Kann man die Geschichte einer Himmelsrichtung schreiben? Man kann, oder genauer: Dieter Richter kann es. Richter ist ein vom Süden Infizierter, der im TV-Gespräch mit Alexander Kluge mit glänzenden Augen vom Vesuv und dem historischen Ausbruch sprechen kann, der Pompeij und Herculaneum verschüttete, und 2000 Jahre in der Vergangenheit liegt. Wer begeistert ist, kann andere begeistern. Im vorliegenden Buch trägt er aus allen Wissensbereichen zusammen, was über den Süden zu sagen ist und gewusst werden kann: Wie sich seine Wertschätzung im Lauf der Geschichte immer wieder änderte, welche symbolische Bedeutung er annahm, was er den Pilgern nach Santiago de Compostela bedeutete und was den portugiesischen Entdeckern oder den Eroberern der Antarktis. Staunend erlebt man beim Lesen, wie sich alle Klischees und Wissensbruchstücke, die man selbst beim Stichwort 'Süden' assoziieren kann, zu einem systematischen Überblick verbinden, der geografische, kulturhistorische, soziologische, sprachwissenschaftliche, theologische und kunstgeschichtliche Elemente miteinander in Beziehung setzt. Reich bebildert und mit zahlreichen Belegstellen und weiter führenden Verweisen versehen, ist das Buch für jeden ein Genuss, der flanierend seinen Horizont erweitern und vorhandene Kenntnisse vertiefen möchte. Und da der Süden nicht ohne Gegenüberstellung der anderen Himmelsrichtungen bestimmt werden kann, erfährt man gleich auch noch jede Menge über Osten, Norden und Westen.

Matthias Wörther, lehrerbibliothek.de

Vom Süden in der antiken Welt zur Capri-Sonne der 1950er Jahre, von der Entdeckung der Südseeinsel Tahiti bis zur heutigen Sehnsucht nach Strand, Palmen und blauem Meer: Der Süden leuchtet! Dorthin zeigt die Kompassnadel des Glücks.

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