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Durch das Opfer erlöst? Die Bedeutung der Rede vom Opfer Jesu Christi in der Bibel und bei René Girard Zugl.: Frankfurt/Main, Univ., Diss., 2007
Durch das Opfer erlöst?
Die Bedeutung der Rede vom Opfer Jesu Christi in der Bibel und bei René Girard


Zugl.: Frankfurt/Main, Univ., Diss., 2007

Jacob Nordhofen

LIT
EAN: 9783825816278 (ISBN: 3-8258-1627-3)
304 Seiten, paperback, 13 x 21cm, 2008

EUR 29,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Worin bestehen der Erkenntniswert und die Grenzen der Rede vom Opfer Jesu in der Bibel und bei René Girard? Dieses Buch behandelt den in der Theologie umstrittenen Begriff Opfer und dessen Anwendung auf Jesus Christus. Von vielen wird die Rede vom Opfer Jesu Christi pauschal abgelehnt, weil sie einen gewalttätigen Gott suggeriere, der im Widerspruch zu Jesus steht. Für andere ist sie der Kern der Erlösungslehre. Diese Arbeit bezieht sorgfältig die biblischen Opferkonzepte auf die Überlegungen Girards. Sie zeigt auf, wie mit Girard bestimmte Aspekte der biblischen Rede besser verstanden werden können, aber auch warum andere Aspekte biblischer Christologie nicht eingeholt werden können.
Rezension
Das Bild vom Opfer des Sündenbocks, der in die Wüste getrieben wird, ist uns allen geläufig. Das Opfer spielt in der Bibel eine bedeutsame, vielleicht zentrale Rolle: von Isaaks Opferung (Gen 22) bis hin zum Verständnis des Todes Jesu Christi als Opfertod, vgl. nur die Abendmahls-Einsetzungsworte: für uns gegeben ... Kann aber der Mensch des 21. Jhdts. (und also auch unsere Schüler) mit Opfertheologie überhaupt noch etwas anfangen? Ist die Satisfaktionslehre nicht eine überwundene mittelalterliche Lehre? Wie kann man heute noch vom Opfertod Jesu Christi sprechen? Der Autor dieser Dissertation versucht das mit Hilfe der Opfertheorie des 1923 geborenen, französischen Kulturanthropologen und Religionsphilosophen René Girards. Für archaische Gesellschaften nimmt Girard an, dass die Gewaltspirale durch die Opferung eines Sündenbocks unterbrochen wird: Die Tötung des „Schuldigen“ reinigt die Gruppe von der Gewaltseuche, weil diese letzte – gemeinsam vollbrachte – Gewaltanwendung keinen mimetischen Vorgang (Rache) mehr mit sich bringt. Demzufolge bedeutet Opfer also nicht Gewalt, was landläufig der biblischen Opfertheorie unterstellt wird, sondern das Ende von Gewalt ...

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Beiträge zur mimetischen Theorie. Religion - Gewalt - Kommunikation - Weltordnung
herausgegeben von Herwig Büchele, Stanislaw Budzik, Bernhard Dieckmann, Wilhelm Guggenberger, Michael Kirwan, Erich Kitzmüller, Gerhard Larcher, Ralf Miggelbrink, Józef Niewiadomski, Eckhard Nordhofen, Wolfgang Palaver, Raymund Schwager, Roman Siebenrock, João J. Vila-Chã

Beiträge zur mimetischen Theorie analysieren die grundlegende Bedeutung der Nachahmung (Mimesis) für die Frage nach dem Ursprung der Kulturen und der Gestaltung des menschlichen Lebens. Polarisierung auf Feinde, Macht und Opfermechanismen und die Ambivalenz der Faszination prägen unseren öffentlichen und privaten Alltag sowie unsere politischen und theologischen Theorien. Zwischen den rechtsgerichteten Positionen, die die "Freund-Feind-Unterscheidung" zementieren, und den linksorientierten Visionen, die diese verharmlosen, vermittelt die mimetische Theorie.

Einerseits sieht sie die große politische Bedeutung der "Freund-Feind-Unterscheidung", versteht aber andererseits den Grundimpuls der jüdisch-christ-lichen Tradition als Überwindung dieser Polarisierung mit ihren Projektionen. Sie baut auf den Glauben an ein "dramatisch" verstandenes Erlösungsgeschehen und sucht ihre Bewährung im interdisziplinären Gespräch mit Human-, Gesellschafts- und Naturwissenschaften.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

Teil I: Die Rede vom Opfer Jesu Christi in der Bibel

1 Einige Vorüberlegungen zur Exegese 17

1.1 Probleme um den Begriff Opfer 17
1.1.1 Etymologische und konzeptionelle Anmerkungen zum Begriff Opfer 17
1.1.2 Die heutigen Verwendungen des Begriffs 19
1.1.3 Zur Definition von Opfer im biblischen Kontext 22
1.2 Die Rede vom Opfer in ihrem Bezug zur Vielfalt und Einheit 24
1.2.1 Die exegetischen Methoden und ihre Grenzen 25
1.2.2 Grundlage der Exegese und Textauswahl in dieser Arbeit 28

2 Die Vielfalt biblischen Opferdenkens 30

2.1 Als Grundlage: Opfer des Alten Testaments 30
2.1.1 Einleitung 30
2.1.1.1 Opfer in der antiken Lebenswelt 31
2.1.1.2 Opfer und Jahwe 35
2.1.2 Opfer vor dem Exil 35
2.1.2.1 Säbach 35
2.1.2.2 Schlamim 37
2.1.2.3 Ola 38
2.1.2.4 Ergänzungen und Zusammenfassung zum Opferdenken vor dem Exil 39
2.1.3 Opfer während und nach dem Exil 41
2.1.3.1 Chattat 41
2.1.3.2 Ascham 43
2.1.3.3 Mincha 45
2.1.3.4 Tamid 45
2.1.3.5 Weitere nachexilische Opferkonzepte 47
2.1.4 Zwei Feste: Pesach und Jom Kippur 49
2.1.4.1 Pesach 49
2.1.4.2 Jom Kippur 51
2.1.5 Entwicklung der Opfer durch Kritik 54
2.1.5.1 Allgemeine Kritik 54
2.1.5.2 Die Kritik der Propheten 57
2.1.5.3 Weiterentwicklung der Kritik 60
2.1.6 Schlussbemerkung 63
2.2 Weiterführung: Opfer zwischen den Testamenten 67
2.2.1 Einleitung 67
2.2.2 Apokryphe Schriften 67
2.2.2.1 Testament des Levi 67
2.2.2.2 Jubiläenbuch 69
2.2.2.3 Viertes Buch der Makkabäer 70
2.2.3 Philo 72
2.2.4 Qumran 74
2.2.5 Zusammenfassung 76
2.3 Die Opfer und deren Bezüge zu Jesus Christus im Neuen Testament 77
2.3.1 Einleitung 77
2.3.2 Evangelien 79
2.3.3 Paulus 87
2.3.4 Hebräerbrief 94
2.3.5 Historischer Jesus 100
2.3.6 Sühne 110
2.3.6.1 Hilasterion 112
2.3.6.2 Hyper 114
2.3.6.3 Das Lamm 117
Exkurs Opfertiere 122
2.3.7 Erweiterung der Möglichkeiten eines Opferbezugs 124
2.3.8 Kritik an den Opfern im Neuen Testament 128
2.3.9 Relativierung der Rede vom Opfer Jesu Christi durch andere Konzepte 129

3 Zum Verständnis der Rede vom Opfer Jesu Christi in der Bibel 135

3.1 Zugänge zur christologischen Opferrede in der Bibel 135
3.1.1 Jom Kippur 137
3.1.2 Pesach 138
3.1.3 Opferkritik 140
3.2 Die Rede vom Opfer Jesu Christi und ihre Bedeutungen 141

Teil II: Die Opfer bei René Girard

1 Einleitung mit biographischen Notizen zu René Girard 145

2 Nachahmung, Begierde und Gewalt: „Figuren des Begehrens" 148

2.1 Das mimetische Dreieck 148

3 Der Sündenbock: ,Das Heilige und die Gewalt" 152

3.1 Die mimetische Krise und der Sündenbock 152

4 Mythen, Bibel und Verfolgungstexte: „Das Ende der Gewalt" 156

4.1 Die Lüge des Mythos 156
4.2 Die Wahrheit der Bibel 158
4.2.1 Der Gegensatz von Mythos und Bibel 158
4.2.2 Die Passion Christi 160
4.2.3 Die Evangelien 161
4.3 Erkenntnis und Offenbarung 164
4.4 Die Verfolgungstexte 165

5 Die Rede vom Opfer Jesu bei René Girard 169

5.1 Jesus überbietet die Opfer. Der frühe Girard 169
5.2 Entwicklung des Opferbegriffs im Gespräch mit Schwager. Die Wende des späten Girard 173
5.3 Starb Jesus als Opfer oder gegen die Opfer? Baudlers Kritik am späten Girard und eine Gegenkritik 178

Teil III: Die Vorstellungen eines Opfers Jesu in der Bibel
und bei Rene Girard sowie deren Verhältnis zur Erlösung durch Jesus Christus


1 Gegenüberstellung der biblischen und Girard'schen Vorstellungen eines Opfers Jesu 194

1.1 Bedeutung des Opfers Jesu Christi in der Bibel. Die Rede vom Opfer Jesu als Ausdruck von Sühne, Heil, Bundesschluss und Kritik am Opfer 194
1.2 Bedeutung des Opfers Jesu Christi bei Girard. Das Konzept vom Opfer Jesu als Überwindung des
Sündenbockmechanismus 203

2 Die Girard'sche Rede vom Opfer Jesu als Gewinn und Problem für das Verständnis der biblischen Rede vom Opfer Jesu Christi und deren Bezüge zur Soteriologie 207

2.1 Vorüberlegungen zur Ausgangssituation und Bedingungen der Beurteilung 207
2.2. Womit bereichert Girards Konzept vom Opfer Jesu das Verständnis der biblischen Rede vom Opfer Jesu? 210
2.3 Wo wird die Rede vom Opfer Jesu Christi bei Girard der biblischen Verwendung nicht gerecht? 217
2.4 Möglichkeiten einer soteriologischen Kommentierung der Rede vom Opfer Jesu bei Girard 224

3 Weitere Hinweise zu Girards mimetischer Theorie und ihrer Gültigkeit 235

3.1 Girard als Apologet des Christentums 235
3.2. Der Strukturalismus und die Einzigartigkeit in der mimetischen Theorie 238
3.3 Einzigartiges Christentum. Zu Girards Religionstheorie 243
3.4 Die historischen Kontexte der mimetischen Theorie 249

4 Schlussbetrachtung zu Teil III 251

4.1 Nutzen und Gefahr der mimetischen Theorie für die biblische Rede vom Opfer Jesu. Ein Fazit 251
4.2. Opferdiskussion und interreligiöses Gespräch. Ein Ausblick 253
4.3 Durch das Opfer Jesu Christi erlöst?
Antwort auf die Titelfrage 256

Zusammenfassung 266

Literatur 275