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Erziehungswissenschaft in Deutschland im 20. Jahrhundert Zur Entwicklung der sozialen und fachlichen Struktur der Disziplin von der Erstinstitutionalisierung bis zur Expansion
Erziehungswissenschaft in Deutschland im 20. Jahrhundert
Zur Entwicklung der sozialen und fachlichen Struktur der Disziplin von der Erstinstitutionalisierung bis zur Expansion




Klaus-Peter Horn

Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783781512719 (ISBN: 3-7815-1271-1)
415 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, 2003

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Klaus-Peter Horn rekonstruiert in seiner 2003 als Buch unter dem Titel „Erziehungswissenschaft in Deutschland im 20. Jahrhundert“ im „Verlag Julius Klinkhardt“ erschienenen Habilitationsschrift erstmals die institutionelle und personale Entwicklung der Erziehungswissenschaft von ihrer Erstinstitutionalisierung um 1900 bis zu ihrer Expansion Mitte der 1960er Jahre. Dabei bezieht er sich nicht nur auf einzelne Hauptvertreter des Faches, sondern berücksichtigt alle Inhaber von Ordinariaten, die zwischen 1919 und 1965 Erziehungswissenschaft an den wissenschaftlichen Hochschulen vertraten. Mittels historisch-statistischer Analysen von Kollektivbiographien gelingt es Horn Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der institutionellen Entwicklung der Erziehungswissenschaft aufzuzeigen. Seine Auswertung gliedert er in folgende drei Abschnitte: Weimarer Republik und Nationalsozialismus (1919-1945), Sowjetische Besatzungszone und DDR (1945-1965) sowie Westliche Besatzungszonen und BRD (1945-1965).
Neben einer systematischen Analyse der erziehungswissenschaftlichen Entwicklung einzelner Zeitabschnitte gibt Horn jeweils eine kurze aber präzise Übersicht über die personale Vertretung der Erziehungswissenschaft an einzelnen Hochschulstandorten. Von besonderer Bedeutung für Pädagogiklehrkräfte ist auch das 200 Seiten umfassende Kapitel „Biographische Daten der Hochschullehrer der Erziehungswissenschaft an den deutschen wissenschaftlichen Hochschulen 1919 bis 1965“, welches Informationen über 339 Professoren aus dem Untersuchungszeitraum enthält. Zu jedem Erziehungswissenschaftler finden sich Angaben zu Schulbesuch, Ausbildung, Studium, akademischen Abschlüssen, beruflichen Tätigkeiten und Mitgliedschaften in Berufsverbänden, wissenschaftlichen Vereinigungen, politischen Organisationen sowie Literaturhinweise. Horns biographische Resultate beruhen primär auf gedruckten Quellen. Auf die Unabgeschlossenheit und die Ergänzungs- und Korrekturbedürftigkeit seiner Datensammlung weist der Erziehungswissenschaftler ausdrücklich hin. Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, dass Rudolf Lehmann bereits 1878 (nicht 1881) bei Hermann Lotze (nicht bei J. Vahlen) promovierte und 1906 eine Professur für Philosophie, Pädagogik, deutsche Literatur und Sprache (nicht nur für Philosophie) an der Königlichen Akademie in Posen erhielt.
Man findet in Horns Datensammlung u.a. fundierte Angaben zu den Hauptrepräsentanten Geisteswissenschaftlicher Pädagogik (Herman Nohl, Wilhelm Flitner, Erich Weniger, Eduard Spranger, Theodor Litt), dem hermeneutischen Pädagogen Otto Friedrich Bollnow, dem neukantianischen Erziehungsphilosophen Paul Natorp, dem Nestor transzendentalphilosophischer Pädagogik Marian Heitger, den Vertretern Kritischer Erziehungswissenschaft (Herwig Blankertz, Klaus Schaller, Wolfgang Klafki), dem Verkünder der „realistischen Wende“ in der Erziehungswissenschaft Heinrich Roth, dem Verfasser des Jena-Plans Peter Petersen und dem Begründer der Laborschule Hartmut von Hentig. Das besondere Verdienst von Horn liegt darin, dass er erstmals in seiner biographischen Übersicht oft nur schwer erschließbare Informationen zu zum Teil in der pädagogischen Forschung kaum bekannten oder gewürdigten Erziehungswissenschaftlern vorlegt, die aber zum Beispiel für die Ausbildung regionaler Wissenskulturen oder für die Wissenschaftstheorie der Pädagogik von Bedeutung waren. Als Beispiele seien nur genannt der für wissenschaftliche Fundierung Geisteswissenschaftlicher Pädagogik bedeutsame Max Frischeisen-Köhler, der Eucken-Schüler Gerhard Budde, der Neukantianer Jonas Cohn, der humanistische Pädagoge Heinrich Weinstock, der Humboldt-Experte Clemens Menze und die erste ordentliche Professorin für Pädagogik Mathilde Vaerting.
Horns Beitrag zur Historischen Bildungsforschung ist für jeden Erziehungswissenschaftler, der sich mit der Wissenschaftsgeschichte der Pädagogik in den ersten beiden Dritteln des 20. Jahrhunderts beschäftigt, ein unentbehrliches Hilfsmittel. Das Buch kann insbesondere Pädagogiklehrkräften, die sich schnell über ErziehungswissenschaftlerInnen oder über die personale Entwicklung an einer bestimmten Universität informieren möchten, nur empfohlen werden.

Marcel Remme, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Auf der Grundlage einer Kompletterhebung ihres Personals zwischen 1919 und 1965 wird die Entwicklung der Erziehungswissenschaft an den wissenschaftlichen Hochschulen (Universitäten, Technische Hochschulen/Universitäten, Wirtschafts- bzw. Handelshochschulen) dargestellt und analysiert. Dabei werden im Längsschnitt für die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus, die Sowjetische Besatzungszone bzw. die Deutsche Demokratische Republik sowie die Westlichen Besatzungszonen bzw. die Bundesrepublik Deutschland die Entwicklungslinien der institutionellen und personellen Repräsentanz der Erziehungswissenschaft an den wissenschaftlichen Hochschulen herausgearbeitet und analysiert. Im Anhang werden die biographischen Daten der gut 300 Professuren und Privatdozenten für Erziehungswissenschaft im Zeitraum 1919 bis 1965 dokumentiert.
Die vorliegende Arbeit wurde von der Philosophischen Fakultät IV der Humboldt-Universität als Habilitationsschrift angenommen und für den Druck geringfügig überarbeitet und ergänzt.

Klaus-Peter Horn, geboren 1960, Dr. phil., ist Privatdozent und wissenschaftlicher Assistent an der Humboldt-Universität zu Berlin, Philosophische Fakultät IV, Institut für Erziehungswissenschaften, Abt. Historische Erziehungswissenschaft.


Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis

Vorwort 7

1. Einleitung 11

2. Erziehungswissenschaft an den wissenschaftlichen Hochschulen in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus, 1919 bis 1945 21
2.1. Übersicht nach Hochschulstandorten 23
Baden: Freiburg i.Brsg, Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim 23; Bayern: Erlangen, München, Nürnberg, Würzburg 26; Braunschweig 30; Hamburg 31; Hessen: Darmstadt, Gießen 33; Mecklenburg: Rostock 35; Preußen: Aachen, Berlin, Bonn, Breslau, Frankfurt a. M., Göttingen, Greifswald, Halle-Wittenberg, Hannover, Kiel, Köln, Königsberg, Marburg, Münster 36; Sachsen: Dresden, Leipzig 52; Thüringen: Jena 56; Württemberg: Stuttgart, Tübingen 58; Sonstige „deutsche“ Hochschulen: Danzig, Prag, Posen 59

2.2. Systematische Analyse 60
Seminare, Institute und Abteilungen für Erziehungswissenschaft 60; Der Ausgangspunkt: Professuren für Erziehungswissenschaft 1919 65; Expansion: Die Professuren für Erziehungswissenschaft 1920 bis 1932 69; Kontraktion: Die Professuren für Erziehungswissenschaft 1933 bis 1945 73; Erziehungswissenschaft im Nationalsozialismus: Singuläre Figuration? 79; Die fachliche Reproduktion und die Doktorväter 84; Verstetigung der Disziplinentwicklung: Die Trends der Disziplinentwicklung 1919 bis 1945 86; Die Situation 1944/45 89

3. Erziehungswissenschaft an den wissenschaftlichen Hochschulen in der Sowjetischen
Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik, 1945 bis 1965 91
3.1 Übersicht nach Hochschulstandorten 93
Berlin 93; Dresden 96; Greifswald 98; Halle-Wittenberg 99; Jena 103; Leipzig 106; Potsdam
109; Rostock 110
3.2 Systematische Analyse 112
Professuren für Erziehungswissenschaft 1945/46 112; Professuren für Erziehungswissenschaft 1945/46 bis 1955 113; Professuren für Erziehungswissenschaft 1956 bis 1965 116; Die fachliche Reproduktion und die Doktorväter 118; Habilitation, SED-Zugehörigkeit, Lokalismus und Binnendifferenzierung der Erziehungswissenschaft: Trends der Disziplinentwicklung in der SBZ/DDR bis 1965 119

4. Erziehungswissenschaft an den wissenschaftlichen Hochschulen in den Westlichen Besatzungs-
zonen und in der Bundesrepublik Deutschland, 1945 bis 1965 123
4.1 Übersicht nach Hochschulstandorten 126
Baden-Württemberg: Freiburg i.Brsg, Heidelberg, Karlsruhe, Mannheim, Stuttgart, Tübingen 126; Bayern: Erlangen-Nürnberg, München, Würzburg 129; Berlin 1934; Hamburg 136; Hessen: Darmstadt, Frankfurt a. M., Gießen, Marburg 138; Niedersachsen: Braunschweig, Göttingen, Hannover 141; Nordrhein-Westfalen: Aachen, Bochum, Bonn, Köln, Münster 142; Rheinland-Pfalz: Mainz 146; Saarland: Saarbrücken 147; Schleswig-Holstein: Kiel 147

4.2 Systematische Analyse 148
Die „Altprofessuren“ nach 1945 149; Die Neuberufungen/-ernennungen nach 1945 im Überblick 150; Die neuen Professuren für Erziehungswissenschaft von 1945/46 bis 1958 152; Exkurs: Die „Empfehlungen des Wissenschaftsrates zum Ausbau der wissenschaftlichen Einrichtungen“ von 1960 154; Die neuen Professuren für Erziehungswissenschaft von 1959 bis 1965 157; NSDAP-Zugehörigkeit, Ostflüchtlinge und Remigranten 159; Die fachliche Reproduktion und die Doktorväter 162; Institutionelle und personelle Autonomisierung: Die Trends der Disziplinentwicklung im Westen Deutschlands bis 1965 164

5. Institutionalisierung und Verstetigung, Differenzierung und Autonomisierung der Erziehungs –
wissenschaft in Deutschland, 1919 bis 1965 168

6. Übersichten über die Professoren der Erziehungswissenschaft in den einzelnen Untersuchungs –
zeiträumen 172

7. Biographische Daten der Hochschullehrer der Erziehungswissenschaft an den deutschen wissen –
schaftlichen Hochschulen 1919 bis 1965 177

Abkürzungsverzeichnis 381
Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen 383
Quellen und Literatur 385
Personenregister 407