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Exil Geschichte einer Vertreibung 1933-1945
Exil
Geschichte einer Vertreibung 1933-1945




Wolfgang Benz

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406829338 (ISBN: 3-406-82933-3)
407 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Februar, 2025

EUR 36,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Exiliert zu sein, heißt, besiegt, geschlagen zu sein.“

Etel Adnan

Eingepfercht auf einem Schiff hoffen jüdische Flüchtlinge auf ein neues Leben in Israel. Thomas Mann ist als berühmter Schriftsteller in den USA zwar privilegiert, aber auch er muss sich in einem Leben im Exil einrichten. Marianne Cohn gelingt die Rettung nicht. Sie wird auf der Flucht in die Schweiz geschändet und erschossen. Das Exil in der Zeit des Nationalsozialismus besteht aus unendlich vielen Geschichten und führt in alle Weltgegenden. Wolfgang Benz, einer der besten Kenner des Themas, legt nun die erste große Gesamtdarstellung vor.
Rezension
Theodor W. Adorno, Hannah Arendt, Ernst Bloch, Willy Brandt, Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Albert Einstein, Lion Feuchtwanger, Sigmund Freud, Oskar Maria Graf, Georg Grosz, Max Horkheimer, Egon Erwin Kisch, Heinrich Mann, Thomas Mann, Joseph Roth, Anna Seghers, Ernst Toller, Carl Zuckmayer und Arnold Zweig. Was verbindet diese Schriftsteller:innen, Wissenschaftler:innen und Intellektuelle miteinander? Sie alle und Tausende weitere Menschen, deren Namen man nicht kennt, wurden aus Deutschland vertrieben und mussten ins Exil gehen, um ihrer beruflichen Tätigkeit weiter nachzugehen und ihr Leben und das ihrer Verwandten zu schützen. Sie emigrierten und flüchteten u.a. in die Niederlande, nach Belgien, Frankreich, Spanien, Schweden, in die Schweiz, in die Tschechoslowakei, nach Ungarn, in die Sowjetunion, nach Großbritannien, in die USA, nach Mexiko und Brasilien. Bisher fehlte eine Gesamtdarstellung der von Nationalsozialisten aus Deutschland vertriebenen.
Eine solche hat Wolfgang Benz (*1941) mit seinem Buch „Exil. Geschichte einer Vertreibung 1933-1945“ vorgelegt. Erschienen ist der Band des anerkannten Zeithistorikers, bekannt u.a. durch seine Werke „Der Holocaust“(8. Aufl. 2014) und „Die 101 wichtigsten Fragen. Das Dritte Reich“(3. Aufl. 2012), bei C.H. Beck. Benz` Buch verdeutlicht eindrücklich die Erkenntnis, dass ein diktatorisches Regime an der Unterdrückung von Künstler:innen, Intellektuellen und Wissenschaftler:innen erkennbar ist. Lehrkräfte der Fächer Deutsch und Geschichte werden durch den vorliegenden Band aufgefordert, sich im Unterricht mit dem Leben und Werk von Autor:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen der Weimarer Republik auseinanderzusetzen, die aufgrund der nationalsozialistischen Machtübernahme ins Exil gehen mussten.
Fazit: Wolfgang Benz leistet mit seinem Buch „Exil“ einen zentralen Beitrag zur Erinnerungskultur. Zugleich ist es ein eindrückliches Plädoyer für die Meinungs-, Presse-, Kunst- und Wissenschaftsfreiheit.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Benz, Wolfgang
Exil
Geschichte einer Vertreibung 1933-1945.
Eingepfercht auf einem Schiff hoffen jüdische Flüchtlinge auf ein neues Leben in Israel. Thomas Mann ist als berühmter Schriftsteller in den USA zwar privilegiert, aber auch er muss sich in einem Leben im Exil einrichten. Marianne Cohn gelingt die Rettung nicht. Sie wird auf der Flucht in die Schweiz geschändet und erschossen. Das Exil in der Zeit des Nationalsozialismus besteht aus unendlich vielen Geschichten und führt in alle Weltgegenden. Wolfgang Benz, einer der besten Kenner des Themas, legt nun die erste große Gesamtdarstellung vor.
Das Dritte Reich zwang hunderttausende Menschen dazu, Deutschland zu verlassen. Jüdinnen und Juden mussten ebenso um ihr Leben fürchten wie solche Deutsche, die sich gegen die Nazis engagiert hatten oder nicht mit ihrer Weltanschauung übereinstimmten. In seiner grundlegenden Darstellung erzählt Wolfgang Benz ebenso eindringlich wie quellennah die Geschichte dieser gewaltigen Fluchtbewegung. Er zeichnet minutiös die Etappen und Orte des Exils nach, die oft demütigenden Umstände der Visabeschaffung und die schwierigen Lebensbedingungen als Fremde und häufig Unwillkommene in einem anderen Land. Dabei gibt er den «Berühmtheiten» wie Hannah Arendt, Sigmund Freud oder Thomas Mann eine Stimme, vor allem aber auch Menschen, denen sonst nur wenig Aufmerksamkeit zuteil wird. So steht das Schicksal einer unbekannten jüdischen Kinderfürsorgerin gleichberechtigt neben dem Weg des weltberühmten Begründers der Relativitätstheorie.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1. Politische Emigration im Ersten Weltkrieg und
in der Weimarer Republik . . . . . . . . . . . . . . 15
Ein Krupp-Direktor im Schweizer Exil . . . . . . . . . 17
Im Streit um die Kriegsschuld . . . . . . . . . . . . . . 19
Der Fall Nicolai . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Die «Freie Zeitung» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Friedrich Wilhelm Foerster: Pazifist und Europäer . . . . 29
Als radikaler Demokrat verfemt: Emil J. Gumbel . . . . 31
2. Flucht vor der «nationalen Revolution» . . . . . . . 39
Exodus der Gegner: Das politische Exil . . . . . . . . . 40
Diffamierung, Diskriminierung, Verfolgung:
Prinzipien nationalsozialistischer Diktatur . . . . . . . . 41
Das Kulturexil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
Das Exil als tödliche Falle . . . . . . . . . . . . . . . . 52
Karrierebrüche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55
Hilfe und Selbsthilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
Paradigmatische Existenz: Werner Hegemann,
Architekt und Publizist . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
3. Vertreibung durch Diskriminierung.
Jüdische Auswanderung 1933–1938 . . . . . . . . . 67
Nationalsozialistische «Judenpolitik» . . . . . . . . . . 67
Die Illusion jüdischer Selbstbehauptung . . . . . . . . . 72
Der schwere Entschluss zur Auswanderung . . . . . . . 76
Die zionistische Alternative: Kurswechsel nach
den Nürnberger Gesetzen . . . . . . . . . . . . . . . . 78
Psychologische und bürokratische Barrieren . . . . . . . 80
Hachschara . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82
Das Haavara-Abkommen . . . . . . . . . . . . . . . . 85
Deportation der Ostjuden . . . . . . . . . . . . . . . . 86
Reichskristallnacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88
Hertha Nathorffs Weg ins Exil . . . . . . . . . . . . . . 92
Das offizielle Ende jüdischer Emigration . . . . . . . . 96
Ernst Loewy, ein enttäuschter Zionist . . . . . . . . . . 101
4. Orte des Exils . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
Erste Stationen: Saarbrücken, Wien, Amsterdam . . . . 107
Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110
Prag und Brünn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
Paris und Marseille . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
Mexiko . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
London . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
Moskau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147
New York . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153
Ibibobo und Buenos Aires . . . . . . . . . . . . . . . . 168
Shanghai . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174
Sydney und Melbourne . . . . . . . . . . . . . . . . . 190
5. Kindertransporte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201
Vorbereitung auf Erez Israel: Die Jugend-Alijah . . . . . 201
Vom Frankfurter Waisenhaus nach Kfar Hanoar
und Jerusalem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
Die «Cedar Boys» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207
Kindertransporte nach Großbritannien 1938 / 39 . . . . . 209
Corporal Gene O’Brian . . . . . . . . . . . . . . . . . 218
Fred Jordans Karriere: Zionist in Wien, Metalldreher
in London, Verleger in New York . . . . . . . . . . . . 221
Tragödie in Annemasse . . . . . . . . . . . . . . . . . 223
Solidarität und Hilfe: Die Kinder der Villa Emma
in Nonantola . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226
Recha Freier, die streitbare Retterin . . . . . . . . . . . 228
6. Alijah Bet. Verbotene Wege nach Palästina . . . . . 235
Unerreichbares «Gelobtes Land» . . . . . . . . . . . . . 236
Sonder-Hachschara . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 238
Gestrandet in Kladovo . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246
Ein langer Weg nach Israel . . . . . . . . . . . . . . . 250
Die Irrfahrt der «Exodus» . . . . . . . . . . . . . . . . 260
7. Fiktion und Realität: Literatur im Exil . . . . . . . . 263
Themen und Karrieren . . . . . . . . . . . . . . . . . 265
Der Moskauer Schriftstellerkongress . . . . . . . . . . . 270
Audienz bei Stalin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
«Das siebte Kreuz» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284
«Der Weg zur Grenze» . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289
8. Rückkehr aus dem Exil . . . . . . . . . . . . . . . . 293
Distanzierte Erkundung . . . . . . . . . . . . . . . . . 293
In der Uniform der Sieger . . . . . . . . . . . . . . . . 297
Willkommen bei richtiger Gesinnung . . . . . . . . . . 300
Staatstragende Prominenz. Kulturschaffende
Remigranten in der DDR . . . . . . . . . . . . . . . . 308
Widerstand, KZ, Flucht, Heimkehr: Als jüdische
Kommunistin im Exil . . . . . . . . . . . . . . . . . . 314
Ressentiments . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 321
Staatsgründung im Westen. Anteil und Konzepte
des Exils . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 322
Juden und andere Emigranten unerwünscht . . . . . . . 327
«Charterflug in die Vergangenheit» . . . . . . . . . . . 332
9. Wann endet das Exil? . . . . . . . . . . . . . . . . 343
Anhang
Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359
Quellen und Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391
Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395
Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399