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Franz Kafka - Der ewige Sohn Eine Biografie Sonderausgabe

2., durchgesehene Auflage 2008
Franz Kafka - Der ewige Sohn
Eine Biografie


Sonderausgabe



2., durchgesehene Auflage 2008

Peter-André Alt

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406575358 (ISBN: 3-406-57535-8)
763 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, 2011, mit 43 Abbildungen

EUR 18,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Franz Kafka ist der wirkungsmächtigste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Sein Werk gilt bis heute als Inbegriff des Dunklen, Mehrdeutigen, faszinierend Unheimlichen: als Musterfall der ästhetischen Moderne. Diese Biographie stellt Kafkas Leben und seine literarische Arbeit in den Zusammenhang der großen kulturellen Strömungen der Zeit zwischen 1880 und 1920. Kafkas künstlerische Individualität wird aus ihrer spannungsreichen Verbindung mit europäisch-jüdischen Traditionen neu verständlich – als Besitz eines ewigen Sohns, der sich selbst am Anfang und am Ende aller Überlieferungen stehen sieht.

Franz Kafka hat Leben und Schreiben als Einheit betrachtet, die seine Identität begründete. Sein zerbrechlicher Selbstentwurf blieb gebunden an die Höhen und Tiefen der literarischen Arbeit. Peter-André Alts Biographie verknüpft die Lebenserzählung mit umfassenden Interpretationen, die Kafkas Werk und dessen psychologische Voraussetzungen durchdringen. Sie zeigt den Autor als Beobachter seiner Zeit, indem sie sein Verhältnis zur Prager deutschen Literatur und zur europäischen Moderne, zu Psychoanalyse und Zionismus, Philosophie und jüdischer Geistestradition, Anthroposophie, Naturheilkunde, Kino und Theater untersucht. Sie präsentiert den Flaneur und den Einsamen, den Reisenden und den Ängstlichen, den Asketen und den Liebenden, den Ekstatiker und den Skeptiker, den Spezialisten des Schreckens und den Meister der Ironie. Kafkas Vita wird dabei nicht als Quelle, sondern als Spiegel der literarischen Arbeit gedeutet. Die Welt seiner Erzählungen und Romane gewinnt auf diese Weise in den Linien des Lebensentwurfs eine ebenso fesselnde wie unheimliche Konsequenz.

Prof. Dr. Peter-André Alt, geb. 1960, ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Freien Universität Berlin.
Rezension
Diese zum 125. Geburtstag Franz Kafkas (2008) erschienene Biographie erscheint nun in Sonderausgabe zum halbierten Preis (18 € statt 34,90 €) und bietet sich mit ihren 763 S. nicht nur im Preis-Leistungs-Verhältnis an; sie wurde allenthalben bereits als zukünftige Standardliteratur gelobt. Kafkasche Werke zählen auch heute noch zum Grundbestand schulischer Lektüre, - ob nun Erzählungen wie "Die Verwandlung" oder Romane wie "Der Process" ... Franz Kafka (1883 - 1924) hat wie kein anderer Literat im 20. Jhdt. die Einsamkeit, Entfremdung und Sehnsucht nach Erlösung des modernen Menschen beschrieben. Bürokratie, Inhumanität und Absurdität werden deshalb nach ihm als "kafkaesk" bezeichnet. Die Sinnlosigkeit des Lebens im 20. Jhdt. drückt sich in seinen parabolischen, verschlüsselten, rationalen Zugängen letztlich entzogenen Texten aus. Die ohnehin schwierige Deutung und vielfältige Interpretationsmöglichkeit Kafkascher Literatur setzt jedenfalls grundlegend biographische Kenntnis des Autors voraus, wie sie in dieser Darstellung vermittelt wird.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
125. Geburtstag am 3. Juli 2008
Sonderausgabe, statt € 34,90 jetzt nur € 18,-

Pressestimmen:

"Peter-André Alts Biografie über Franz Kafka ist einfach wunderbar. Er zeigt auf eindrucksvolle Weise, warum sich der Schriftsteller nie richtig von seinem Elternhaus abgenabelt hat, und beschreibt sein Doppelleben zwischen Beruf und Berufung sowie die einschüchternde Macht seines Vaters."
Hellmuth Karasek, myself, Mai 2010

"Alts Biographie richtet ihr Augenmerk auf den Riß, den Kafka im negativen Modell des Bildungsromans á la Flaubert wahrgenommen hat. Alt verdeutlicht diesen Riß, indem er das biographische, kulturhistorische und poetische Feld im Laufe des Erzählens von Kafkas Leben nicht auseinander ableitet, sondern behutsam, aber entschieden voneinander trennt. Indem er die feinen Haarrisse in der Figur sichtbar macht, gelingt ihm, woran viele Künstlerbiographien scheitern, wenn sie die fatale Gleichschaltung von biographischem Ereignis und literarischem Text, von Lebenskarriere und dichterischer Entwicklung betreiben. (...) Es gehört zu den Verdiensten Alts, daß er sein Konzept des Leben-Erzählens aus Vorgaben Kafkas selbst gewinnt, der sich zeitlebens mit dem paradoxen Prinzip der Biographie aus der Imagination auseinandersetzte. (...) Indem Alt sich dieses Modell zu eigen macht, hat er einen neuen Typus des Leben-Schreibens in der zerklüfteten und schier unermeßlichen Landschaft der Kafka-Literatur geschaffen."
Gerhard Neumann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 5. Mai 2006

"Es reizt den Germanisten, nüchterne Kontrapunkte zu setzen bei Autoren, die meist mit Emphase behandelt wurden. (...) Durch thematische Bündelung bekommt Alts Kafka in vieler Hinsicht ein sehr deutliches Profil: vernachlässigte Aspekte seines Lebens gewinnen Gewicht. Kafka dem Reisenden widmet Alt ein aufschlußreiches Kapitel. Mit neuen Augen sieht er auch Kafkas Verhältnis zum Ersten Weltkrieg. (...) Als Literaturwissenschaftler profiliert sich Alt in den eindringlichen, scharfsinnigen Analysen von Kafkas Romanen und Erzählungen. Dies ist, darf man loben, keine Schriftstellerbiographie ohne Werke. (...) Die außerordentliche Gelehrsamkeit, der Kontextreichtum und die Intelligenz, die diese Biographie auf ihren Gegenstand verwendet, ist ein Gewinn. "Der ewige Sohn" ist ein Standardwerk für jeden, der sich auf hohem Niveau zum Kafka-Kenner fortbilden möchte."
Wolfgang Schneider, Die Welt, 24. Dezember 2005

"Die über 760 Seiten starke gesamtbiografische Darstellung des Berliner Literaturwissenschaftlers Peter-André Alt dürfte sich im Kanon der Sekundärliteratur binnen kurzer Zeit als Standardwerk etablieren. Alt rekonstruiert den „unendlichen Dialog“, zu dem Kafkas Leben und Schreiben verschmelzen, und argumentiert ebenso beeindruckend wie plausibel. (...) Peter-André Alt bringt diese Welt auf faszinierende Weise zur Entfaltung."
Th.D., profil, 19. Oktober 2005

"Mikroskopisch genau durchleuchtet die souveräne Großstudie Leben und Werk."
Der Spiegel, 17. Oktober 2005

"Unwillkürlich wird der Leser hineingezogen in das 750-seitige Buch, das mit gängigen Vorurteilen auf elegante, bisweilen detailversessene Weise aufräumt: (...) Biographische Selbstentwürfe, Kulturgeschichte und Zeithistorie werden von ihm wie Texte gedeutet, die auf ähnliche Weise organisiert sind wie die Literatur selbst. Dieses methodisch reflektierte Verfahren kann nur jemand praktizieren, der es gewohnt ist, leidenschaftlich gern zu lesen, das philologische Handwerk von Grund auf gelernt hat und sich seit Jahren mit dem Œuvre seiner Autoren beschäftigt."
Felicitas von Aretin, Der Tagesspiegel, 15. Oktober 2005

"Gute Biographien sollten anregend, vielschichtig und zuverlässig sein. Peter-André Alts Kafka-Biographie besitzt diese Vorzüge alle. Sie hat das Zeug zu einem Standardwerk."
Eberhard Falcke, NDR, 11. September 2005
Inhaltsverzeichnis
Vorwort

Erstes Kapitel. Im Netz der Beziehungen

Hermann Kafka, Sohn eines Fleischhauers
Die verrückten Löwys
Galanteriewaren
Politische Kräftespiele
Prager Stadtansichten

Zweites Kapitel. Kindheit und Schuljahre (1883 – 1901)

Die Einsamkeit des Erstgeborenen
Drei Schwestern
Gouvernanten und Dienstmädchen
Deutsche Knabenschule
In der Synagoge
Alpträume eines Gymnasiasten
Türen zur Welt
Darwin, Nietzsche und der Sozialismus

Drittes Kapitel. Studium und Lebensfreundschaften (1901–1906)

Chemie und Germanistik
Geistige Ernährung durch Holzmehl
Philosophie im Louvre-Zirkel
Intime Kreise: Brod, Weltsch, Baum
Rituale der Sexualität
Die Qualen des Examens

Viertes Kapitel. Frühe Prosa (1900–1911)

Schreibversuche des Schülers
Kulissenzauber im Kunstwart
Selbstbeobachtung und Lektüre
Der Mythos des Kampfes
Hochzeitsvorbereitungen ohne Braut
Das Tagebuch als Versuchslabor

Fünftes Kapitel. Erste Berufszeit (1906–1912)

Am Landgericht
Von den Assicurazioni Generali zur Versicherungs-Anstalt
Alltag des Beamten
Nachtleben
Literarische Caféhauszirkel

Sechstes Kapitel. Auf Spurensuche (1908–1912)

Der Reisende
Naturheilkunde und Anthroposophie
Im Kino
An der Schwelle zum Zionismus
Das jiddische Theater

Siebentes Kapitel. Die Kunst der Betrachtung (1908–1913)

Die Gier nach einem Buch
Besuch in Weimar
Ein eleganter Verleger
Flaneure und Voyeure
Glückliche Narren, Kinder und Bauernfänger
Negative Dialektik

Achtes Kapitel. Eine Schrift-Geliebte: Felice Bauer (1912–1913)

Wie ein Dienstmädchen
Briefverkehr zwischen Prag und Berlin
Das Rauschen der Medien
Literarische Aversionen
Zweifelhafte Wunder
Von Wien zum Gardasee
Grete Bloch interveniert
Die Bestellung des Verteidigers

Neuntes Kapitel. Literarische Nachtarbeit (1912–1913)

Das Geheimnis der Psychoanalyse
Halbschlafbilder
Vollständige Öffnung des Leibes und der Seele
Vor dem Vater
Eine ekelhafte Geschichte
Schreibfluß und Schreibhemmung

Zehntes Kapitel. Der Verschollene (1912–1914)

Die Magie der großen Form
Erlesenes Amerika
Karl Roßmanns Brüder
Der Held und seine Erzieher
Techniken der Ironie
Karneval im Welttheater

Elftes Kapitel. Der Proceß (1914–1915)

Verlobung und Gerichtstag in Berlin
Nächtliche Ekstase
Rhetorik der Schuld
Männerphantasien - Frauenkörper
Richter, Advokaten und Angeklagte
Die Legende
Die Henker als Tenöre

Zwölftes Kapitel. Kriegsjahre ohne Entscheidungen (1915–1917)

Mit Felice in Bodenbach und Karlsbad
Zionistische Politik
Wunsch, Soldat zu werden
An den Rändern der Wirklichkeit
Nochmals Ehepläne

Dreizehntes Kapitel. Krankheit und neue Fluchtwege (1917–1918)

Die Verschwörung von Kopf und Lunge
Ein Winter auf dem Land
Kierkegaard-Studien
Paradoxe Erlösungsvisionen
1918: Der große Umsturz

Vierzehntes Kapitel. Protokolle des Schreckens (1914–1919)

Vortragsabend mit ‹Blutgeruch›
Maschinen des Gesetzes
Die tödlichen Spuren der Schrift
Stille Arbeit in der Alchimistengasse
Traum und Film
Das Fehlläuten der Nachtglocke
Literarische Rätselspiele
Imaginäres Judentum

Fünfzehntes Kapitel. Julie Wohryzek und Milena Pollak (1919–1921)

Die Tochter eines Tempeldieners
Der dritte Versuch
Milena, eine verheiratete Frau
Nach der Liebe
Kur in Matliary
Alte Lasten und kaum Erleichterung

Sechzehntes Kapitel. Selbstentwürfe und Parabeln (1917–1922)

Das Phantasma der Kindheit
Im Mahlstrom der Bedeutungen
Parodien des Mythos
Exotische Masken
Ostjüdische Inspirationen

Siebzehntes Kapitel. Das Schloß (1922)

Fahrt nach Spindelmühle
Schwarze Romantik in Böhmen
Ein Fremder
Das Dorf als hermetischer Ordnungsraum
Komödien des Unbewußten
Das Wissen der Frauen
Betrug und Asyl

Achtzehntes Kapitel. Nach der Pensionierung (1922–1923)

Als Ottlas Gast in Planá
Ein dunkler Prager Winter
Die Sprache des Gelobten Landes
Aufflackernde Palästina-Pläne
Die zweite Kindsbraut: Dora Diamant

Neunzehntes Kapitel. Späte Erzählungen (1922–1924)

Artisten in der Zirkuskuppel
Hungern als Zwang
Die Musik der Tiere
Im Labyrinth
Josefine und das Judentum

Zwanzigstes Kapitel. Die vorletzte Reise (1923–1924)

Nur ein Ziel, kein Weg
Eine Art Idylle im Grunewald
Der Inflationswinter
Odyssee durch Sanatorien und Spitäler
Wieder in die dunkle Arche: Kierling, 3. Juni 1924

Anhang

Anmerkungen
Bibliographie
Bildquellen
Personenregister
Verzeichnis der erwähnten Kafka-Texte
Danksagung