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Erinnerungsethik II Zur Bedeutung des Gedenkens als moralische Motivation Susanne Möbuß
Erinnerungsethik II
Zur Bedeutung des Gedenkens als moralische Motivation


Susanne Möbuß
Schwabe Basel
ISBN: 978379655358
284 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, Mai, 2025

EUR 58,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
as Erinnern an die Opfer genozitärer Akte ist unverzichtbar, um zu verhindern, dass die Vernichtung in letzter Konsequenz verwirklicht wird. Indem sie sich in ihrem neuen Buch mit dem Denken von Arthur Schopenhauer und Emmanuel Lévinas auseinandersetzt, entwickelt Susanne Möbuß ihre Erinnerungsethik weiter. In der Ethik des Erinnerns zeigt sich eine Unterscheidung zwischen Theorie und Umsetzung, die außergewöhnlich ist: Die Begründung des Erinnerns als moralisch gerechtfertigte Handlung stellt die Grundlage des abstrakten Verstehens dar. Die eigentliche Motivation erfolgt jedoch in den Handlungen des Erinnerns. Sie stiften jene Gemeinschaft, in der das Gedenken an die Opfer Ausdruck der unbedingten Hinwendung zum anderen Menschen wird. Diese Augenblicke sind daher elementarer Bestandteil gelebter Erinnerungskultur.

Susanne Möbuß studierte Philosophie und Geschichte und lehrt an den Universitäten Oldenburg und Hannover. In ihren Veröffentlichungen beschäftigt sie sich mit Existenzphilosophie und Jüdischer Philosophie. Bei Schwabe erschienen zuletzt Erinnerungsethik (2024) und Gelingendes Sein. Existenzphilosophie im 21. Jahrhundert (2023).

SCHWABE VERLAG

www.schwabe.ch


Rezension
Innerhalb der Geschichtswissenschaft und in der Öffentlichkeit gibt es Kontroversen über die Formen und die Denkmäler des Erinnerns. Rechtspopulistische und -extreme Parteien fordern gar eine erinnerungspolitische Wende und betreiben eine Relativierung des Nationalsozialismus und des Holocaust. Erinnern ist also Gegenstand gegenwärtiger Geschichtspolitik. Bisher wurde allerdings kaum erkannt, dass den gegenwärtigen Debatten eine ethische Dimension zukommt.
Umso verdienstvoller ist es daher anzusehen, wenn diese identifiziert und Erinnern philosophisch analysiert wird. Dieses machte Susanne Möbuß (*1963) in ihrem publizierten Buch „Erinnerungsethik“(2024)“. Ihre Erkenntnis fasst sie in dem abschließenden Satz ihres Werks folgendermaßen zusammen: „Der Mensch, der erinnert, überlässt für Augenblicke die Stätte seiner raum-zeitlichen Präsenz dem Anderen, damit dieser aus der Abwesenheit wirken könne.“(S. 253) Daran schließt die Fortsetzung ihrer memorialen Ethik an, nämlich „Erinnerungsethik II. Zur Bedeutung des Gedenkens als moralische Motivation“. Erschienen ist die Monographie der außerplanmäßigen Professorin für Philosophie an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg wieder im Schwabe Verlag. Bezug nimmt sie im zweiten Teil auf Arthur Schopenhauers voluntaristischer Philosophie und auf die Alteritätsphilosophie von Emmanuel Lévinas.
Ethik wird von ihm die Rolle einer prima philosophia zugesprochen. Lévinas sieht in der Erfahrung der Alterität des Anderen, genauer in der Erscheinung des Antlitzes des anderen Menschen, das subjektkonstituierende Moment. Der Andere ist und bleibt für den Philosophen unerreichbar und unbeherrschbar. Dadurch unterscheidet sich Lévinas` Denken radikal von allen egologischen Konzepten, die den Anderen nur als Objekt der Konstitution des Ich begreifen. Diese Gedanken macht Möbuß u.a. fruchtbar für eine Erinnerungsethik. Erinnern wird dabei von ihr als Entwerfen begriffen. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Geschichte werden durch den vorliegenden Band motiviert, sich in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt, mit der Thematik „Erinnern und Ethik“ problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Susanne Möbuß leistet mit ihrem neuen Buch „Erinnerungsethik II“ einen wichtigen philosophischen Beitrag zum Erinnern und zu geschichtspolitischen Debatten. Zugleich unterstreichen ihre Ausführungen die Aktualität der Alteritätsphilosophie angesichts der Gefahr historisch-kultureller Amnesie.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Erinnern an die Opfer genozitärer Akte ist unverzichtbar, um zu verhindern, dass die Vernichtung in letzter Konsequenz verwirklicht wird. Indem sie sich in ihrem neuen Buch mit dem Denken von Arthur Schopenhauer und Emmanuel Lévinas auseinandersetzt, entwickelt Susanne Möbuß ihre Erinnerungsethik weiter. In der Ethik des Erinnerns zeigt sich eine Unterscheidung zwischen Theorie und Umsetzung, die außergewöhnlich ist: Die Begründung des Erinnerns als moralisch gerechtfertigte Handlung stellt die Grundlage des abstrakten Verstehens dar. Die eigentliche Motivation erfolgt jedoch in den Handlungen des Erinnerns. Sie stiften jene Gemeinschaft, in der das Gedenken an die Opfer Ausdruck der unbedingten Hinwendung zum anderen Menschen wird. Diese Augenblicke sind daher elementarer Bestandteil gelebter Erinnerungskultur.
Autor/in
Susanne Möbuß studierte Philosophie und Geschichte und lehrt an den Universitäten Oldenburg und Hannover. In ihren Veröffentlichungen beschäftigt sie sich mit Existenzphilosophie und Jüdischer Philosophie. Bei Schwabe erschienen zuletzt Erinnerungsethik (2024) und Gelingendes Sein. Existenzphilosophie im 21. Jahrhundert (2023).

Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
I. Thematischer Aufriss 9
II. Arthur Schopenhauer 17
Wie ansprechen? 31
Unterwegs zum existentiellen Denken 40
Vor-Bildhaftes 45
Wiederholungsvermeidung 53
In Ansehung 62
Gemeinsames 67
Motivation versus Theorie 89
III. Emmanuel Levinas 97
IV. Übergang zur Erinnerungsethik 125
Initiation 140
Universalisierung 148
Was möglich sei 158
Empfänger und Akteur 165
Geht es uns an? 176
Doppeltes Handeln 188
Für wen wir eintreten 202
Bemessungsrahmen des Ethischen 214
V. Erinnern ist ein Entwerfen 237
Literatur 277
Philosophie 277
Ergänzende Texte 280
Internetquellen 281