„Genauigkeit und Prosa – das sind die ersten Eigenschaften der Prosa.“, schreibt der russische Schriftsteller Aleksandr Puskin (1799-1837), im Deutschen auch Puschkin geschrieben. Nach dem Übersetzer Peter Urban trifft diese Aussage auf die gesamte russische Prosaliteratur zu, welche somit ohne Puskin nicht verständlich ist. Bekanntheit erreichte der russische Prosaliterat durch seinen Versroman „Evgenij Onegin“ (1824-1833) sowie durch sein Drama „Boris Godunov“ (1831). Die Bedeutung Puskins für die russische Prosa wurde bisher in der Slawistik unterschätzt, zu Unrecht, wenn man die von Urban herausgegebene Sammlung seiner Erzählungen und Fragmente liest, die in der „Friedenauer Presse“ erschienen ist.
So findet man in dem Band die 1831 publizierten „Erzählungen des verstorbenen Ivan Petrovic Belkin“, die Milieustudie „Geschichte des Dorfes Gorjuchino“ sowie die Spielererzählung „Pique Dame“. Die Prosatexte Puskins enthalten, so Urban, alle erzählerischen Verfahren späterer russischer Erzählungen. Zum Beispiel bildete Puskins „Erzählungen des verstorbenen Ivan Petrovic Belkin“ das Urbild für Lev Tolstois Roman „Anna Karenina“ (1876/77). Puskins Texte leben von der versteckten Ironie ihres Verfassers. Die in dem Buch vorliegenden Puskinschen Texte sind mit editorischer Notiz, präzisen Anmerkungen sowie ausführlichen „Daten zu Leben und Werk“ Puskins versehen. Besondere Erwähnung verdient auch das Nachwort Urbans, das einen hervorragenden Einblick in das Profil früherer russischer Prosa gibt.
Fazit: Jedem Russisch- oder Literaturlehrer, der in seinem Unterricht sich mit zentralen Texten der russischen Weltliteratur auseinandersetzen möchte, kann dieser Erzählband von Puskin aus der „Friedenauer Presse“, die sich seit Jahrzehnten um die Übersetzung russischer Schriften ins Deutsche verdient macht, nur zur Lektüre empfohlen werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

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