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Der Kopftuch-Streit Das Abendland und ein Quadratmeter Islam
Der Kopftuch-Streit
Das Abendland und ein Quadratmeter Islam




Heide Oestreich

Brandes & Apsel
EAN: 9783860997864 (ISBN: 3-86099-786-6)
195 Seiten, kartoniert, 15 x 21cm, 2004

EUR 15,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wie unter einem Brennglas bündeln sich im Kopftuch-Streit gesellschaftliche Konflikte. Die muslimische Frau mit Tuch - eine Provokation auf mehreren Ebenen. Staatliche Neutralität, Frauenbilder, »echte« oder »falsche« Toleranz, Integration, Religionsfreiheit, vieles gilt es zu überdenken. Kein Wunder, dass an den Schnittstellen dieser Diskurse die Emotionen hochkochen und die Argumentationslinien quer durch die Parteien und Bewegungen verlaufen.

Heide Oestreich dokumentiert und diskutiert all diese Positionen gründlich und prüft kritisch deren Argumente. Das Buch spannt den Bogen vom Rechtsstreit der Lehrerin Ludin über die Gesetze der Bundesländer zu den Parteien, von den türkischen Vereinigungen und fundamentalistischen Organisationen bis zu den europäischen Nachbarn, von feministischen Positionen über sozialwissenschaftliche Studien bis hin zur mulitkulturellen Debatte.

Entstanden ist ein Buch, das den Bemühungen muslimischer Frauen um Anerkennung Respekt zollt und eine reflektierte Politik der Toleranz einfordert.
Rezension
„Die Bereitwilligkeit einer Gesellschaft, ein Stück Stoff als ungeheure Provokation zu empfinden und mit all diesen Konnotationen aufzuladen, weist unweigerlich auch auf sie selbst zurück.“ (S. 185), - so die Verfasserin im Schluss-Teil des Buchs. - Es ist das Verdienst dieses Buchs, dieser taz-Redakteurin und des Verlags Brandes & Apsel, die emotional aufgeladene Debatte um das Kopftuch (an deutschen Schulen) auf ein vernünftiges Niveau zu holen und den Blick zu weiten für die vielfältigen Aspekte der Thematik. Denn in der Tat scheint sich das Abendland an einem Quadratmeter Islam (Untertitel) geradezu zu entzünden … Das Buch bietet eine Perspektive jenseits der emotional aufgeladenen Alternative von Ja oder Nein. Für die einen ist die die Debatte auslösende angehende Lehrerin Fereshta Ludin die Vorkämpferin religiöser Emanzipation in einer islamfeindlichen Gesellschaft, für die anderen verhindern deren verhüllte Haare die weibliche Emanzipation und fördern eine islamische reaktionäre Haltung. Heide Oestreich beleuchtet das Thema „islamisches Kopftuch" kompetent, intelligent und in verständlicher Weise von allen Seiten. Jenseits vorurteilsbehafteter und überheblicher Entwertungen verhilft ihre Analyse zu einem differenzierten Urteil in einem aktuellen gesellschaftlichen Konfliktfeld. Ihre Kompetenzen liegen dabei mehr im soziologisch-politischen Bereich, weniger im spezifisch religiös-religionswissenschaftlichen Sektor. - Das Buch sei allen (Lehrerinnen und Lehrern) empfohlen, die sich der Debatte ausgesetzt sehen oder sich ihr stellen wollen. Und es weitet den Blick auch jenseits der konkreten Fragestellung, die pars pro toto gedeutet werden kann als Stellungnahme zum Zusammenleben der Kulturen.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Stimmen zum Buch:

"Heide Oestreichs Buch sorgt nun für Ordnung im Informationschaos rund um das Kopftuch. Verständlich sortiert sie politische und juristische Argumente und beleuchtet Hintergründe, die gern übersehen werden." (Gabi Mayr, in: Süddeutsche Zeitung)

"Oestreich stellt in gründlicher Feinarbeit zusammen, was der aufgeklärten Meinungsbildung dient - juristische, politische, kulturelle, international vergleichende Aspekte des Streits um ein Stück Stoff, das als Symbol die Geister quer durch alle Lager scheidet." (Elisabeth von Thadden, in: DIE ZEIT)

"... eine spannende Dokumentation und ... eine differenzierte, ausgezeichnet lesbare Auseinandersetzung mit einem Stück Stoff, die die aktuelle gesellschaftliche diskussion erweitert und verstehen hilft und allen Bibliotheken dringend empfohlen wird." (Daniela Neuenfeld-Zvolsky, in: Einkaufszentrale der öffentlichen Bibliotheken - Infodienst)

"Ein überfälliger Aufruf zu einem unaufgeregterem Umgang mit dem Tuch." (Buch der Woche, in: Evangelische Sonntagszeitung)

"... versucht Heide Oestreich ... eine Schneise durch die unübersichtliche Gemengelage zu schlagen und die Argumente zu ordnen. Oestreich rekonstruiert nicht nur die Genealogie des Konflikts bis hin zur Entscheidung der Karlsruher Richter, sondern verfolgt auch die durch das höchstrichterliche Urteil ausgelöste hektische Betriebsamkeit bei den föderalen Gesetzgebern und deren medienöffentliche Resonanz." (Astrid Reuter, in: Frankfurter Rundschau)

"Heide Oestreich stellt klar. Politisch agierende und religiös missionierende Lehrer gehören nicht in die Schule, egal, ob mit oder ohne Kopftuch. Doch für diese Fälle gibt es bereits die individuelle Eigungsprüfung und das Disziplinarrecht. Ein generelles Kopftuchverbot hingegen wirkt kontraproduktiv..." (Monika Koepke, in: DeutschlandRadio)
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7

Kapitel 1 | Der Islam 11

GOTT UND DIE FRAUEN 11
Mohammed 11
Der Schleier 15
Ein Stoff macht Geschichte 18

FRAUEN IN MUSLIMISCHEN LÄNDERN 19
Die Frau im islamischen Recht 19
Muslimische Frauen heute: Mit dem Koran ins Internet 23
Internationale Frauen- und Menschenrechte 24
Kopftuch-Studentinnen: Das Beispiel Türkei 29

Kapitel 2 | Die Justiz 35

DAS KOPFTUCH WIRD ZUM FALL 35
Religion und Recht: Eine deutsche Geschichte 40
Das Grundgesetz und die Religion 42

LUDIN, SCHAVAN UND VIER GRETCHENFRAGEN 45
Das Verwaltungsgericht Stuttgart 51
Der Verwaltungsgerichtshof Mannheim 53
Das Bundesverwaltungsgericht 54

DAS BUNDESVERFASSUNGSGERICHT -
KURZ VOR DER ENTSCHEIDUNGSUNFÄHIGKEIT 56

DAS MINDERHEITENVOTUM 60
Andere Fälle - andere Entscheidungen 63

DIE JURISTISCHE DEBATTE UM DEN FALL LUDIN 67
Kopf ohne Tuch 67
Kopf mit Tuch 69
Die Unentschiedenen 72
Kommentare und Gutachten zum Verfassungsgerichtsurteil 73

DIE DEUTSCHE JUSTIZ UND IHRE SCHEUKLAPPEN 77

Kapitel 3 | Die Politik 81

DIE BUNDESLÄNDER UND IHRE GESETZE 83
Kopftuch nein, Kreuz ja: Unterschiedliche Behandlung der Religionen 83
Kein Kreuz, keine Kippa, kein Kopftuch: Die Schule säkularisieren 88
Das Tuch tolerieren 89

DER BUNDESPRÄSIDENT 89

DIE PARTEIEN 90

GESELLSCHAFTLICHE GRUPPEN 95

EXKURS: BERUFSVERBOTE 111

Kapitel 4 | Der Islamismus 115

FERESHTA LUDIN UNTER VERDACHT 115

AMBIVALENTE FÜRSPRECHER : ZENTRALRAT UND ISLAMRAT 119
Milli Görüs 127
Dialog mit dem Monolog 127

DAS FRAUENBILD DES FUNDAMENTALISMUS 128

Kapitel 5 | Die Frauen 137

DIE KOPFTUCHTRÄGERINNEN IN SCHWIERIGER MISSION 137

DIE MUSLIMISCHE JUGEND UND DER VERLOCKENDE FUNDAMENTALISMUS 133

DIE TÖCHTER DER GASTARBEITER UND IHR KOPFTUCH 137
Das Tuch und der Körper 140
Das Islam-Verständnis der Neo-Muslimas 142
Das Kopftuch als Identitätsmarker 144
Die Geschlechter im Blick der Neo-Muslimas 146
Neo-Muslimas und ihre muslimische Umgebung 149
Muslimischer Feminismus in Deutschland 157
Die Politik der Neo-Muslimas 154

Kapitel 6 | Die Mehrheitsgesellschaft 157

DAS TUCH IM AUGE DER BETRACHTERIN 160
Das muslimische Mädchen in der Opferrolle 167
Das Opfer macht Schule 163
Beruf ohne Kopftuch - Kopftuch ohne Beruf 166

MUTMASSUNGEN ÜBER DIE MEHRHEITSGESELLSCHAFT 168

Kapitel 7 | Europa 173

MULTIRELIGIOSITÄT ODER LAIZITÄT: WIE ES DIE ANDEREN MACHEN 173

Schluss 185

Literatur 197