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Die Schlange war klug Antike Schöpfungsmythen und die Grundlagen des westlichen Denkens Peter Schäfer
Die Schlange war klug
Antike Schöpfungsmythen und die Grundlagen des westlichen Denkens


Peter Schäfer
Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406790423 (ISBN: 3-406-79042-9)
448 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, September, 2022

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
In antiken Erzählungen vom Ursprung verdichten sich Welt- und Menschenbilder, die das westliche Denken bis heute prägen. Der renommierte Judaist Peter Schäfer vergleicht biblische und altorientalische, platonische und epikureische, jüdische und christliche Vorstellungen von der Entstehung der Welt und des Menschen. Dabei zeigt sich, dass Sündenfall und Erbsünde christliche Erfindungen sind, während die jüdische Tradition im Sinne der Bibel zu der Erkenntnis kommt: Die Schlange war klug, der Mensch ist frei. - Eine fulminante Zusammenschau der wichtigsten antiken Schöpfungstheorien und ihrer Weltwirkung.
Rezension
Bilden antike Schöpfungsmythen die Grundlage für unser westliches Denken? Was verbindet biblische, altorientalische, griechische und römische Schöpfungsgeschichten miteinander? Wodurch unterscheiden sich die beiden Schöpfungserzählungen im Buch Genesis voneinander? Wie wurde die Schöpfungsgeschichte im Judentum gedeutet? Entwickelte Platon im „Timaios“ eine Kosmotheologie? Welche Rezeption erfuhr der griechische Philosoph bei Philon von Alexandria? Gibt es antike Schöpfungsmythen, die ohne einen Gott oder Götter auskommen? Wie interpretierten Philosophen die Paradiesgeschichte? Bildete die Erbsündenlehre die Basis der politischen Theologie Carl Schmitts?
Fundierte Antworten auf diese Fragen der Religionswissenschaft und der Judaistik liefert Peter Schäfer (*1943) in seiner neuen Monographie „Die Schlange war klug. Antike Schöpfungsmythen und die Grundlage des westlichen Denkens“. Dieses Werk des renommierten Wissenschaftlers ist wieder bei C.H. Beck erschienen. Bekanntheit erlangte der ehemalige Professor für Judaistik an der Freien Universität Berlin und der Princeton University, der von 2014 bis 2019 Direktor des Jüdischen Museums Berlin war, auch durch seine Bücher „Zwei Götter im Himmel“(2017) und „Kurze Geschichte des Antisemitismus“ (3. Auflage 2020).
In seiner neuen faszinierenden Darstellung, welche sich durch philologische Genauigkeit auszeichnet, deckt Schäfer zahlreiche in der Öffentlichkeit präsente Mythen über antike Schöpfungsmythen auf, zum Beispiel über die Paradiesgeschichte und die Erbsündenlehre. Durch seinen klugen Ausführungen liefert Schäfer wieder wichtige Beiträge zur jüdischen Erinnerungskultur. Lehrkräfte der Fächer Geschichte, Religion und Ethik werden durch seine Erkenntnisse aufgefordert, sich in ihrem Unterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit Schöpfungsgeschichten problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Peter Schäfer leistet mit seinem Buch „Die Schlange war klug“ einen notwendigen Beitrag zur historischen Aufklärung und fordert zugleich dazu auf, sich mit jüdischer Ideengeschichte zu beschäftigen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Schlange war klug
Antike Schöpfungsmythen und die Grundlagen des westlichen Denkens
In antiken Erzählungen vom Ursprung verdichten sich Welt- und Menschenbilder, die das westliche Denken bis heute prägen. Der renommierte Judaist Peter Schäfer vergleicht biblische und altorientalische, platonische und epikureische, jüdische und christliche Vorstellungen von der Entstehung der Welt und des Menschen. Dabei zeigt sich, dass Sündenfall und Erbsünde christliche Erfindungen sind, während die jüdische Tradition im Sinne der Bibel zu der Erkenntnis kommt: Die Schlange war klug, der Mensch ist frei. - Eine fulminante Zusammenschau der wichtigsten antiken Schöpfungstheorien und ihrer Weltwirkung.
Ein Kernanliegen antiker Gelehrsamkeit war die Spekulation über den Ursprung der Welt und die Stellung des Menschen in ihr. Peter Schäfer setzt auf faszinierende Weise unterschiedliche Entwürfe in Beziehung zueinander: biblische Erzählungen und altorientalische Mythen, Platons Weltentstehungsmythos und Philons platonische Bibeldeutung, Aristoteles' Lehre vom Unbewegten Beweger und Lukrez' materialistische Weltsicht, die erst in der Renaissance wiederentdeckt wurde. Christentum und Judentum haben diese Lehren aufgegriffen und umgeformt, doch dabei entstand, wie die meisterhafte Darstellung zeigt, keine «jüdisch-christliche» Tradition. Denn während für die Bibel und das rabbinische Judentum der Mensch durch die Klugheit der Schlange im Paradies überhaupt erst zum Menschen geworden ist, ist er nach christlicher Vorstellung durch die Verführung der teuflischen Schlange vom eigentlichen Menschsein abgefallen und muss mit der Erbsünde leben. Ein Ausblick zeigt, wie diese unterschiedlichen Menschenbilder in der Moderne weiterwirken, in der Aufklärung einerseits, in der antidemokratischen politischen Theologie Carl Schmitts andererseits.
Inhaltsverzeichnis
EINLEITUNG 9
1. DIE HEBRÄISCHE BIBEL: ZWEI URGESCHICHTEN 27
Das Buch Genesis und seine beiden Schöpfungserzählungen 27
Der erste Schöpfungsbericht 36
Der zweite Schöpfungsbericht 46
Die Erzählung von der Sintflut 59
Die Rückkehr der altorientalischen Mythen 66
Der Babel-Bibel-Streit 69
2. ALTORIENTALISCHE EPEN: GRAUSAME UND GLEICHGÜLTIGE GÖTTER 83
Das Atrachasis-Epos 84
Der Sumerische Schöpfungsmythos 89
Das Gilgamesch-Epos 91
Das Enuma Elisch 102
Altorientalische Epen und Bibel: Ein Vergleich 108
3. PLATON: DIE VERGÖTTLICHUNG DES KOSMOS 121
Kosmogonische Philosophie: Der Timaios 121
Platons Kosmotheologie 150
Biblische Schöpfungstheologie und platonische Kosmologie 156
4. ARISTOTELES: DIE ENTGÖTTLICHUNG DES KOSMOS 161
Wirkungen in der islamischen, christlichen und jüdischen Philosophie 161
Der Unbewegte Beweger in Aristoteles’ Kosmophilosophie 164
5. PHILON: DER JÜDISCHE PLATON 177
Ein hellenistisch-römischer Theologe 177
Philons Traktat über die Weltschöpfung 180
Philon und Platon: Die Bibel gegen den Strich gebürstet 209
6. VON DEMOKRIT ZU LUKREZ: NATUR OHNE GÖTTER 217
Demokrit: Ewige Atome und unzählige Welten 218
Epikur: Seelenfriede durch Naturphilosophie 222
Lukrez: Materialistische Welterklärung 234
7. DAS RABBINISCHE JUDENTUM: VOM MYTHOS ZUR GESCHICHTE 269
Die Rabbinen und ihre Werke 269
Polemik und Vereinnahmung: Die christliche Rezeption 275
Die Schöpfungsgeschichte im rabbinischen Judentum 280
Rabbinische Schöpfungstheologie 322
8. O FELIX CULPA: FLUCH UND SEGEN DER VERTREIBUNG AUS DEM PARADIES 327
Die «Ursünde» im nachbiblischen Judentum 330
Von der Sünde zur Erbsünde 340
Felix Culpa im rabbinischen Judentum 350
EPILOG 359
Die Dogmatisierung der Erbsünde 359
Kant, Schiller, Fichte und die «Philosophierung» der Paradiesgeschichte 361
Politische Theologie und Erbsündenlehre bei Carl Schmitt 373
ANHANG
Dank 387
Anmerkungen 391
Literatur 431
Bildnachweis 441
Namenregister 443