Brehms „Tierleben“ und Hagenbecks „Zooführer“ gehören zu den bekanntesten Werken populärwissenschaftlicher zoologischer Literatur. Die künstlerischen Tierillustrationen begeisterten ganze Generationen. Zwischen 1850 und 1950 arbeiteten mehr als 100 Illustratoren im deutschsprachigen Raum in ihren Tierbildern das Charakteristische der Lebewesen heraus. Sie bestimmten mit ihren Zeichnungen und Bildern in und auf Büchern und Zeitschriften, auf Quartett-Karten oder auf Wandtafeln das Bild von Tieren in der Öffentlichkeit. Das Genre des illustrierenden Tierbildes erlangte in dieser Zeit im deutschen Sprachraum seine Blütezeit.
Als der Nachfolger von Brehm und Hagenbeck gilt der Künstler Reiner Zieger (*1939). Von 1961 bis 1969 war er wissenschaftlicher Grafiker bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften im Tierpark Berlin. Von 1969 arbeitete er als freischaffender Künstler. Grafisch gestaltet wurden von ihm zahlreiche Kinder- und Jugendbücher - u.a. der Reihe „Was ist was“ -, populärwissenschaftliche Tierbücher, Schautafeln für Zoologische Gärten, Tierplakate und Wissensposter für medizini. Außerdem stammen von ihm Briefmarkenentwürfe für die DDR. Ausstellungen seiner Werke waren zu sehen u.a. in Berlin, Frankfurt/Main, Hamburg und Windhoek.
Das vielfältige Œuvre des Künstlers wird erstmals in Buchform in dem Band „Die Tierwelten von Reiner Zieger. Kunst und Gebrauchsgrafik 1960 bis 2020“ gewürdigt. Herausgegeben wird das bei DOM publishers veröffentlichte Werk von Natascha Meuser (*1967), Professorin für Architektur an der Hochschule Anhalt in Dessau. Es enthält mehr als 320 Arbeiten des Malers: Zeichnungen, Radierungen, Skizzen und Plastiken. Auf ihnen zu sehen sind von genauer Beobachtungsgabe zeugende Porträts insbesondere von Gorillas, Orang-Utans, Elefanten, Nashörnern, Zebras, Tigern, Löwen, Bisons und Kängurus. Außerdem ist in dem Buch ein aufschlussreiches Interview mit Zieger abgedruckt, sowie sein Zeitungsartikel „Naturphänomene als Kulturgut bewahren“ aus dem Jahre 1990. In diesem fordert er eindringlich: „Tiere, Pflanzen, Naturphänomene müssen wir bewahren, wollen wir nicht eines Tages in verarmter Umwelt das Fürchten erfahren. Sie sind auch ein Teil „Kulturgut“; verlieren wir sie, sind sie auf immer verschwunden.“(S. 40) Mit seiner eigenen Arbeit verfolgt Zieger das Ziel, auf die „Vielfalt der Natur“ und die „Schönheit der Lebewesen aus dem Tierreich“ (ebd.) hinzuweisen, damit diese erhalten bleiben.
Fazit: Der ästhetisch überaus gelungene Band „Die Tierwelten von Reiner Zieger“ gibt einen hervorragenden Überblick über das vielfältige Werk von Deutschlands bedeutendsten, lebenden Tiermaler. Gleichzeitig kann das opulent bebilderte Buch als ein Aufruf zum Tierschutz und zur Erhaltung der Artenvielfalt gelesen werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de

Die Tierwelten von Reiner Zieger
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Kunst und Gebrauchsgrafik 1960 bis 2020
Herausgegeben von Natascha Meuser
Reiner Zieger kann als der wichtigste deutsche Tiermaler nach dem Zweiten Weltkrieg gelten. Mehrere Generationen sind mit seinen Bildern groß geworden: In der DDR, wo er bis 1990 vor allem wirkte, illustrierte er unzählige Bücher zu Naturthemen, aber auch Plakate, Briefmarken, Lehr- und Hinweistafeln. In Westdeutschland schuf er ab den Siebzigerjahren Darstellungen für die populäre Jugendbuchreihe Was ist was. Mit dieser Publikation wird das vielfältige Œuvre von Zieger zum ersten Mal umfassend gewürdigt.
Mehr als 320 Abbildungen zeigen Aquarelle und Skizzen des Grafikers, zu dessen bevorzugten Motiven Elefanten, Menschenaffen und Tiger gehören, der aber auch in Deutschland heimische Arten mit eindrucksvoller Beobachtungsgabe und großem Einfühlungsvermögen porträtiert hat.
Band 4 der Schriftenreihe des Instituts
für Zooarchitektur an der Hochschule Anhalt
in Dessau

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