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Der Weg der europäischen Philosophie. Eine Gewissenserforschung
Band 2: Nachantike Philosophie
Hermann Schmitz
Verlag Karl Alber
EAN: 9783495482629 (ISBN: 3-495-48262-8)
856 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, 2007
EUR 49,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Die Verbindung von ironistischer Beliebigkeit und Digitalisierung zu einem Lebenkönnen in grenzenloser Kombinierbarkeit wird getragen von den gleichsam selbstläufigen, unabsehbaren Fortschritten der Maschinentechnik, denen die Naturwissenschaft mit glänzenden Prognosen der Erfolge selektiver Eingriffe in die empirische Außenwelt den Weg weist. An diesen Früchten einer jahrtausendelangen Entwicklung des abendländischen Geistes ist die Philosophie als maßgebend treibende und Motive gebende Kraft beteiligt; ihre Anregungen kamen aber nur deshalb zu so breiter Geltung, weil sie zweimal aus anderer Quelle mit unvorhersehbar gewaltiger Dynamik aufgeladen wurden: zuerst durch das Christentum und dann durch die Naturwissenschaft unter Führung der Physik und die von ihr ermöglichte und angebahnte moderne Maschinentechnik.
Rezension
Lehrer/innen kommen ohne philosophiegeschichtliche Grundkenntnisse kaum aus; viel zu sehr haben die jeweiligen geistesgeschichtlichen Strömungen auch die jeweilige Pädagogik beeinflußt. Philosophie-, Gesellschaftskunde- und Religionslehrkräfte benötigen darüber hinaus spezifisches Fachwissen zur Philosophiegeschichte. Das bietet diese 2-bändige Ausgabe. - Die Darstellung aber ist durchaus eigenständig und eigenwillig: so beginnt die Nachantike in den Augen des Verfassers mit dem Urchristentum (vgl. Kap. 19) und die Existenzphilosophie wird unter der Phänomenologie subsumiert (Kap. 45) und die Lektüre erweist sich auch sprachlich als nicht ganz einfach.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Es ist an der Zeit, Geschichte der Philosophie nicht mehr nur als geschätztes, aber unverbindliches Bildungsgut zu erzählen, sondern zu prüfen, was die Philosophie auf ihrem Weg durch die Geschichte Europas den Menschen „angetan" hat, im Guten wie im Bösen. Dieses Ziel setzt sich Hermann Schmitz in einem zweibändigen Werk, indem er diesen Weg analytisch und kritisch von Homer bis Merleau-Ponty nachzeichnet.
Der zweite Band setzt beim Urchristentum ein, das zum archaischen Denken hinter die demokritisch-platonische (psychologistisch-reduktionistisch-introjektionistische) Vergegenständlichung zurückspringt, damit aber schon bei Augustinus, der durch ein im Dienst eigenen Glücks bloß utilitaristisches Verhältnis zur Welt neuzeitliches Denken tendenziell vorwegnimmt, keine Rolle mehr spielt. Dieser Vergegenständlichung kommt in der Scholastik, im Zuge des Universalienproblems und des Verständnisses von Einheit, der Singularismus zu Hilfe, der sich bei Wilhelm von Ockham radikal durchsetzt. Singularismus ist die Überzeugung, dass alles ohne Weiteres einzeln ist. Er ebnet den Weg zum Konstellationismus, der die Welt als Netzwerk einzelner Faktoren deutet. Singularismus als Konstellationismus ist zusammen mit dem demokritisch-platonischen Paradigma der Schlüssel theoretischer und technischer Weltbemächtigung, seit die Menschen diese von Bacon an in die eigenen Hände genommen haben. Kant ist der erste, dem der Singularismus so selbstverständlich ist, dass er ihn nicht mehr zu verständigen und zu rechtfertigen braucht. Erst nach Kant bemerkt ein Philosoph (Fichte), dass jeder, der „Wer bin ich?" fragt, mit dem Erfragten nicht bei den objektiven oder neutralen Tatsachen unterkommt. Da aber alle Tatsachen für objektiv gehalten werden, scheint dieses Erfragte in eine rätselhafte Schwebelage über oder zwischen allen Tatsachen zu geraten. Damit beginnt das (noch nicht abgeschlossene) ironistische Zeitalter im Zeichen der (romantischen) Ironie und Ichangst; zum heimlichen Leitmotiv der Philosophie wird die Alternative von Aushalten (Existenzphilosophie) und Abweisen der Paradoxie, begleitet von Wiederbelebung der neuplatonischen Vieleinigkeit im Deutschen Idealismus (besonders bei Hegel), in der Lebensphilosophie und beim späten Heidegger.
Autoreninfo:
Hermann Schmitz, geb. 1928 in Leipzig, 1971-1993 ordentlicher Professor für Philosophie an der Universität Kiel. Begründer der Neuen Phänomenologie, die bestrebt ist, die Abstraktionsbasis der Begriffsbildung tiefer in der unwillkürlichen Lebenserfahrung zu verankern. Seine systematischen und historischen Publikationen (40 Bücher, gegen 120 Aufsätze) sollen dazu dienen, den Menschen ihr wirkliches Leben begreiflich zu machen, indem nach Abräumung geschichtlich geprägter Verkünstelungen der Besinnung ein begrifflich gestützter Zugang zur unwillkürlichen Lebenserfahrung geöffnet wird.
Inhaltsverzeichnis
Band II: Nachantike Philosophie
Überleitung 15
19. Das Urchristentum 23
19.1 Der Leib im Bann der Mächte 23
19.2 Der christliche Wartestand 28
19.3 Nuancen 32
20. Augustinus 36
20.1 Beherrschen, Benützen und Genießen 36
20.2 Isolierung und Uniformierung 41
20.3 Rette sich, wer kann! 49
21. Das Universalienproblem 53
21.1 Systematische Vorbereitung 53
21.2 Die Frühzeit 59
21.3 Die Hochscholastik 68
21.4 Die Spätscholastik 78
22. Thomas von Aquino 87
22.1 Die Quantifizierung der Bestimmtheit 87
22.2 Das Sein und das Nichts 94
22.3 Die Skalierung der Bestimmtheit 98
22.4 Die Materie 103
22.5 Thomas und Aristoteles 106
23. Johannes Duns Scotus 110
23.1 Die distinctio formalis 110
23.2 Die Mannigfaltigkeitslehre 113
23.3 Die Qualifizierung der Bestimmtheit 118
23.4 Die letzten Differenzen 126
24. Wilhelm von Ockham 133
24.1 Der Singularismus 133
24.2 Die Kappung der Zusammenhänge 137
24.3 Die Universalien 147
24.4 Das Subjekt 150
25. Meister Eckhart und die Folgen 155
25.1 Das Sein 155
25.2 Der Mensch 162
25.2 Meister Eckhart und Wilhelm von Ockham 168
25.4 Die Folgen 171
26. Nikolaus von Kues 180
26.1 Gott: das Nicht-andere (non aliud) 180
26.2 Gott: das Könnist (possest) 184
27. Paracelsus 190
27.1 Die geschichtliche Stellung der Philosophie des Paracelsus 190
27.2 Die Konkordanz 196
27.3 Begriffe aus vielsagenden Eindrücken 201
27.4 Salz, Schwefel und Quecksilber 205
28. Bacon 211
29. Hobbes 218
29.1 Der Körper 218
29.2 Der Staat 224
30. Descartes 228
30.1 Der Dualismus 228
30.2 Die Subjektivität 236
30.3 Gott 242
30.4 Der Elementarismus 245
31. Spinoza 249
31.1 Gott 249
31.2 Einheit und Vielheit 254
32. Leibniz 258
32.1 Was wollte Leibniz? 258
32.2 Der Darwinismus der Möglichkeiten 265
32.3 Gott 269
32.3.1 Das vollkommene Wesen 269
32.3.2 Das notwendige Wesen 276
32.3.3 Das zwiespältige Wesen 278
32.4 Die Monaden 284
32.5 Das Kontinuum 289
33. Locke 297
33.1 Die Wende 297
33.2 Locke und Descartes 299
33.3 Locke und Platon 301
34. Hume 308
34.1 Humes Rache an Locke 308
34.2 Humes Methode 312
35. Kant 316
35.1 Die geschichtliche Stellung der Philosophie Kants 316
35.2 Die Motivation der Philosophie Kants 328
35.2.1 Der transzendentale Idealismus 328
35.2.2 Die kopernikanische Wende und der kritizistische Immanentismus 336
35.3 Die Kritik der reinen Vernunft 347
35.3.1 Die Entstehung der Kritik der reinen Vernunft 347
35.3.2 Die transzendentale Ästhetik 358
35.3.3 Die transzendentale Analytik 369
35.3.4 Die transzendentale Dialektik 384
35.4 Praktische Philosophie 396
35.4.1 Das Sittengesetz 396
35.4.2 Die Triebfeder der Sittlichkeit 403
35.4.3 Das Verhältnis der praktischen zur Transzendentalphilosophie 409
35.5 Ästhetik 415
36. Fichte 422
36.1 Ich 422
36.2 Die rezessive Entfremdung der Subjektivität 428
36.3 Die Wissenschaftslehre 437
37. Schelling 450
38. Die Frühromantiker und Stirner 460
39. Hegel 471
39.1 Die Denkform der Philosophie Hegels 471
39.2 Die Motivation der Philosophie Hegels 483
39.3 Die Logik 488
39.3.1 Wissenschaft der Logik 488
39.3.2 Die Entwicklung der Logik Hegels 498
39.4 Das System 504
39.5 Die Dialektik der Standpunkte 508
40. Kierkegaard 520
41. Schopenhauer 531
42. Nietzsche 541
42.1 Nietzsche im Gefolge des Christentums 541
42.2 Nietzsche im Gefolge der Frühromantik 547
42.3 Die vornehme Moral 556
42.4 Die Erkenntnistheorie 559
42.5 Die ewige Wiederkehr 562
43. Positivismus 567
43.1 Empiriokritizismus 567
43.2 Wittgenstein 575
43.2.1 Die rezessive Entfremdung der Subjektivität 575
43.2.2 Der Singularismus 580
43.2.3 Gegen die Introjektion 586
43.3 Logischer Positivismus 588
43.3.1 Frege 588
43.3.2 Russell 595
43.3.3 Carnap 600
43.4 Analytische Philosophie 604
43.4.1 Charakteristik 604
43.4.2 Quine 609
43.4.3 Strawson 617
43.4.4 Philosophie des Geistes 620
44. Lebensphilosophie 628
44.1 Bergson 628
44.2 Dilthey 635
44.3 Klages 643
44.3.1 Die Grundzüge des Systems 643
44.3.2 Kritik 647
44.3.3 Die Errungenschaften 653
45. Phänomenologie 662
45.1 Husserl 662
45.1.1 Intentionalität 662
45.1.2 Singularismus 667
45.1.3 Subjektivität 673
45.1.3.1 Bewusstsein 673
45.1.3.2 Transzendentale Subjektivität 678
45.1.3.3 Intersubjektivität 686
45.1.4 Evidenz und Wahrheit 691
45.1.5 Sinnlichkeit und Verstand 694
45.1.6 Die Wesensschau 698
45.2 Materiale Wertethik 703
45.2.1 Max Scheler 703
45.2.2 Nicolai Hartmann 714
45.3 Heidegger 721
45.3.1 Die rezessive Entfremdung der Subjektivität 721
45.3.2 Die existenziale Analytik 727
45.3.3 Die Preisgabe der existenzialen Analytik 738
45.3.4 Langeweile und Zuspitzung 745
45.3.5 Das Geschehen der Wahrheit 748
45.3.6 Das Sein 754
45.3.6.1 Heideggers Seinsverständnis 754
45.3.6.2 Die Entkräftung des Seins 758
45.3.6.3 Die Seinsgeschichte 767
45.3.7 Der eschatologische Neuplatonismus 773
45.4 Sartre 778
45.4.1 Subjektivität 778
45.4.2 Ansichsein 786
45.4.3 Der Andere 789
45.4.4 Existenzialismus 796
45.4.5 Hermeneutik synästhetischer Charaktere 798
45.4 Merleau-Ponty 800
45.5.1 Phenomenologie de la Perception 800
45.5.2 Le Visible et Hnvisible 806
Zusammenfassung und Ausblick 811
Glossar 824
Personenregister 829
Sachregister 835
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