Diese Kinderbibel mit Bildern von Marc Chagall ist besonders aufwändig verarbeitet: auf jeder Seite findet man ein kleines oder großes Bild von Marc Chagall, dazu bunte geschwungene Wachsmalstift-Linien. Die Seiten selbst sind glänzend und somit sehr griffig beim Durchblättern. Gleich vorne im ersten Innenblatt aus Tonpapier ist eine Tür eingestanzt - mit dem bunten Aufdruck: "Türen öffnen, das ist gut- was versuche ich anderes" von Marc Chagall.
Ich denke, mit seinen Bildern ist es Marc Chagall auf eine einzigartige Weise gelungen, Kindern und Erwachsenen Türen zu öffnen. Türen zum Verständnis der Bibel, Türen zu Gott. Hierzu braucht Chagall keine Worte. Er weigerte sich auch, seine Bilder zu kommentieren, denn sie sollten für sich selbst sprechen.
Besonders schön finde ich, dass seine Bilder die Geschichten der Bibel zwar illustrieren und somit in gewisser Weise auch interpretieren und Möglichkeiten zeigen, aber dadurch Türen für die Phantasie öffnen, einladen, sich selbst Bilder auszumalen.
So malt Chagall die Personen nicht modern. Wir sehen keinen blonden deutschen Jesus und keine niedlichen Mutter-Kind Bilder, wie es früher und auch noch heute in vielen Kinderbibeln vorkommt.
Auch Beatrix Moos Texte sind nicht kindlich, lassen die Sprache der Bibel wiederklingen und sind doch für Kinder und Jugendliche geeignet. Ich könnte mir den Einsatz der Bibel in Haupt- und Realschulklassen gut vorstellen.

Ina Lussnig, Lehrerbiblitohek.de