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Die Apostelgeschichte  Wege zur Menschlichkeit
Die Apostelgeschichte
Wege zur Menschlichkeit




Eugen Drewermann

Patmos
EAN: 9783843600705 (ISBN: 3-8436-0070-8)
1200 Seiten, hardcover, 15 x 23cm, 2011

EUR 59,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Apostelgeschichte setzt das Lukasevangelium fort, indem es die Ausbreitung der Jesus-Bewegung in die hellenistisch-römische Welt hinein erzählt. Genauso wie in seinem Evangelium will Lukas nicht nur historisch informieren, sondern Glauben verkündigen. In diesem Sinne legt Eugen Drewermann die Apostelgeschichte aus. Er fragt danach, was Menschen brauchen, um ihr Leben zu verändern und wie sie von dem Kampf mit ihrer Lebensangst weg in ein Feld des Vertrauens geführt werden können.



Überzeugend zeigt er anhand der Geschichte der frühen christlichen Gemeinden, wie man die Botschaft Jesu im Kern verfehlt, wenn sie moralisch auslegt wird – als eine willentliche Änderung der Lebensführung aufgrund einer neuen sittlichen Einsicht. Jesus dagegen befähigte die Menschen, allein auf Gott zu hören, und redete leise in den Herzen der Menschen die Sprache der Liebe.



• verständliche und fundierte Deutung

• mit vielen Bezügen zu Zeitgeschichte, Kunst und Literatur

• Abschluss der Kommentarreihe über das »Lukanische Doppelwerk«
Rezension
In der aktuellen Diskussion um die Visionen des Apostels Paulus bei seiner Bekehrung beklagt Hubertus Halbfas, dass „keine dogmatische Abhandlung, nicht einmal eine exegetische Reflexion“ bei dem ansetzt, was die Anthropologie heute von visionären Erfahrungen weiß. Im Fortgang dessen fordert der katholische Theologe und Religionspädagoge, dass nicht der Gläubige, sondern der säkulare Zeitgenosse Maßstab sein muss für die Verständlichkeit von visionären Erscheinungen, z. B. bei den Ostererfahrungen der Jünger oder beim Erleben des Paulus vor Damaskus. Was der Zeitgenosse versteht – so Halbfas – wird wohl auch der „kirchlich Beheimatete“ nachvollziehen können .
Das Buch von Eugen Drewermann erfüllt nicht nur dieses Anliegen – es geht mit seinen Kommentierungen aller Stellen dieser größten und umfangreichsten Schrift des NT weit darüber hinaus indem es in verblüffender Weise anthropologische Erkenntnisse mit kulturhistorischen und theologischen Ergebnissen verknüpft.
Drewermann bleibt dabei stets der zentralen Frage des Lukas verpflichtet, wie sich die Botschaft des Jesus von Nazareth von der Vermenschlichung des Menschen über das jüdische Volk hinaus der ganzen Menschheit mitteilen lässt.
Bei der Betrachtung des Damaskus-Erlebnisses des Paulus entfaltet der Autor seinen theologisch-psychoanalytischen Ansatz im Detail und überträgt ihn entsprechend logisch auf die gesamte Apostelgeschichte. Damit dokumentiert er seine Forderung, dass die Deutung biblischer Texte nur dann für Menschen allgemein – und eben nicht nur für „kirchlich Beheimatete“ – hilfreich ist, wenn sie neueste neurologische und psychoanalytische Erkenntnisse mit einbezieht.
Es ist wohl einer der größten Hemmschuhe für das rechte Verständnis des Erlebens des Paulus vor Damaskus, wenn man es als Geschehen außerhalb seiner Person – gleichsam als transzendentes Ereignis – ansieht. Des Apostels Umkehr muss – so der Verfasser – in direktem Zusammenhang mit der Tötung des Stephanus und dem gesetzestreuen Eifern des Paulus um die Reinerhaltung der jüdischen Lehre gesehen werden.
Wenn herkömmliche Interpretationen die Frage offen lassen, was i n Paulus während seiner Bekehrung passiert ist, wenn hier von „geheimnisvollem Wirken“ und „menschlich nicht erklärbaren Vorgängen“ gesprochen wird oder das Geschehen lediglich als Epilepsie-Anfall seine Erklärung findet – ohne die Hintergründe einer solchen Krankheit anzusprechen, dann reißt Drewermann genau an dieser Stelle die hermetisch aufgerichtete Schranke einer historisch-kritischen Hermeneutik ein. Gerade eine Epilepsie-Erkrankung kann mit Visionen und Auditionen einhergehen und bietet somit die Möglichkeit, in tiefste seelische Abgründe eines Menschen zu schauen. Es wäre falsch, die dabei auftretenden Halluzinationen als reale Ereignisse außerhalb der betroffenen Person zu deuten.
Die „Umkehr“ des Paulus ist nicht die eines Mannes im Büßerhemd, weg von einem Leben in Schuld, hin zu einem Leben in Gerechtigkeit. Sie ist vielmehr die „Einsicht in sich selbst“, der tiefe Blick in das eigene Ich mit der daraus entspringenden Gesamtreflexion in die eigene Vergangenheit. Aus ihr erwächst schließlich bei Paulus die Erkenntnis um das Verhältnis des Menschen zu Gott – und umgekehrt.
Das Geschehen vor Damaskus wird so von aller falschen Transzendenz befreit. Voreilige oder unreflektierte Deutungen dieses Ereignisses werden hier zu Recht korrigiert. In Folge davon weist Drewermann warnend auf die Gefahr hin, die für die christliche Kirche auch heute noch bei der Auslegung der Apostelgeschichte besteht: Unberücksichtigte anthropologische und kulturhistorische Erkenntnisse verfehlen den Kern der jesuanischen Verkündigung.
Der oft allzu schnell propagierte „Wille Gottes“ muss auf grundlegende Aussagen über menschliche Haltungen und Handlungen zurückgeführt werden.
Nur so kann man die Botschaft des Evangeliums, die Rede Jesu von einem gütigen Gott, wieder zum Leuchten bringen. Frappierend wie Drewermann bei Lukas das Stilmittel einer konsequent durchgeführten Parallelisierung – die Spiegelung der Apostelgeschichte mit dem Lukas-Evangelium – analysiert.

Dieses Buch mit seinen umfangreichen Literaturhinweisen und zusätzlichen Erläuterungen ist ein beachtliches Werk. Die zahlreichen Bezüge zu Ereignissen der Gegenwart und Vergangenheit (z.B. Beschneidungsdiskussion), die vielfältigen literarischen Verknüpfungen und Belege, die hervorragenden Bildinterpretationen machen es zur unentbehrlichen und nahezu unerschöpflichen Fundgrube und Hilfe bei Predigt- und Unterrichtsvorbereitung. Aber nicht nur hier: Mit diesem Werk wird wohl jeder interessierte Leser eine enorme Horizonterweiterung erfahren.

Siegfried Kratzer
Verlagsinfo
Die Apostelgeschichte im Gespräch mit Gesellschaft, Wissenschaft und Literatur

Eugen Drewermann Kommentar erschließt die Apostelgeschichte Stelle um Stelle der persönlichen Lektüre ebenso wie dem Religionsunterricht in der Schule und der Predigt auf der Kanzel. Im Zentrum der Apostelgeschichte steht die Frage, wie sich die Botschaft Jesu der ganzen Menschheit mitteilen lässt.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungen
Einführung
- Spiegelungen
- Fragen der Deutung
- Fragen der Übersetzung und der Quellen

Auslegung
1) Die Herabkunft des Heiligen Geistes
- Himmelfahrt oder: Vom Ziel und Maßstab menschlicher Geschichte
- Die Wahl des Mattias oder: Die Einheit der Sendboten
- Pfingsten oder: Das Ende von Babylon
- Die Predigt Petri oder: Leben statt Tod
- Die Umkehr oder: Eine neue Art von Gemeinschaft

2) Die Jerusalemer Urgemeinde
- Heilung des Verkrüppelten oder: Güte statt Geld
- Verwanrung durch den Rat oder: Das Zeugnis des Heiligen Geistes
- Das Gebet der Gemeinde oder: Rückhalt in gott
- Ei Herz und eine Seele oder: Alles gehört allen
- Hananias und Safira oder: Der "Gottes"-Schrecken eines Voodoo-Todes
- Heilung und widerstand oder: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen
- Der Rat des Gamaliel oder: Woran erkennt man, was von Gott ist?
- Die Wahl der sieben Armenpfleger oder: Zwei Arten des Dienstes

3) Die Steinigung des Stefanus
- Vor dem Synhedrium oder: Ganz wie Jesus es voraussah
- Das Zeugnis des Stefanus oder: Einheit von Lehre und Leben
- Vom Sinn und Unsinn der Beschneidung oder: Die Beschneidung des Herzens
- Von Josef und Moses oder: Vom "Gesetz" der Ablehnung der Gotterwählten
- Das Gesetz vom Sinai oder: Von dem neuen Gesetz im Herzen der Menschen
Das Ende des Tempels oder: Die Tötung des Stefanus

4) Der Philippus-Bericht
- Philippus, der Sendbote, und Simon, der Magier, oder: Zwei gegensätzliche Arten von Religion
- Der Eunug der Kandake oder: Der paradoxe Schlüssel zum Verständnis des Messias

5) Die Bekhurn Pauli
- Der Zusammenbruch des Saulus oder: Gande statt Gesetz
- Die "Bekehrung" oder: Die Erscheinung Jesu
- Psychogenese der Epilepsie oder: Die Wahrheit einer Krankheit
- Vom "Licht" des Dasein-Dürfens oder: Die Entdeckung der Liebe
- Vom Einzelnen zur Gemeinschaft oder: Traumverbindungen
- Saulus in Damaskus und Jerusalem oder: In Redefreimut

6) Der Petrusbericht
- Petrus in Lydda und Joppe oder: Heilen Macht über Krankheit und Tod
- Der Hauptmann Kornelius oder: Die Bekehrung Petri
- Petrus in Jerusalem oder: Ein Geist, der aus dem Getto führt
- Erste Christen in Antiochien oder: Vertrauen heißt, einander helfen

7) Der Tod des Jakobus, die Befreiung des Petrus und das Ende des Herodes
- Der Tod des Jakobus und die Befreiung des Petrus oder: "Da kam er zu sich"
- Das Ende des herodes Agrippa oder: Der Ruin der Selbstherrlichkeit

8) Die erste Missionsreise Pauli
- Beginn der ersten Missionsreise auf Zypern oder: Die umgekehrte Blindheit
- In Pisidien oder: Auch gottes Langmut stößt auf Grenzen
- Rückkehr nach Antiochien oder: Weger Gegengötter noch Herrgötter - nur hilfreiche Menschen
- Die Apostelversammlung in Jerusalem oder: Ein Judentum für alle Völker
- Der Konflikt
- Der Entscheidungsweg
- Die Rede des Petrus
- das Aposteldekret
- Was bleibt

9) Die Zweite Missionsreise
- Kleinasien, Mazedonien und Philippi oder: Vom Zwist und Anpassung, von geistiger Führung
und ungeistigem Wissen
- Was Paulus allen Menschen sagen möchte
- Die Trennung von Barnabas und die Beschneidung des Timotheus
- Lydias Bekehrung under Sieg über den Dämon
- Paulus und Silas im Gefängnis oder: Ein Vertrauen das rettet
- Thessalonich, Beröa, Athen oder: Schrift und Vernunft weisen hin auf die Auferstehung
- Thessalonich oder: Das Christentum als "Umsturz"
- Beröa oder: Vom Einfluss vornehmer Frauen
- Athen oder: Gedanken in und bei Pauli Rede auf dem Areopag
- Wie redet man mit Juden, gottesfürchtigen und Heiden
- Zugangswege zum heidnischen Korinth
- Von Zuwnedung und Abwendung oder: Die Botschaft an die Juden
- Der Streit umd die Synagoge oder: Welche Rolle spielt der Staat?

10) Die dritte Missionreise
- Paulus in Ephesus oder: Apollos, Paulus und der Silberschmied Demetrius
- Apollos und die Taufe Pauli in geist
- Paulus und die "Geister" in Ephesus
- Mazedonien, Grienland, Toras und Milet oder: Zeugnis für den Geist der Gnade
- Die Totenerweckung in Troas
- Pauli Abschiedsrede in Milet
- Von Milet nach Cäsarea oder: Bereitschaft zum Äußersten

11) Von Jerusalem nach Rom
- Pauli Ankunft in Jerusalem und seine Verhaftung oder: ein Judentum für die Völker
- Pauli Verteidigung oder: Geh hinaus
- Paulus vor dem Hohen Rat oder: Der Kampf um Gott
- Der Mordanschlag auf Paulus und seine Überstellung nach Caesarea
- Vor dem Statthalter Felix oder: Die aufgeschobene Entscheidung
- Vor Festus und Agrippa oder: Das Zeugnis des Paulus vor Statthalter und König
- Vor Festus oder: Von der Zweideutigkeit des Politischen
- Vor Agrippa und Berenike oder: Paulus als Prophet
- Seefahrt und Schiffbruch vor Malta oder: Hindurchgerettet
- Vom Realismus einer Seefahrergeschichte und vom Symbolismus nagetragener Legenden
- Der Schiffbruch vor Malta oder: Vom rettenden Realismus des Glaubens
- Auf Malta oder: Von der heilsamen einheit des Menschlichen vor Gott
- Paulus in Rom oder: "indem er verkündete das Königtum Gottes"

Ein Paulus-Bild zum Abschluss
Zeittafel
Herodes der Große und seine Nachkommen
Verzeichnis der zitierten Literatur
Register

Abkürzungen