Ist es möglich, eine für die breite Leserschaft verständliche Gesamtdarstellung der Geschichte der USA zu schreiben, welche den aktuellen Forschungsstand berücksichtigt? Ja! Davon kann sich jeder überzeugen, der das Werk „Diese Wahrheiten. Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika“ von Jill Lepore (*1966) liest. Das zuerst 2018 in den USA unter dem Titel „These Truths. A History of the United States“ publizierte Sachbuch eroberte auch hiesige Bestsellerlisten. Von der 2019 ins Deutsche von Werner Müller übersetzten Ausgabe ist bei C.H.Beck mittlerweile die vierte Auflage erschienen.
Lepores Buchtitel nimmt Bezug auf einen Entwurf von Thomas Jefferson zur Unabhängigkeitserklärung, in dem drei politische Ideen als „truths“ identifiziert werden, nämlich politische Gleichheit, unveräußerliche Rechte und Volkssouveränität. Anhand dieser Ideentrias gelingt es der renommierten Professorin für amerikanische Geschichte an der Harvard Universität eine hervorragende Darstellung der politischen Geschichte der USA von der Entdeckung Amerikas 1492 durch Kolumbus bis hin zum Wahlsieg Donald Trumps 2016. Dabei zeigt sie präzise die Widersprüche zwischen den Idealen der amerikanischen Verfassung und ihrer Nicht-Realisierung in der politischen Praxis auf - etwa bei der Sklaverei und dem Rassismus.
In Zeiten eines amerikanischen Präsidenten und einer Regierung, die Jeffersons Ideale mit Füßen treten, bedarf es Lepores Erinnerung an die Grundsätze der amerikanischen Verfassung umso dringender. Mit ihrem historischen Standardwerk leistet die Verfassungspatriotin einen wichtigen Beitrag zur historischen Aufklärung und zur politischen Identitätsbildung Amerikas. Ihr Werk zeichnet sich aus durch exzellente Detailkenntnis, durch souveränen Umgang mit den historischen Quellen und der Forschungsliteratur, durch gekonnte Kombination von Narrativität und differenzierter Analyse, sowie durch sehr gute Lesbarkeit. Lehrkräfte der Fächer Geschichte und Politik erhalten durch die Monographie notwendiges Fachwissen, um sich im Unterricht differenziert und problemorientiert mit amerikanischer Geschichte und Politik auseinandersetzen zu können.
Fazit: Jill Lepore ist mit ihrem monumentalen Buch „Diese Wahrheiten. Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika“ ein historisches Meisterwerk gelungen, das jedem historisch Interessierten nur zur Anschaffung empfohlen werden kann.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Lepore, Jill
Diese Wahrheiten
Eine Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika
Die Sachbuch-Bestenliste für Dezember: Platz 9

Großes Diese-Wahrheiten-Spezial
"Die Amerikaner stammen von Eroberern und Eroberten ab, von Menschen die als Sklaven gehalten wurden, und von Menschen die Sklaven hielten, von der Union und von der Konföderation, von Protestanten und von Juden, von Muslimen und von Katholiken, von Einwanderern und von Menschen, die dafür gekämpft haben, die Einwanderung zu beenden. In der amerikanischen Geschichte ist manchmal - wie in fast allen Nationalgeschichten - der Schurke des einen der Held des anderen. Aber dieses Argument bezieht sich auf die Fragen der Ideologie: Die Vereinigten Staaten sind auf Basis eines Grundbestands von Ideen und Vorstellungen gegründet worden, aber die Amerikaner sind inzwischen so gespalten, dass sie sich nicht mehr darin einig sind, wenn sie es denn jemals waren, welche Ideen und Vorstellungen das sind und waren."
Aus der Einleitung

In einer Prosa von funkelnder Schönheit erzählt die preisgekrönte Historikerin Jill Lepore die Geschichte der USA von ihren Anfängen bis zur Gegenwart. Sie schildert sie im Spiegel jener «Wahrheiten» (Thomas Jefferson), auf deren Fundament die Nation gegründet wurde: der Ideen von der Gleichheit aller Menschen, ihren naturgegebenen Rechten und der Volkssouveränität. Meisterhaft verknüpft sie dabei das widersprüchliche Ringen um den richtigen Weg Amerikas mit den Menschen, die seine Geschichte gestaltet oder durchlitten haben. Sklaverei und Rassendiskriminierung kommen ebenso zur Sprache wie der Kampf für die Gleichberechtigung der Frauen oder die wachsende Bedeutung der Medien. Jill Lepores große Gesamtdarstellung ist aufregend modern und direkt, eine Geschichte der politischen Kultur, die neue Wege beschreitet und das historische Geschehen geradezu hautnah lebendig werden lässt.

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