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Die neuen Seidenstrassen Gegenwart und Zukunft unserer Welt
Die neuen Seidenstrassen
Gegenwart und Zukunft unserer Welt




Peter Frankopan

Rowohlt
EAN: 9783737100014 (ISBN: 3-7371-0001-2)
352 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, März, 2019

EUR 22,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Einst führten alle Wege nach Rom. Heute führen sie nach Peking. Peter Frankopan über den Wideraufstieg Asiens – und den Beginn einer neuen Epoche.

Die „Neuen Seidenstraßen“ sind das größte Infrastrukturprojekt aller Zeiten. Derzeit investieren die asiatischen Staaten Milliarden, um die alten Verbindungen zwischen Ost und West wiederzubeleben. Damit werden die Seidenstraßen wieder das, was sie vor dem Aufstieg des Westens jahrhundertelang waren: die Lebensadern der Welt. Und der Westen, nicht zuletzt Europa, steht vor neuen drängenden Herausforderungen und Fragen.



„Eine meisterhafte Vermessung der neuen Weltordnung.“

Evening Standard



„Frankopan ist ein brillanter Führer in die Terra incognita.“

Niall Ferguson



„Wer die Welt verstehen will, der muss Frankopan lesen.“

Frankfurter Rundschau
Rezension
Wer beherrscht im 21. Jahrhundert die Welt? Europa, die USA? Nein, China und die Länder, die an den mehr als 6000 km umfassenden Handelsrouten vom östlichen Mittelmeer bis zum Pazifik liegen. Dieses jedenfalls behauptet Peter Frankopan in seinem jüngst bei Rowohlt Berlin erschienenen Buch „Die neuen Seidenstrassen. Gegenwart und Zukunft unserer Welt“. Für den Professor für Byzantinist an der Universität Oxford ist schon jetzt das „asiatische Jahrhundert“ angebrochen und das „Zeitalter des Westens“ vorbei.
Für eine Verschiebung des Gravitationszentrums der Welt vom Westen wieder in die alten Regionen der Seidenstraße gebe es seiner Gegenwartsanalyse nach ausreichend wirtschaftliche, politische und militärische Anzeichen. 2013 verkündete der Staatspräsident Chinas Xi Jimping beispielsweise die Seidenstraßen-Initiative. Milliardenschwere Investitionen in Infrastrukturprojekte, Handelsabkommen, gemeinsame militärische Manöver und politische Verträgen zwischen bisher weniger kooperativen Nachbarstaaten in Asien dienen Frankopan als empirische Belege für seine These.
Diese hat der Byzantinist schon skizziert im letzten Kapitel seines historischen Bestsellers „Licht im Osten. Eine neue Geschichte der Welt“ (2015) (vgl. meine Rezension unter https://lbib.de/Licht-aus-dem-Osten-Eine-neue-Geschichte-der-Welt-98568). Dazu veröffentlichte er zudem sein überaus lesenswertes Kinderbuch „Die Seidenstrassen. Eine Weltgeschichte für Kinder“(2018) (vgl. meine Rezension unter https://lbib.de/Die-Seidenstrassen-Eine-Weltgeschichte-fuer-Kinder-101161). Wie in seiner umfangreichen Weltgeschichte geht Frankopan auch in seinem neuen Werk von der Prämisse aus, dass Handelswege als Verbindungssysteme von Menschen der entscheidende Faktor historischer Dynamik seien. Die Seidenstraßen gelten ihm als das „zentrale Nervensystem der Welt“. Dass die italienische Regierung sich gerade Chinas Seidenstraßen-Initiative angeschlossen hat, in Usbekistan in den letzten Jahren die Seidenproduktion reaktiviert wurde oder die US-Regierung den IWF als Instrument ihrer Kampagne gegen Chinas Seidenstraßen-Projekt entdeckt, zeigt die Aktualität von Frankopans geopolitischer Analyse.
Zwar erwähnt er in seinem als Großessay angelegten Buch auch mögliche Probleme des Seidenstraßen-Projekts u.a. Menschenrechtsverletzungen und geringe oder fehlende Rechtsstaatlichkeit in den zurzeit autoritär regierten Ländern entlang der Seidenstraße, aber den „normativen Grundlagen des Westens“(Winkler) für ein gutes, humanes und gerechtes Zusammenleben in pluralistischen Gesellschaften einer globalisierten Welt wird von ihm zu wenig Bedeutung beigemessen. Überzeugend gelingt es Frankopan in seinen Werken die Notwendigkeit einer Überwindung einer eurozentrischen Weltsicht einzufordern. Dabei sei allerdings an eine Warnung des Kosmopoliten Alexander von Humboldt aus seinem Aufsatz „Ueber die künftigen Verhältnisse von Europa und America“ (1827) erinnert, nämlich „im zunehmenden Wohlstande irgend einer anderen Gegend unseres Planeten den Untergang oder das Verderben des alten Europa erblicken zu wollen“ (In: Der Andere Kosmos, hrsg. v. Oliver Lubrich/Thomas Nehrlich. München: dtv 2019, S. 267). „Die neuen Seidenstrassen“ kann zu Recht als Mahnung an Europa und insbesondere die USA gelesen werden, die Errungenschaften des europäischen „Modell einer demokratischen und sozialen Moderne“(Konrad H. Jarausch) im 21. Jahrhundert mehr zu würdigen und in politischen Entscheidungsprozessen zu berücksichtigen. Das Werk des britischen Historikers lädt Lehrkräfte der Fächer Politik, Erdkunde und Geschichte dazu ein, sich im Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit den alten und neuen Seidenstraßen problemorientiert auseinander zu setzen.
Fazit: Peter Frankopans neues Buch „Die neuen Seidenstrassen“ verdient von allen an globaler Politik Interessierten gelesen und diskutiert zu werden, die wissen möchten, welche Debatten Gegenwart und Zukunft unserer multipolaren Weltordnung bestimmen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Seidenstraßen, die den fernen Osten mit Europa verbanden, waren vor dem Aufstieg des Westens jahrhundertelang die Lebensadern der Welt – und genau das werden sie, wie Peter Frankopan zeigt, auch in Zukunft wieder sein. Die asiatischen Staaten investieren derzeit Milliarden, um die neuen Seidenstraßen zu errichten, und an diesen liegen die Orte, wo künftig die Weichen der globalen Entwicklung gestellt werden: Peking, Delhi, Islamabad, Riad, Moskau. Asien rückt zusammen und drängt immer entschiedener nach Westen. Doch was bedeutet das für uns? Mit der Weitsicht des Globalhistorikers und dem Scharfsinn des politischen Analysten führt uns Frankopan vor Augen, was wir gerade erleben: die Entstehung einer neuen Welt und den Beginn einer neuen Epoche.

Themen: Welt; Ur- und Frühgeschichte; Vorzeit, Frühgeschichte vor Christi Geburt; Christi Geburt bis 1500 nach Chr.; 1500 bis heute; 21. Jahrhundert (2000 bis 2100 n. Chr.); Geschichte allgemein und Weltgeschichte
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 9
Die Strassen in den Osten 25
Die Strassen ins Herzstück der Welt 55
Die Strassen nach Peking 99
Die Strassen zur Rivalität 161
Die Strassen in die Zukunft 217
Anmerkungen 293
Dank 343
Karte 348