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Die Schlange im Wolfspelz Das Geheimnis großer Literatur
Die Schlange im Wolfspelz
Das Geheimnis großer Literatur




Michael Maar

Rowohlt
EAN: 9783498001407 (ISBN: 3-498-00140-X)
656 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Oktober, 2020

EUR 34,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ein Sprach- und Stilverführer, wie es noch keinen gab: Michael Maar zieht in seinem Hauptwerk die Summe seines Leserlebens. Wer wie warum gut schreibt – in fünfzig Porträts, von Kleist bis Kronauer, entfaltet sich eine höchst originelle Geschichte der deutschen Literatur.



„Ich ahne jetzt, worin der Unterschied zwischen einem Juwelenhändler und dem Hüter eines Schatzhauses besteht. Es gibt offenbar großzügige Drachen, die ihre Wunderkammern nicht unter Verschluß halten.“

Peter Sloterdijk

„Kunst Form, was darin Platz hat, bleibt zufällig. Der Stil aber ist der Zauberstab, der die Form zum Leuchten bringt. Michael Maar weiß das, er ist der Poetenflüsterer.“

Michael Köhlmeier

„Das Jüngste Gericht der Sprache: Gerechtigkeit, Gnade und Liebe – bei Michael Maar treffen sie zusammen.“

Gustav Seibt

„Das macht extrem Spaß, halbe Minuten lang gelacht und bin begeistert: so fein und smart und entspannt radikal.“

Helene Hegemann
Rezension
„Die Schlange im Wolfspelz“. Muss es nicht heißen „der Wolf im Schafspelz“? Was ist guter Stil und woran erkennt man ihn? Sind Franz Kafka, Thomas Mann und Heimitio von Doderer unschlagbare Stilisten? Warum spricht man bei den Romanen Alfred Döblins vom „Chamäleon-Stil“? Kann ein fehlendes Komma tödlich sein? Welche Rolle spielt der Gedankenstrich in der Literatur? Ist die Parataxe der Hypotaxe vorzuziehen? Wodurch zeichnen sich gute Metaphern aus? Sind Wiederholungen Ausdruck schlechten Stils? Welche Stilsünden lassen sich nachweisen? Orientierte sich Friedrich Nietzsche stilistisch an Arthur Schopenhauer? Was versteht man unter dem „Grübchenstil“ von Marie von Ebner-Eschenbach? Welches sind die stilistischen Stärken Robert Walsers? War Theodor W. Adorno ein „überfeinsinniger“ Stilist? Sollte „Tschik“ von Wolfgang Herrndorf weiterhin zur Schullektüre zählen? Was ist der „Loriot-Test“? Warum sollte man Werke von Johann Peter Hebel, Adalbert Stifter, Joseph Roth oder Rudolf Borchardt lesen? Welche Schriftstellerinnen waren hervorragende Stilistinnen? Wie sollten die Bücher in einer guten Bibliothek angeordnet sein?
Antworten auf diese Fragen der Stilistik gibt Michael Maar (*1960) in seinem Buch „Die Schlange im Wolfspelz. Das Geheimnis großer Literatur“. Das im Rowohlt Verlag im Oktober 2020 erstmals publizierte Werk erschien im Januar 2021 bereits in sechster Auflage - und das zurecht. Mit seinen fundierten und unterhaltsam geschriebenen Essays, davon 50 Porträts von Schriftsteller*innen, liefert der preisgekrönte Germanist und Literaturkritiker zugleich eine deutsche Literaturgeschichte als Stilgeschichte. Maars Buch richtet sich an Germanist*innen, Schriftsteller*innen, Feuilletonist*innen und Literaturfreund*innen. Es kann als ein Glücksfall deutschsprachiger Literatur gelten, werden in ihm doch stilistische Normen großer Literatur in einer Leichtfüßigkeit präsentiert, die man in der Essayistik selten findet. Ob man durch die Lektüre der „Schlange im Wolfspelz“ seine Stilkenntnisse erweitert hat, kann man zudem anhand der beiden in ihr abgedruckten Literaturquiz testen. Deutschlehrkräfte werden durch das Werk in höchstem Maße motiviert, sich in ihrem Unterricht Fragen des guten Sprachstils zuzuwenden. Dazu enthält der Band von Maars gekonnt ausgewählte Textauszüge aus Romanen, Erzählungen und Gedichten, welche sich besonders gut zur produktiven Arbeit im Deutsch- und Literaturunterricht eignen. Ebenfalls findet man in den Ausführungen Literaturempfehlungen bisher im Unterricht kaum gewürdigter Autor*innen.
Fazit: Michael Maar brennt mit seinem stilsicheren Buch „Die Schlange im Wolfspelz“ ein Feuerwerk literaturtheoretischer Reflexionen ab, das jede und jeden für gute Literatur sensibilisieren und begeistern wird. Man wünscht sich von dem glänzenden Essayisten einen Fortsetzungsband, auf jeden Fall mit den Schriftsteller*innen, die im Anhang von ihm genannt werden, die aber nicht den Zug – pardon - den Weg ins Buch geschafft haben.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Michael Maar
Die Schlange im Wolfspelz
Das Geheimnis großer Literatur
Was ist das Geheimnis des guten Stils, wie wird aus Sprache Literatur? Dieser Frage geht Michael Maar in seinem Haupt- und Lebenswerk nach, für das er vierzig Jahre lang gelesen hat. Was ist Manier, was ist Jargon, und in welche Fehlerfallen tappen fast alle? Wie müssen die Elementarteilchen zusammenspielen für den perfekten Prosasatz? Maar zeigt, wer Dialoge kann und wer nicht, warum Hölderlin über- und Rahel Varnhagen unterschätzt wird, warum ohne die österreichischen Juden ein Kontinent des Stils wegbräche, warum Kafka ein Alien ist und warum nur Heimito von Doderer an Thomas Mann heranreicht. In fünfzig Porträts, von Goethe bis Gernhardt, von Kleist bis Kronauer, entfaltet er en passant eine Geschichte der deutschen Literatur.
Inhaltsverzeichnis
I. Was ist Stil?
Balancieren auf dem Seil 11
Über allen Gipfeln: Musik der Sprache 14
Nietzsches Bildsäule 19
Das Aptum. Der Einfall 23
Sprache und Denken. Der nackte Kaiser 25
Stil und Jargon der Denker 28
Graubrot und Glöckchen. Über Manierismus 32
Döblins Schule des Nicht-Stils 35
Mit fremden Federn: Pastiche und Parodie 37
Kunstseiden? 41
Der Verbotskanon 44
II. Im Weinberg
Delphin oder Zecke? Etwas über Satzzeichen 47
Der Morgenathem der Sprache 52
Tranchierte Tanten: Läßliche Stilsünden 56
Die Regel Paul Valerys 60
Stilvergleich I: Dergeschlachtete Stier 63
Flegeln und Baumeln: Das Verb 67
Am Beiwort sollt ihr sie erkennen 71
Syntax: Pat und Patachon; Para und Hypo 79
Die schwarze Kunst der Prosa: Der Rhythmus 96
III. Die Instrumente zeigen
Das Geheimherz der Uhr. Die Metapher 103
Musils Fliegenpapier 109
Die Kurtisane neckt den Tod: Benjamins Bilder 113
Wie fernes Krähen von Hähnen 117
Die Schlange im Wolfspelz 119
Die Perlenkette. Die Sachen und die Namen 121
Stilsünde Variation. Der edle Knister 125
Der Kaiser freute sich: Die Wiederholung 130
Die wörtliche Rede. Sosias und die
Wahlverwandtschaften 133
Kunstfehler, des weiteren 142
Wehsais Donnerwort 145
Fontanes Wassermelonen 150
Genau hingehört: Die Resel der Freifrau,
Werfel, Canetti 155
Literaturquiz I 164
IV. Die Bibliothek
Klassik: Die Gewaltigen 170
Grimms Ton 175
Löwinnen um Goethe 179
Der rheinische Schatzmeister:Johann Peter Hebel 189
Romantiker. Blaue Blume und Hysterion 197
Exkurs: Peter Hacks, Carl Schmitt,John Keats 203
Der Schreckensmann: Karl Philipp Moritz 205
Heine und die Folgen. Kraus, Adorno 210
Adalbert Stifter. Der Meister der Margarita 214
Jeremias Gotthelf. Die schwarze Spinne 222
Theodor Storm: Das läßt sich dämmen! 228
Gottfried Keller. Der Zwerg als Gigant 233
Marie von Ebner-Eschenbach: Grübchenstil 241
Wilhelm Raabes Stopfkuchen 246
Friedrich Nietzsche. Der Gefolterte und sein Schatten 251
RudolfBorchardt I: Über den Dichter 259
RudolfBorchardt II: Der Gepard 264
RudolfBorchardt III: Der leidenschaftliche Gärtner 270
Fegefeuer, Transit und Erlösung 273
Marieluise Fleißer: Zutritt für die arme Seele 273
Anna Seghers. Transit und Siebtes Kreuz 277
Christine Lavant: O ich spüre was Erlösung ist 282
Regina Ullmann. Die Landstraße 288
Robert Walser. Der Gehülfe 293
Malte, Krull und noch jemand 299
K.u.K. 308
Franz Werfel. Eine blaßblaue Frauenschrift 308
Alexander Lernet-Holenia. Der Baron Bagge 311
Stilvergleich II: Die Gehängten 317
Leo Perutz: Mystik und Mathematik 319
Alfred Polgar, Marquis Prosa 330
JosefRoths Hiob 333
K - Das Alien 337
Tommy: Der Papst. Bauschan 347
Stilvergleich III: Zu den Wasserfällen 358
Der austriakische Kaktus: Heimito von Doderer 364
Hans Henny Jahnn. Krokodile unter sich 368
Unica Zürn: Seide, Nebel, Tinte, Schaum 371
Thomas Bernhard: Schnörkelzorn 373
W. G. Sebalds Ringe des Saturn 375
Wolfgang Hilbig: Alte Abdeckerei 382
Hans im Pech. Der Fall Wollschläger 383
Eckhard Henscheid. Laufender Schwachsinn
und Maria Schnee 386
Hildegard Knef: Der Kudu und der geschenkte Gaul 393
Brigitte Kronauer. Die Kleider der Frauen 398
Herta Müller. Der Sandpfirsich 402
Marie-Luise Scherer. Unter jeder Lampe Tanz 407
Undine Gruenter. Sommergäste in Trouville 413
Gertrude Leutenegger. Panischer Frühling 416
Walter Kappachers Selina 419
Wolfgang Herrndorf. Tschick 424
Botho Strauß. Der Bergmann in der Grube 429
ClemensJ. Setz - Auf der Borderline 433
Literaturquiz II 440
V. Kürzestausflug: Lyrik
Drachen am Domportal 447
Der Loriot-Test 465
Schwarze Vögel 470
VI. Das Pikante und der Spaß der Welt
Verbotne Früchte. Der Gedankenstrich 476
Drehbleistift, wachsend 480
Die gelöschte Kerze 481
Käfer, sich tot stellend 484
Der Mann des Labyrinths und das Mädchen 485
Die Dämonen: Sodhom undt Ghommorcha 490
Mosebach: Der zerlegte Wolfsbarsch 495
Saltens Salti 502
Kafkas und Tucholskys Schloß 506
Mit wahrhaft mädchenhaften Gefühlen:
Kleist, Fleißer, Brecht 510
Arno Schmidt: Ein Phall für sich 516
Das laszive Möbiusband 521
Kutschenfahrten, heute 524
Puff, paff, paff, puff 531
Ulrich Becher: Sex auf dem Friedhof 533
Ersterben. Wie ein Zug Wanderer 539
Anhang
Dank 547
Auflösung Literaturquiz I 548
Auflösung Literaturquiz II 550
Anmerkungen und Nachweise 553
Literaturverzeichnis 628
Register 644