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Die Zeit des Anderen Geteilte Erinnerung, gestohlene Zukunft, geschenkte Zeit
Die Zeit des Anderen
Geteilte Erinnerung, gestohlene Zukunft, geschenkte Zeit




Emil Angehrn

Meiner Hamburg
EAN: 9783787343621 (ISBN: 3-7873-4362-8)
142 Seiten, paperback, 13 x 21cm, April, 2023

EUR 19,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Zeit gehört einem nicht nur selbst, sondern ihre Qualität und Gestalt hängen auch von der Umgebung und vom Handeln anderer ab. Wenn von »gestohlener Zukunft«, »geschenkter Zeit« oder »Verstrickung in eine Familienvergangenheit« die Rede ist, wird deutlich, dass sich die Polarität zwischen der eigenen Zeit und des Anderen und die affektive Ambivalenz im Erleben der Zeit in vielfältiger Weise überlagern. Inwiefern die Zeit nur unzulänglich begriffen wird, wenn nicht auch die Zeit des Anderen miteinbezogen wird, untersucht dieser luzide Essay.
Rezension
Gehört die Zeit nur mir? Existiert eine Zeit des Anderen? Wodurch unterscheidet sich diese von der eigenen Zeit? Ist das Verhältnis zwischen der Eigenzeit und der Zeit des Anderen durch Polarität gekennzeichnet? Stehlen wir den nächsten Generationen die Zukunft? Bestimmt Andersheit unsere Zeitmodi? Wer kann uns Zeit schenken? Sind Zeiterfahrungen grundsätzlich ambivalent? Ist Zeitlichkeit ein Existenzial des Daseins?
Tiefsinnige Antworten auf diese philosophischen und ethischen Fragen findet man in dem neuen Buch von Emil Angehrn (*1946) „Die Zeit des Anderen. Geteilte Erinnerung, gestohlene Zukunft, geschenkte Zeit“, erschienen im Felix Meiner Verlag. Zu den bekanntesten Buchpublikationen des emeritierten Philosophie-Professors der Universität Basel zählen „Geschichtsphilosophie“(1991, 2. Aufl. 2012), „Interpretation und Dekonstruktion“(2003), „Sinn und Nicht-Sinn“(2010), „Die Herausforderung des Negativen“(2012), „Sein Leben schreiben“(2017) und „Vom Anfang und Ende“(2020).
Mit seinem jüngsten Essay leistet Angehrn einen wichtigen Beitrag zur Phänomenologie des Zeiterlebens. Dabei bezieht er sich u.a. auf philosophische Einsichten von Theodor W. Adorno, Jacques Derrida, Martin Heidegger, Edmund Husserl, Emmanuel Lévinas, Paul Ricœur und Michael Theunissen. Angehrns differenzierte Ausführungen zu den Themen „Zeitlichkeit der Existenz“, „Vergangenheit und Zukunft“, „Vergangenheit, Zukunft und Andersheit“ demonstrieren zudem die Fruchtbarkeit seines phänomenologisch-hermeneutischen Zugangs, den er in seinen anderen Schriften ausführlich theoretisch elaboriert hat. Lehrkräften der Fächer Philosophie und Ethik bietet sein aktuelles Buch in gut verständlicher Form philosophische Erkenntnisse, um in ihrem Unterricht mit Schüler:innen fundiert über anthropologische und ontologische Fragen der Zeitlichkeit zu reflektieren.
Fazit: Emil Angehrns neues Werk „Die Zeit des Anderen“ erschließt sehr gut existenzielle Fragen einer Philosophie der Zeitlichkeit, denen sich kein Mensch entziehen kann.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Zeit gehört einem nicht nur selbst, sondern ihre Qualität und Gestalt hängen auch von der Umgebung und vom Handeln anderer ab. »Ihr habt uns unsere Zukunft gestohlen« lautet etwa der Protest der Klimajugend. Inwiefern die Zeit nur unzulänglich begriffen wird, wenn nicht auch die Zeit des Anderen miteinbezogen wird, untersucht Emil Angehrn in seinem luziden Essay.
Angehrn geht es in seinem Buch darum, das Rätsel und den Sinn der eigentümlichen, nicht selbstverständlichen Figur der Zeit des Anderen aufzuhellen. Dafür sucht er drei unterschiedliche Verhältnisbestimmungen sowohl für sich wie in ihrer wechselseitigen Verflechtung aufzuklären: zum einen das Verhältnis zwischen der Zeit des Selbst und der Zeit des Anderen, zum anderen die Polarität zwischen positiven und negativen Formen und Wertungen des Zeiterlebens und schließlich die interne Differenzierung der Zeit nach den Dimensionen des Vergangenen, des Gegenwärtigen und des Zukünftigen. Die Überlagerung dieser drei Raster resultiert in einem komplexen Geflecht, in dem die Zeitlichkeit der Existenz unter vielfältigen Aspekten hervortritt. Absicht und Herausforderung seiner Untersuchung ist eine Verständigung über das Wesen und die existentielle Bedeutung der Zeit im menschlichen Leben.
Wenn von »gestohlener Zukunft«, »geschenkter Zeit« oder »Verstrickung in eine Familienvergangenheit« die Rede ist, wird deutlich, dass sich die Polarität zwischen der eigenen Zeit und der Zeit des Anderen und die affektive Ambivalenz im Erleben der – aufbauenden und zerstörenden, rettenden und bedrohenden – Zeit in vielfältiger Weise überlagern.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung: Wem gehört die Zeit? 7
a) Eigene und fremde Zeiten 7
b) Gestohlene Zukunft 7
c) Geschenkte Zeit 10
d) Leitfrage und Abriss der Untersuchung 11
I. Die Zeit des Selbst 15
2. Die Zeitlichkeit der Existenz 17
2.1 In-der-Zeit-Sein 17
2.2 Subjektbezug der Zeit 22
2.3 Zeiterfahrung und Umgang mit der Zeit 29
3. Zwiespalt der Zeiterfahrung 34
3.1 In der Zeit glücklich sein 34
3.2 Unter der Herrschaft der Zeit 38
4. Dimensionen der Zeit zwischen Gewesenheit und Zukunft 42
5. Gegenwart als Identität und Fülle 45
6. Vergangenheit zwischen Gedächtnis und Vergängnis 49
6.1 Das Interesse der Erinnerung 49
6.2 Vergangenheit als Last und Verlust 53
7. Zukunft zwischen Furcht und Hoffnung 56
7.1 Die kommende Zeit 56
7.2 Drohende, fremde, entzogene Zukunft 65
7.3 Übergang 70
II. Die Zeit im Zeichen des Anderen71
8. Selbstsein und Andersheit 73
9. Zeit und Andersheit 79
9.1 Zwischen Eigenzeit und Zeit des Anderen 79
9.2 Personale und absolute Andersheit 86
9.3 Exkurs: Die zwiefache Andersheit der Reinkarnation 90
9.4 Das zeitliche Selbst vom Anderen her 92
10. Gegenwart und Sein mit dem Anderen 94
10.1 Geschenkte Zeit 95
10.2 Entfremdete Zeit 97
11. Vergangenheit und Andersheit 101
11.1 Solidarische Erinnerung 101
11.2 Fremdheit des Vergangenen 106
12. Zukunft im Horizont des Anderen 109
12.1 Gestohlene, zerstörte, drohende Zukunft 109
12.2 Die kommende Zeit und das Entgegenkommen des Anderen 115
12.3 Schluss 121
Anmerkungen 125
Bibliographie 135
Namenregister 141