lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Ernst Barlach Der Schwebende.  Eine Biographie
Ernst Barlach
Der Schwebende. Eine Biographie




Gunnar Decker

Siedler-Verlag
EAN: 9783827501066 (ISBN: 3-8275-0106-7)
432 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, November, 2019

EUR 28,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die erste große, meisterhaft erzählte Biographie des berühmten Künstlers



Er zählt zu den großen deutschen Künstlern der Moderne: Ernst Barlach schuf weltbekannte Skulpturen und blieb rätselhaft, seine Schöpfungen wirken erdschwer und schwebend zugleich. Gunnar Decker zeichnet das faszinierende Porträt des Mannes, der ebenso Archaiker wie Avantgardist war und dessen Leben wie kaum ein zweites die Verheißungen und Abgründe des 20. Jahrhunderts widerspiegelte. Es beschreibt das Drama eines Einzelgängers, der den Krieg hasste und sich zeitweilig zu Hitler bekannte – und dessen Existenz schließlich von den Nationalsozialisten zerstört wurde.



»Von großer Sorgfalt, hoher analytischer Kraft sowie, last but not least, von beachtlichem erzählerischem Vermögen.«

Tilma Krause, "Die Welt", über Gunnar Deckers "Hermann Hesse"
Rezension
„Der Berserker“(1910), „Mutter Erde“(1920), „Der Träumer“(1925), „Der Geistkämpfer“(1927), „Der Schwebende“(1927), „Magdeburger Ehrenmal“(1928/29), „Lesender Klosterschüler“(1930), „Der Fries der Lauschenden“ (1930-35), „Hamburger Ehrenmal“(1931), „Der Buchleser“(1936). Diese Skulpturen zählen zu den weltweit bekanntesten von Ernst Barlach (1870-1938). Der dem Expressionismus zugeordnete Künstler war nicht nur Bildhauer und Zeichner, sondern ebenso Dramatiker. Er verfasste mehrere Dramen u.a. „Die echten Sedemunds“(1921) und „Die Sündflut“(1924), für die er mit dem Kleist-Preis geehrt wurde. Sowohl Barlachs Plastiken, Zeichnungen als auch seine Theaterstücke muten oftmals rätselhaft an. Sein Œuvre verbindet Avantgarde mit Archaik, Mystik und Transzendenz.
Bisher fehlte eine Biographie, welche Barlach als Künstler der Moderne differenziert würdigt. Umso verdienstvoller ist es daher zu bewerten, dass Gunnar Decker (*1965) eine solche unter dem Titel „Ernst Barlach. Der Schwebende“ vorgelegt hat. Der Autor, Filmkritiker und Redakteur der Zeitschrift „Theater der Zeit“ hat schon mit seinen bisherigen Büchern, beispielsweise mit „Gottfried Benn. Genie und Barbar“(2006), „Franz Fühmann. Die Kunst des Scheiterns“(2009), „Hermann Hesse. Der Wanderer und sein Schatten“(2012) und „Franz von Assisi. Der Traum vom einfachen Leben“(2016) demonstriert, dass er das Genre der Biographie bestens beherrscht.
Seine neue bei Siedler publizierte Barlach-Darstellung zeichnet sich durch profunde Fachkenntnis, gekonnte Heranziehung von Zitaten des Künstlers, analytisches Urteilsvermögen sowie sprachliche Brillanz aus. So beleuchtet er differenziert den künstlerischen Werdegang des Einzelgängers und passionierten Wanderers Barlach, seine Rolle als Vater, der den Rechtsstreit mit Rosa Limona Schwab um das alleinige Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn Nikolaus gewann, seine Kriegskritik und seine Beziehungen zu dem Galeristen Paul Cassirer, dem Künstler Friedrich Schult und seiner späteren Lebensgefährtin Marga Böhmer. Dabei geht Decker auch ein auf Barlachs zeitweiliges Andienen an das NS-System mit der Unterzeichnung des „Aufrufs der Kulturschaffenden“(1934) und die Verbannung von mehr als 400 seiner Werke als „entartete Kunst“ durch die Nationalsozialisten.
Barlach wird in dem Porträt Deckers durch die Metapher des „Schwebenden“ charakterisiert, angelehnt an die berühmte Skulptur im Güstrower Dom. Der Künstler habe es als „moderner Mystiker“ in seinen unterschiedlichen Werken geschafft, das paradoxe „Leiden und Kämpfen“ des Menschen in dem „Dazwischen von Ich und Gott, Diesseits und Jenseits, Schöpfen und Geschöpft-Sein“(S. 411) auf eindrucksvolle Art zum Ausdruck zu bringen. Barlach selbst bezeichnete die Welt seiner Zeit mit seinem Lieblingswort „vertrackt“. Außerdem erinnert der Buchautor an den Einsatz des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt zur Rettung des Nachlass von Barlach, der in einer Auktion an Privatpersonen veräußert werden sollte.
Fazit: Gunnar Decker hat mit „Ernst Barlach. Der Schwebende“ eine hervorragende Biographie des Künstlers vorgelegt, die verdient gelesen zu werden von allen, die sich für die Geschichte der Kunst in der „vertrackten“ Moderne interessieren. Lehrkräfte des Faches Bildende Kunst werden durch das Buch zudem aufgefordert, im Unterricht Barlachs Bronze- und Holzplastiken zu würdigen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die erste große, meisterhaft erzählte Biographie des berühmten Künstlers
Er zählt zu den großen deutschen Künstlern der Moderne: Ernst Barlach schuf weltbekannte Skulpturen und blieb rätselhaft, seine Schöpfungen wirken erdschwer und schwebend zugleich. Gunnar Decker zeichnet das faszinierende Porträt des Mannes, der ebenso Archaiker wie Avantgardist war und dessen Leben wie kaum ein zweites die Verheißungen und Abgründe des 20. Jahrhunderts widerspiegelte. Es beschreibt das Drama eines Einzelgängers, der den Krieg hasste und sich zeitweilig zu Hitler bekannte – und dessen Existenz schließlich von den Nationalsozialisten zerstört wurde, die ihn als „artfremden Künstler“ brandmarkten.

»Von großer Sorgfalt, hoher analytischer Kraft sowie, last but not least, von beachtlichem erzählerischem Vermögen.«
Tilma Krause, "Die Welt", über Gunnar Deckers "Hermann Hesse"

Hardcover mit Schutzumschlag, 432 Seiten, 13,5 x 21,5 cm, 40 s/w Abbildungen
ISBN: 978-3-8275-0106-6
Erschienen am 18. November 2019
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.
Inhaltsverzeichnis
PROLOG
11 Der Mann mit dem Totengräbergesicht

KAPITEL I
19 Umwege
Die Welt als Sensation und Stätte der Verwechslung 19 · Quellen des Glücks und des Unglücks: Ton kneten oder Anna lieben? 29 · Die ungeliebte Gewerbeschule in Hamburg 34 · Dresden und
der Atem großer Kunst 41 · Ausgesetzt im Nirgendwo: ein Jahr in Paris 45 · Friedrichroda und Hamburg. Das Drama des Einzel­gängers 52 · Töpfern, Schreiben und Warten in Wedel 56 · Als Lehrer in Höhrim Westerwald. »Keinerlei Rheinbegeisterung« 60 · Die »tote Hölle« Berlin 63

KAPITEL II
67 Fernstraßen und Landwege
Die Reise nach Russland 67 · Erste Ernte 81 · Der Kampf um Sohn Klaus. Vatervergottung in »Der tote Tag« 85 · Florenz oder Der Süden so karg 92 · Theodor Däublers »erhabene Hysterie« und der südliche Traum vom »Nordlicht« 99 · Der Kunsthändler Paul Cassirer 111

KAPITEL III
121 Waldwege und Exerzierplätze: Güstrow
Der Kleinstadtbewohner. Vom »Berserker« als Archetyp 121 · Weltekel und Selbstmörderphantasien in »Der arme Vetter« 1 28 · Der menschenferne Kunstfreund Albert Kollmann 137 · Kriegsaus­bruch Sommer 1914. Barlach und Paul Cassirer im Rausch 143 · Kriegsersatzdienst im Kinderhort 151· Als Musketier in Sonder­burg 159 · Wieder Zivilist. Der inwendig gewordene Krieg 165

KAPITEL IV
173 Moses
Erste große Nachkriegsausstellung in Berlin. Däubler über Barlach 173 · Moses, der Gesetzgeber. Kapp-Putsch in Güstrow und neue Beschwerlichkeiten 176 · Tod der Mutter 182 ·
»Ein hiesiger junger Herr Schult« 185 · Grabmale. Erste Arbeiten zum Totengedenken 194

KAPITEL V
201 Bolls Welt
Der Löwe ist los! »Die echten Sedemunds« 201 · Die Aufführungen von »Der arme Vetter« und »Der tote Tag« 204· Schwere Jahre. Arbeit als Heimatersatz 210 · »Der Findling« 218 · Kleist-Preis für
»Die Sündflut« 221 · »Der blaue Ball« als Selbstschöpfer 228 · Lästige Familienbande und lästige Berühmtheit 233

KAPITEL VI
241 Von Frauen und Hexen. Liebe verjüngt?
Walpurgisnacht. Mit Goethe in die magische Welt der Hexen 241 · Paul Cassirers Tod 246 · Suche nach neuen Aufträgen und Einnahmen 251 · Marga Böhmer als Zuflucht 255 · Barlach als Liebesbriefschreiber auf Zeit 260

KAPITEL VII
265 Zwischen Diesseits und Jenseits: die Totenmale
Der schwebende Engel 265 · Die Ehrenmale in Kiel und Magdeburg.
Barlach als »artfremder Künstler« 271 · Haus- und Atelierbau am Heidberg 291

KAPITEL VIII
299 Weltensturz
Barlach im Richtungsstreit der NS-Kulturpolitik 299 · »Aufruf der Kulturschaffenden« von 1934.Warum bekennt sich Barlach zu Hitler? 312 · Verbot der »Zeichnungen« im Piper Verlag 321 · Der »Fries der Lauschenden« für Hermann F. Reemtsma als Privatdruck 331

KAPITEL IX
341 Die Verteidigung des Mondes
Die Schmähausstellung»Entartete Kunst«. Das schlimme Jahr 1937 341 · Der gestohlene Mond 357 · Nicht mithassen, sondern mitleiden. Barlach und das Mysterium Mensch 365 · Das Ende 369 · Das Nachleben 374 · Freundesworte.
Ernst Barlach zum Gedenken 377

KAPITEL X
381 Der gerettete Engel
Mai 1945. Tod Bernhard A. Böhmers, geretteter Nachlass 381 · Die Wiedererrichtungvon HamburgerEhrenmal und der »Gemein­ schaft der Heiligen«in Lübeck 386 · Hugo Kört zinger als Retter von »Schwebendem Engel« und »Geistkämpfer« 392 · Barlach 1951 in der DDR. Brechts halbherzige Verteidigung 395 · Franz Fühmanns Wege zu Barlach 400 · Helmut Schmidt rettet den Nachlass von Marga Böhmer 405

EPILOG
409 Der gläubige Zweifler

ANHANG
415 Dank
416 Anmerkungen
426 Bibliographie
428 Zeittafel
431 Bildnachweis