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Umschlagtext
Politik steht zunehmend unter dem Einfluss von Religion, insbesondere in Nord- und Südamerika. Führer der evangelikal-pfingstlichen Bewegung verschaffen sich dort immer mehr politische Macht und bilden eine religiöse Rechte. Aus dem Leiden an sozialer Ungleichheit formen sie ein rückschrittliches Wählerpotenzial und durchlöchern die Grenze zwischen Religion und säkularer Politik. Dagegen positionieren sich auf der Linken religiöse Graswurzelbewegungen, die die Erfahrungen sozialer Ungleichheit in ethischen Protest umleiten. Heinrich Wilhelm Schäfer analysiert diese religiös-politischen Kämpfe um gesellschaftliche Macht und Laizität in den Amerikas und diskutiert die Möglichkeiten eines post-säkularen Dialogs.
Heinrich Wilhelm Schäfer (Dr. phil. [rer. soc., Dr. theol.] habil.) ist Professor für Religionssoziologie und evangelische Theologie an der Universität Bielefeld. Seit 1980 arbeitete er in verschiedenen Phasen immer wieder in unterschiedlichsten lateinamerikanischen Ländern und den USA. Er ist Mitglied des Center for Interamerican Studies in Bielefeld sowie Mitgründer des Center for the Interdisciplinary Research on Religion and Society (CIRRuS). Rezension
Nach einer Periode, in der Säkularisierung en vogue war, erleben wir eine immer stärkere Rückkehr religiöser Akteure in die politische Arena in Form von ›Freikirchen‹ mit extremen Wahrheitsansprüchen in Form eines Autoritarismus im Dienst des Wirtschaftsliberalismus; auch in Deutschland nehmen rechtslastige Evangelikale immer mehr Einfluss auf Parteien am rechten Rand. In diesem Buch geht es um Verflechtungen protestantischer religiöser Praxis und Politik in Lateinamerika und den USA. Das Verhältnis der beiden Subkontinente Nord- und Südamerika ist von Expansion kapitalistischer Wirtschaft und Gesellschaft gekennzeichnet; mithin geht es um Kapitalismus und Protestantismus; ein klassisches Thema des Religionssoziologen Max Weber bereits am Beginn des 20. Jahrhunderts. Die US-amerikanische Mission sowie die lateinamerikanische Pfingstbewegung, das Charismatische (protestantische) Christentum stehen im Fokus: Auf dem amerikanischen Kontinent wird mit Religion immer stärker Politik gemacht, Führer der evangelikal-pfingstlichen Bewegung verschaffen sich dort immer mehr politische Macht und bilden eine religiöse Rechte – und interamerikanische Beziehungen spielen dabei eine wichtige Rolle: Trump und Bolsonaro bilden dabei nur die Spitze eines Eisbergs.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de Verlagsinfo
Schlagworte: Religion, Politik, USA, Lateinamerika, Pierre Bourdieu, Soziale Ungleichheit, Pfingstbewegung, Soziale Bewegung, Säkularität, Religiosität, Politische Macht, Religiöse Rechte, Amerika, Religionssoziologie, Religionswissenschaft, Politics, Bielefeld University Press Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
1. Leviathan und die Täufer: Einleitung 15 2. Formationen religiös-politischer Mobilisierung: Theorie 41 2.1 Legitimation und Delegitimation 42 2.2 Schichtung, funktionale Differenzierung und Habitusformationen 44 2.3 Experten: religiös-politische Identitäten und Strategien 66 2.4 Leseanleitung: Formationen als Netzwerke von Dispositionen 81 3. Rasse und GodTalk: Vereinigte Staaten von Amerika 83 3.1 Zahlen: statistische Übersicht 84 3.2 Aktuelle Trends: Rasse und Nation 96 3.3 Historische Perspektiven: die puritanische Nation und ihre Feinde 103 3.4 Gegenspieler: christliche Nation versus christliche Ethik 144 3.5 Umkämpfte Themen: zwischen Abtreibung, Krieg und »christlicher Nation« 200 3.6 Fazit USA: »Rasse« und GodTalk 225 4. Hacienda, Katholizismus und Diversifizierung: Lateinamerika 231 4.1 Geschichte und Strukturen: Katholizismus, Klassen und politische Kämpfe 233 4.2 Statistische Übersicht Lateinamerika: variierende Diversität 274 4.3 Auswahl der Länderstudien 284 5. Religion und Gewalt: Guatemala 287 5.1 Historische Perspektiven: Laizität, Gewalt und geistliche Kriegführung 288 5.2 Gegner und Kämpfe: geistliche Kriegführung versus ethische Friedensarbeit 308 5.3 Fazit Guatemala: Herrschaft und Dienst 380 6. Magie, Macht und Mammon: Brasilien 385 6.1 Historische Perspektiven: Laicité nonchalante, Medien und Geld 386 6.2 Gegner und Kämpfe: Geld, Macht und sozialer Protest 406 6.3 Fazit Brasilien: Politik und Magie 473 7. ¡Como México no hay dos! – Wie Mexiko, kein Zweites! 479 7.1 Historische Perspektiven: Laizität, Revolution und politische Machthaber 482 7.2 Gegner: Moral, vereitelte Theokratie und religiöse Ethik 501 7.3 Kämpfe: Juárez’ Erbe, religiöse Subversion und López Obrador 516 7.4 Fazit Mexiko: dem Kaiser, was des Kaisers ist 575 8. Laizität, Kultur und soziale Gegensätze: Arenen des Kampfes 585 8.1 Religiöse Sprache, Laizität und Machtverhältnisse 587 8.2 Laizität und Religionsfreiheit 589 8.3 Gottes Wort und die Propheten 603 8.4 Machtpolitik 637 8.5 Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung 666 8.6 Ökumene, Bildung und Gerechtigkeit 673 8.7 Friedensprozesse und Gewaltpotenziale 688 8.8 Drogen und Geld 704 8.9 Ethnischer Protestantismus 710 8.10 Familienangelegenheiten, Sexualität und Ähnliches 713 9. Der Leviathan und das Meer: Schluss 735 9.1 Post-säkulare Aporien 739 9.2 Religiöse Ethik und post-säkulare Kooperation 748 Interviews 765 Literatur 767 Personen und Organisationen 817 |