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Dorfroman
Roman
Christoph Peters
Luchterhand
EAN: 9783630875965 (ISBN: 3-630-87596-3)
416 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, August, 2020
EUR 22,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Im Schatten des Reaktors: Christoph Peters erzählt vom turbulenten Aufbruch in jene Bundesrepublik, in der wir leben.
Die große weite Welt gibt es nur im Fernsehapparat – zumindest in Hülkendonck, einem kleinen Dorf am Niederrhein in den 70er Jahren. Bäuerlich und zutiefst katholisch ist das Milieu, in dem der Erzähler seine Kindheit und Jugend verbringt. Doch diese Welt wird brüchig mit dem geplanten Bau eines neuartigen Atomkraftwerks, das die Menschen im Ort genauso tief spaltet wie im ganzen Land. Als die Atomkraftgegner schließlich im Dorf ihr Lager beziehen, prallen die Gegensätze aufeinander …
„Peters erzählt, wie Escher malt – ganz gelassen den Abgrund zu.“ Hamburger Morgenpost
Rezension
Hörte man bis vor wenigen Jahren in der Öffentlichkeit den Begriff „Dorfroman“, dachten manche wohl zuerst an Trivialliteratur, germanistisch gebildete vielleicht noch an die Dorfgeschichten und Bauernromane des Vor- und Nachmärz. Dorf, Dörflichkeit, Dorfleben, Land, Ländlichkeit, Landleben sind Kategorien, die gegenwärtig in Geographie, Soziologie oder Ethnologie, sowie in der deutschsprachigen Literatur eine Renaissance erfahren. Man denke nur an Bestseller wie „Unterleuten“(2016) von Juli Zeh oder „Herkunft“(2019) von Saša Stanišić. In Filmen und Serien fungieren ländliche Siedlungsformen im „Zeitalter der Beschleunigung“(Rosa) wieder vielfach als Imaginationsräume eines guten und nicht-entfremdeten Lebens.
Dass ländliche Idylle sehr schnell zerbrechen kann, demonstriert Christoph Peters (*1966) in seinem neuen Buch „Dorfroman“, publiziert im Luchterhand Literaturverlag. Zurecht erschien sein autofiktionales Werk bereits in der vierten Auflage. Mit ihm legt der vielfach preisgekrönte Schriftsteller eine fulminante Konfliktgeschichte des fiktiven Dorfes Hülkendonck vor. Als in dessen Schatten das Kernkraftwerk Kalkar, auch der „Schnelle Brüter“ genannt, gebaut wird, kommt es zu einer Spaltung des Dorfes in Befürworter*innen und Kritiker*innen der Anlage. Die Anti-AKW-Bewegung fasst in Hülkendonck Fuß. Wie die politische Auseinandersetzung um den Schnellen Brüter die Stimmung im Dorfe radikal verändert, schildert Peters eindrucksvoll und mit gelungener Komik in seinem auch stilistisch gut gelungenen Werk. Dabei nimmt er einen mit auf eine Reise durch die ‚alte‘ Bundesrepublik der 1970er und 1980er Jahre, in eine Zeit also, welche den Beginn unserer Gegenwart markiert. Zugleich enthält Peters Roman entwicklungspsychologische Einsichten wie zum Beispiel folgende vom Ich-Erzähler ausgesprochene: „Die meisten Erwachsenen glauben, […] Kinder würden in einer Art Phantasieland leben, das mit der wirklichen Welt nichts zu tun hat, obwohl sie doch selbst einmal Kinder gewesen sind und es eigentlich besser wissen müssen.“(S. 249)
Fazit: Christoph Peters unterstreicht mit seinem „Dorfroman“ die Relevanz literarischer Auseinandersetzungen mit ländlichen Regionen für das kollektive Gedächtnis der Bundesrepublik.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
m Schatten des Reaktors – ein fulminanter Rückblick auf die idyllische Weltfremdheit der 70er Jahre.
Alles scheint noch vertraut in Hülkendonck, einem Dorf am Niederrhein. Als wären die dreißig Jahre, in denen der Erzähler hier nicht mehr lebt, nie gewesen. Sein Besuch bei den Eltern beschwört die Vergangenheit wieder herauf: die idyllische Weltfremdheit der 70er Jahre, den Beginn einer industriellen Landwirtschaft, die das bäuerliche Milieu verdrängt. Und den geplanten Bau des "Schnellen Brüters", eines neuartigen Atomkraftwerks, das die Menschen im Ort genauso tief spaltet wie im ganzen Land. Es ist jene Zeit, in der der Erzähler zu ahnen beginnt, dass das Leben seiner Eltern nicht das einzig mögliche ist – und in der er Juliane kennenlernt, eine Anti-Atomkraft-Aktivistin, die ihn in die linke Gegenkultur einführt...
Einfühlsam und packend erzählt Christoph Peters von den inneren Zerreißproben eines jungen Mannes und eines ganzen Dorfes. Es ist der große Roman über den turbulenten Aufbruch in jene Bundesrepublik, in der wir heute leben.
»Ein Buch wie eine ganze Welt.«
Denis Scheck / Das Erste "druckfrisch" (01. November 2020) |
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