition « oder : Die gekaufte Revolution 149
Mit einer Zugfahrt durch Deutschland ermöglicht die kaiserliche Regierung dem Kommunisten Wladimir Lenin 1917 die Rückkehr nach Russland – mit fatalen Folgen.

» Russlandfieber « oder : 169
Gefährliche Seelenverwandtschaften Auch nach dem verlorenen Weltkrieg drängt es deutsche Intellektuelle nach Osten. Russland wird zu einer geistigen Zuflucht. Denn in Russland soll die Zukunft liegen.

Sterne, an den Himmel genagelt 177
Anfang des 20. Jahrhunderts siedelt eine kleine russische Künstlerkolonie in München, ihr schließen sich deutsche Maler an. Sie schenken der Welt den Blauen Reiter.

» Ein tolles Volk. Sie sterben wie sie tanzen « 187
Berlin, russische Stadt. Anfang der zwanziger Jahre wird Berlin zur Übergangsheimat für Hunderttausende Flüchtlinge». Russki ist die große Mode «, heißt es.

Unheilvolle Sonderwege 205
Im Vertrag von Rapallo wird die neue deutsch-russische »Schicksalsgemeinschaft« verankert. Und im Hitler-Stalin-Pakt verbünden sich 1939 zwei Menschenschlächter zueiner Weltkriegsallianz.

Blokada : Die Blockade der Erinnerung 237
Im Vernichtungskrieg gegen die Völker der Sowjetunion setzt die deutsche Wehrmacht 1941 auch Hunger als Waffe ein. Doch die Tragödie der Millionenstadt Leningrad bleibt lange im Schatten der deutschen – und russischen –Erinnerung.

Baldins Koffer 269
Ein junger Rotarmist rettet 1945 Hunderte kostbarer Zeichnungen aus dem Besitz der Bremer Kunsthalle. Ein Leben lang kämpft er darum, sie zurückzugeben. Über das grenzüberwindende Geschenk der Schönheit.

Tödliche Falle 291
Bis Mitte der dreißiger Jahre haben Tausende Deutsche in der Sowjetunion Zuflucht gefunden. Doch die meisten werden das Moskauer Exil nicht überleben.

Wenn die Russen kommen 307
Verordnet ist die Freundschaft zwischen der DDR und der Sowjetunion. Im Lauf der Jahre richtet man sich missmutig miteinander ein. 1994 ziehen die Truppen als geschlagene Sieger ab.

Mythos Ostpolitik : Das Missverständnis 343
Wandel durch Annäherung – ein Paradox wird zum Erfolgsmodell deutscher Außenpolitik. Doch was als Aufbruch beginnt, verkommt in den achtziger Jahren zu realpolitischem Appeasement.

» Wir sollten im Westen nicht so tun, als würden wir nicht in Interessensphären denken « 371
Ein Gespräch mit Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder
Warum die Krim zu Russland gehört und die Deutschen etwas mehr Bescheidenheit zeigen sollten. Ein Gespräch in schwierigen Zeiten.

Die Russlanddeutschen : Auffällig unauffällig 385
Sie werden als fleißige Bauern angeworben, unter Stalin verfolgt und deportiert. Immer wieder müssen sie neu anfangen. Als Spätaussiedler kehren sie nach Deutschland zurück. Die meisten wollen ankommen.

Die Waffen des Bewusstseins 407
Sich wieder auf der richtigen Seite der Geschichte wähnend, präsentiert sich Putins Russland als Avantgarde einer postwestlichen Weltordnung – immer weiter von Deutschland entfernt.

Anmerkungen 429
Literatur 530
Bildnachweis 545
Personenregister 546