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Die Gewalt des einen Gottes
Die Monotheismusdebatte zwischen Jan Assmann, Micha Brumlik, Rolf Schieder, Peter Sloterdijk und anderen
Rolf Schieder (Hrsg.)
Berlin University Press
EAN: 9783862800674 (ISBN: 3-86280-067-9)
360 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 21cm, April, 2014
EUR 29,90 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Sind monotheistische Religionen gewaltbereiter als solche, die nicht den einen Gott in das Zentrum ihrer Weltanschauung rücken? Der vorliegende Band stellt die wichtigsten Beiträge zu dieser Debatte nebeneinander: nachdenklich, umsichtig, kenntisreich, vor allem aber multiperspektivisch. Dass alle Staatsgewalt vom Volke ausgeht, ist ein Grundsatz der Demokratie. Wie aber wird aus einer Ansammlung von Menschen ein Volk? Für die politische Philosophie der frühen Neuzeit galt die biblische Exodus-Erzählung als der exemplarische Fall einer Volksbildung. Allerdings schien dies ohne einen gewaltigen Gott, der das Volk mit Hilfe eines göttlichen Gesetzes lenkte, nicht möglich. Demokratie ohne theokratische Absicherung war nicht vorstellbar. Diese Sichtweise ist einer kritischen Lesart gewichen. Galt der eine Gott lange als Garant eines wohlgeordneten Gemeinwesens, so steht heute der Glaube an den einen Gott im Verdacht, ungerechtfertigte Gewalt zu legitimieren und nicht für politische Ordnung, sondern für politische Unordnung zu sorgen.
Mit Beiträgen von Jan Assmann, Micha Brumlik, Daniele Dell'Agli, Bernhard Lang, Klaus Müller, Marcia Pally, Rolf Schieder, Reinhard Schulze, Peter Sloterdijk, Dorothea Weltecke und Markus Witte.
Die Fronten zwischen Befürwortern der These, dass monotheistische Religionen notwendig gewaltbereit seien und deren Gegnern schienen bis vor kurzem so verhärtet zu sein, dass mit Neuigkeiten aus dieser religionstheoretischen Kampfzone nicht gerechnet werden konnte.
Doch nun gibt es Neuigkeiten zu vermelden. Es ist Bewegung in die Debattenlage gekommen. So erscheint es dem Monotheismuskritiker Peter Sloterdijk nicht mehr sinnvoll, »das Gewaltproblem weiterhin vorrangig an einem religionstheoretischen Konstrukt namens Monotheismus festzumachen«. Jan Assmann weist seinerseits nachdrücklich darauf hin, dass ein eindimensionaler, monistischer Kosmotheismus ebenso problematisch sei wie ein eindimensionaler Monotheismus. Kritiker der Monotheismuskritiker konzedieren, dass das Sinai-Narrativ nicht nur für das Judentum, sondern auch für die religiöse und die politische Kultur der westlichen Welt prägend geblieben ist. Das revolutionäre Potential des biblischen Gottes kann schwerlich geleugnet werden.
Es gehört zu den bemerkenswerten Stärken der hier dokumentierten Monotheismusdebatte, dass die Autorinnen und Autoren über Fächer- und Konfessionsgrenzen hinweg aufeinander hörten und gerade dadurch ihre Positionen profilieren konnten.
Rezension
Sind die Religionen in ihrem Kern mit der Gewalt verschwistert? Oder sind die Religionen die wahren Friedensstifter? Besonders die monotheistischen Religionen mit dem ihnen eigenen Absolutheitsanspruch und ihrer Intoleranz sind in den Verdacht geraten, gewalttätig zu sein. Insbesondere der Ägyptologe Jan Assmann ("Moses der Ägypter") hatte entsprechende Fährten gelegt und einen friedfertigen, toleranten Polytheismus dem Monotheismus entgegen gesetzt. Andere haben ihm widersprochen. Dieser Band dokumentiert die Monotheismus-Debatte zwischen Jan Assmann, Micha Brumlik, Rolf Schieder, Peter Sloterdijk und anderen.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Fronten zwischen Befürwortern der These, dass monotheistische Religionen notwendig gewaltbereit seien und deren Gegnern schienen bis vor kurzem so verhärtet zu sein, dass mit Neuigkeiten aus dieser religionstheoretischen Kampfzone nicht gerechnet werden konnte. Doch nun gibt es Neuigkeiten zu vermelden. Es ist Bewegung in die Debattenlage gekommen. So erscheint es dem Monotheismuskritiker Peter Sloterdijk nicht mehr sinnvoll, »das Gewaltproblem weiterhin vorrangig an einem religionstheoretischen Konstrukt namens ›Monotheismus‹ festzumachen«. Jan Assmann weist seinerseits nachdrücklich darauf hin, dass ein eindimensionaler, monistischer Kosmotheismus ebenso problematisch sei wie ein eindimensionaler Monotheismus. Kritiker der Monotheismuskritiker konzedieren, dass das Sinai-Narrativ nicht nur für das Judentum, sondern auch für die religiöse und die politische Kultur der westlichen Welt prägend geblieben ist. Das revolutionäre Potential des biblischen Gottes kann schwerlich geleugnet werden. Es gehört zu den bemerkenswerten Stärken der hier dokumentierten Monotheismusdebatte, dass die Autorinnen und Autoren über Fächer- und Konfessionsgrenzen hinweg aufeinander hörten und gerade dadurch ihre Position profilieren konnten.
Rolf Schieder, lehrt an der Humboldt-Universität zu Berlin Praktische Theologie. Er ist Sprecher des Program on Religion and Politics.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Rolf Schieder
Die Monotheismusthese, oder: Ist Mose für religiöse Gewalt verantwortlich? 15
Rolf Schieder
Monotheismus und Gewalt. Eine Auseinandersetzung mit Rolf Schieders Kritik an »Moses der Ägypter« 36
Jan Assmann
Der Mann Mose und die mosaische Religion. Eine kleine Bibelkunde 56
Bernhard Lang
Von der Weisheit des Glaubens an den einen Gott — eine Skizze zu historischen Anfängen und theologischen Ausgestaltungen des Monotheismus im Alten Testament 79
Markus Witte
Monotheismus ohne Mose? Rückfragen an Markus Witte 117
Jan Assmann
Im Schatten des Sinai. Fußnote über Ursprünge und Wandlungen totaler Mitgliedschaft 124
Peter Sloterdijk
Mose, der Politiker. Die Sinaierzählung als ein Kapitel politischer Theologie 150
Rolf Schieder
Plädoyer für das Prinzip des »Sowohl — als auch« 175
Klaus Müller
Respektabel, aber falsch. Peter Sloterdijks Verschärfung von Jan Assmanns »Mosaischer Unterscheidung« 196
Micha Brumlik
The Hebrew Bible is a problem set 218
Marcia Pally
Monotheismus der Treue. Korrekturen am Konzept der »mosaischen Unterscheidung« im Hinblick auf die Beiträge von Marcia Pally und Micha Brumlik 249
Jan Assmann
Die Matrix und ihre Feinde. Über Paranoia, Patriarchat und die implizite Gewalt des Monotheismus 267
Daniele Dell'Agli
Müssen monotheistische Religionen intolerant sein? Drei Ringe, Drei Betrüger und der Diskurs der religiösen Vielfalt im Mittelalter 301
Dorothea Weltecke
Über Religion, Wahrheit und Gewalt 324
Reinhard Schulze
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